Sonderzug nach Brüssel

400 Leuphana-Studierende präsentieren Reformmodell für     Gesundheitswesen im EU Parlament

Lüneburg. Rund 400 Studierende der Leuphana Universität Lüneburg werden ihren Studienbeginn so schnell nicht vergessen. Sie hatten bei der letztjährigen Startwoche für die Studienanfänger in einem Planspiel den besten Vorschlag für einen Umbau des deutschen Gesundheitswesens entwickelt und damit bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Am 19. Juni reisen die Gewinner mit einem Sonderzug der Deutschen Bahn AG für einen Tag nach Brüssel. Auf Einladung von Abgeordneten der Fraktionen der Sozialdemokraten, der Europäischen Volkspartei, der Grünen und der Liberalen werden sie den europäischen Institutionen ihr Modell präsentieren. Geplant ist ein Zusammentreffen im Plenarsaal des Europäischen Parlaments mit Parlamentspräsident Martin Schulz, den Parlamentariern und hochrangigen Vertretern der Europäischen Kommission.

Modelle für einen radikalen Umbau des öffentlichen Gesundheitswesens der Bundesrepublik Deutschland zu entwickeln, so lautete die Aufgabe für die insgesamt 1.800 Studienanfänger der Leuphana im vergangenen Wintersemester. Fünf Tage lang haben sie - aufgeteilt in 120 Teams - mögliche Grundzüge einer umfassenden Gesundheitsreform erarbeitet und mit rund 100 Experten aus Gesundheit, Politik, Selbstverwaltung, Wissenschaft und Krankenversicherungen diskutiert. Die Vorschläge wurden von einer prominenten Jury prämiert. Am besten schnitt dabei die Gruppe „Deutschland Versicherung" ab. Sie entwickelte das Modell einer gesetzlichen Grundversorgung für alle, kombiniert mit großer Transparenz in der Leistungserbringung. 

Jury-Mitglied Raimund Becker aus dem Vorstand der Bundesagentur für Arbeit bescheinigte dem Lösungsvorschlag eine hohe Praxistauglichkeit: „Die Politik sollte sich mit den Ideen der Studierenden beschäftigen. Ähnliche Ansätze in Schweden und der Schweiz zeigen, dass derartige Modelle umsetzbar sind." 

Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments, ist gespannt auf die Besucher von der Leuphana: „Vor dem Hintergrund einer fiktiven Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs haben die Studierenden ein hochkomplexes und kontroverses Thema erfolgreich bearbeitet. Das hat uns beeindruckt. Jetzt können sie überprüfen, ob ihr Vorschlag auch einer kritischen Diskussion mit den erfahrenen Parlamentariern standhält."

Möglich geworden ist die Reise nach Brüssel dank des besonderen Engagements der Deutschen Bahn AG. Der verantwortliche Marketing-Vorstand des Fernverkehrs Dr. Manuel Rehkopf sagt dazu: „Wir sind froh, ein so innovatives Projekt wie die Leuphana Startwoche zu unterstützen. Sie leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, junge Menschen früh zu einer lösungsorientierten Beschäftigung mit gesellschaftlichen Problemstellungen zu befähigen. Dafür steht die Bahn als hochinnovativer, öffentlicher Dienstleister ebenso wie als verantwortungsbewusster Arbeitgeber. " 

Leuphana Vizepräsident Holm Keller ist dankbar für die Unterstützung des EU Parlaments und der Bahn AG: „Die Studierenden haben in der Startwoche hart gearbeitet. Die Reise nach Brüssel würdigt die Qualität dieses Ergebnisses und eröffnet den 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Gelegenheit, ihr Reformkonzept intensiv mit erfahrenen Politikern zu diskutieren." 

Die Startwoche ist seit dem Jahr 2007 Teil des erfolgreichen Konzepts der Leuphana für ein neues Studien- und Universitätsmodell. Alle Erstsemester-Studierenden werden während ihrer ersten Tage an der Universität mit einer umfangreichen Aufgabe konfrontiert, die es in fächerübergreifend zusammengesetzten Teams zu bewältigen gilt. Gleich zum Beginn des Studiums lernen die jungen Akademiker dabei die Vorzüge von Teamarbeit und Projektmanagement kennen. Im Austausch mit ihren Kommilitonen entwickeln sie außerdem die Fähigkeit, über den Tellerrand des eigenen Studienfachs hinauszublicken.