Forschung

Moderne Demokratien werden gegenwärtig und zukünftig durch das Spannungsverhältnis zwischen Legitimität und Leistungsfähigkeit herausgefordert. Legitimität und Leistungsfähigkeit als Problembereich gehört somit nicht nur zum Kernbestand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Demokratie; er gewinnt auch vor dem Hintergrund neuer gesellschaftlicher Herausforderungen (z.B. Nachhaltigkeit, Wissensgesellschaft) sowie aktueller politischer Wandlungsprozesse (z.B. Internationalisierung, Mediatisierung) zunehmend an Bedeutung. Das Spannungsverhältnis zwischen beiden zentralen Anforderungen zeigt sich in drei wesentlichen Bereichen, auf die sich die Forschung am Zentrum für Demokratieforschung konzentriert: auf einer macro-Ebene liegt das Augenmerk auf den zivilgesellschaftlichen Grundlagen der Demokratie - auf Werten, Einstellungen und Verhalten als Voraussetzungen für die Überlebensfähigkeit demokratischer Institutionen. Auf einer meso-Ebene werden formelle und informelle institutionelle Rahmenbedingungen erforscht sowie deren Einfluss auf die Leistungsfähigkeit von Parteienregierungen untersucht. Dies beinhaltet auch Fragen nach institutionellen Reformen und Wandel. Schließlich wird auf einer micro-Ebene der Frage nachgegangen, wie die Interaktion zwischen Zivilgesellschaft und Institutionen in spezifischen Politikfeldern (z.B. Umweltpolitik) umgesetzt wird und wie entstehende Konflikte demokratisch geregelt werden. Der Schwerpunkt liegt hier auf Beteiligung, Repräsentation und Deliberation sowohl auf nationaler, als auch auf europäischer Ebene.

Die drei Bereiche sind am Zentrum für Demokratieforschung in folgenden Forschungseinheiten zusammengefasst:

  • Wertewandel und Human Empowerment

Zentrale Forschungsfragen:

  1. Wodurch werden ‘emanzipative Kulturen’ gefördert, in denen Wahlfreiheit und Chancengleichheit geachtet werden?
  2. Wie verändern emanzipative Kulture Zivilgesellschaften und machen diese zu Instrumenten des human empowerment?
  3. Wie beeinflusst der Prozess des human empowerment Lebbarkeit und Blüte der Demokratie?
  • Parteienregierung und institutioneller Wandel

Zentrale Forschungsfragen:

  1. Welches ist der Einfluss formeller und informeller institutioneller Rahmensetzungen auf die Performanz von parteienregierungen?
  2. Welches sind die sozialen und politischen Voraussetzungen für institutionelle Reformen?
  3. Was ist die Rolle und Funktion politischer Führung in der respräsentativen Demokratie? 
  • Beteiligung und öffentliche Politik

Zentrale Forschungsfragen:

  1. Welche alten und neuen Formen der demokratischen Repräsentation, Partizipation und Deliberation bestehen innerhalb und jenseits des Nationalstaats?
  2. Wie formulieren und verfolgen Akteure politische Strategien in demokratischen Gesellschaften?
  3. Wie können Möglichkeiten und Grenzen von partizipativen und deliberativen Ansätzen zur demokratischen Problemlösung und Konfliktresolution in differenzierten Politikfeldern analysiert und bewertet werden?

Diese drei Themenbereiche sind nicht nur unter Gesichtspunkten politisch-gesellschaftlicher Relevanz und wissenschaftlich-fachlicher Profilierung besonders einschlägig, sondern bauen auch auf ausgewiesenen fachlichen Kompetenzen des Zentrums auf. Diese manifestieren sich sowohl in der Anzahl an hochrangigen, internationalen Publikationen von Zentrumsmitgliedern, als auch in den primären Datensammlungen, die regelmäßig am Zentrum erhoben werden (vor allem der World Value Survey Deutschland und die Datenbank zu mittel- und osteuropäischen politischen Systemen und Regierungen).

Die Nachhaltigkeit und der Forschungserfolg des Zentrums wird zudem erreicht durch gezielte Nachwuchsförderung in Form von Stipendien und Sommerschulen sowie durch die Organisation von regelmäßigen Konferenzen und Gastvorträgen zu aktuellen Fragen der Forschung. Zudem ist das Zentrum für Demokratieforschung national wie international hervorragend vernetzt und bietet damit optimale Arbeitsbedingungen für junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen.