Prof. Dr. Saskia Sassen bei der Startwoche 2020: „We have entered a new epoch“

07.10.2020 Die renommierte Soziologin Saskia Sassen war am vierten Tag der Startwoche Keynote-Speakerin. Die Professorin an der Columbia University nahm sich viel Zeit, die Fragen der Erstsemester-Studierenden zu beantworten.

Saskia Sassen hielt die Keynote am 4. Tag der Startwoche ©Marvin Sokolis
Saskia Sassen spricht zu den rund 1400 Erstsemester-Studierenden, die dem Vortrag entweder auf ihren Computerbildschirmen oder gemeinsam mit ihren Kleingruppen in Seminarräumen folgten.

„It is a very special moment for the elders who work with students to learn from the students“, sagte Saskia Sassen zu den rund 1400 Erstsemester-Studierenden, die dem Vortrag entweder auf ihren Computerbildschirmen oder gemeinsam mit ihren Kleingruppen in Seminarräumen folgten. Die Wissenschaftlerin sprach über Stadtentwicklung. An vielen Orten würden immer mehr Grünflächen großen Gebäuden weichen. „Manhattan is a jungle of huge towers“, beschrieb Saskia Sassen. In Lateinamerika und China entwickelten sich Städte ähnlich. Dabei brauchten urbane Räume Grünflächen: „We have destroyed too much“, sagt Saskia Sassen. Zu viele Tier- und Pflanzen-Arten seien bereits verloren. Aber die jungen Menschen mit ihrer Achtsamkeit für diese Probleme könnten die Wende bringen. Ein bisschen als Einladung gemeint, ein bisschen als Provokation, wie sie selbst einordnet, spricht Saskia Sassen von einer neuen Epoche.

Auch den Ausbruch der Corona-Pandemie bringt die Soziologin in Zusammenhang mit der räumlichen Ausbreitung des Menschen. „There is some connection between the virus is entering our lives and we have entered the green zones“, sagt Saskia Sassen. Der Mensch sei bereits in sehr viele Teile der Welt vorgedrungen. Corona würde uns vor allem unsere Zerbrechlichkeit vor Augen führen: „We cannot fool ourselves.“

Viele glaubten dennoch an das ewige Wachstumsversprechen. Gerade Amerika attestierte sie eine „willful ingnorance“ und machte auf die dramatische Wohnsituation vieler Mittelständler*innen in den USA aufmerksam. Lehrerinnen, Kellner oder andere Menschen, die unter steigenden Mieten litten, lebten in Hütten oder Autos: „Something is in deep decay.“ Ein Student sprach die Wissenschaftlerin auf ihre Meinung zu Leerständen an. Saskia Sassen berichtet von ungenutztem Wohnraum etwa in Manhattan, wo aber andererseits Menschen auf der Straße leben: „Uninhabitated buildings are a violation of justice.“

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