Promovierende und ihre Themen
Arbeitstitel: Isa Genzkens Arbeiten im Spannungsfeld von minimalistischer Formensprache und semantischer Dichte.
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Gegenstand des Forschungsvorhabens ist das künstlerische Werk von Isa Genzken (geb. 1948). Untersucht wird das Spannungsverhältnis zwischen minimalistischer Formensprache und semantischer Dichte. Charakteristisch für das Gesamtwerk der Künstlerin ist ein formaler Bezug zur künstlerischen Praxis der Minimal Art. Zugleich verwendet die Künstlerin Formen und Motive, die über das individuelle und das kollektive Wissen des Betrachters entschlüsselbar sind. Vor allem in den jüngsten Skulpturen und Installationen lässt sich eine konsequente Entwicklung von einer formalistischen Formensprache hin zu einer medienhybriden, installativen Arbeitstechnik unter Verwendung auch figürlicher Bildelemente feststellen.
Ziel der Dissertation ist es die konzeptuelle Ausrichtung von Genzkens Arbeiten auf der einen Seite und ihre emotionale Adressierung auf der anderen Seite sowie unterschiedliche Lesarten, die sich aus diesem Spannungsverhältnis ergeben, kunsttheoretisch zu kontextualisieren und kunsthistorisch zu verorten.
Betreuerin: Prof. Dr. Beate Söntgen
Arbeitstitel: Tischszenen in der französischen Malerei des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
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Auf der Oberfläche von gemalten Tischen zeigen sich Praktiken des (Ver-)Sammelns, der Gemeinschafts- und Subjektbildung sowie des künstlerischen Entwurfs und lassen sie damit zu Metaphern der Leinwand werden. Sie bieten Fläche für diverse Ordnungen, die auf ihnen arrangiert, in Relation gesetzt und verhandelt werden und vorherrschende Annahmen infrage stellen. Durch ihre Begrenztheit konzentrieren sie den Blick der Betrachter*innen auf die Objekte, die auf ihrer Oberfläche sichtbar werden, und schaffen Imaginationsräume. Als Schwellenfigur öffnen sie eine Schnittstelle, auf der sich die ästhetischen, sozialen und reflexiven Ebenen des Bildes begegnen, und evozieren zugleich ein Kippmoment, indem sie in ihrer Erscheinung zwischen widersprüchlichen Funktionen und Darstellungsweisen schweben.
Das Dissertationsprojekt konzentriert sich auf Esstische, die in bewohnten Interieurs oder im Freien erscheinen und somit zu gesellschaftlichen Tischszenen werden. Die Forschung zu gemalten Tischen legte ihren Fokus bisher auf Stilllebentische und vereinzelt auf Picknickszenen. Hieran anknüpfend stehen nun ausdrücklich belebte Tischszenen im Vordergrund.
Esstische in der Bildenden Kunst ermöglichen einen differenzierten Blick auf jene Momente, in denen an die Stelle der eigentlichen Kulturpraktik ein künstlerisches Verfahren tritt, in denen sich Innerlichkeit in eine äußere Form und ihre Präsentation wandelt, in denen der Raum in die Fläche kippt und damit die produktions- und rezeptionsästhetische Dimension von Tischen thematisiert wird. In Bezug auf den Esstisch sind es die gesellschaftlichen und mentalen Rahmenbedingungen einer Mahlzeit, die der Ordnung am Tisch zugrunde liegen. Dabei geht es um festgelegte Normen und Wertesysteme, wie Mahlzeitengefüge, Service, Speisefolge und Tafeldekoration sowie Tischsitten, Geschlechter- und Standesdifferenzierungen, die in der Gemeinschaft am Tisch ihren Ausdruck finden. Als soziale wie auch materielle Figur wird ihm daher eine stabilisierende, differenzierende, ordnende und normierende Funktion zugesprochen. Der Tisch ist somit ein mobiler, materieller Träger einer immateriellen Ordnung, die sich auf ihm verdinglicht und in Relation zu einer Tischgemeinschaft realisiert wird. Trotz dieser erheblichen bedeutungstragenden Funktion ist der Tisch selbst ein überaus unauffälliger Gegenstand. Meist tritt er hinter dem Geschehen zurück, er fällt sozusagen aus dem Blick. Als Metapher der Leinwand ist der Tisch „Bild im Bild“. Er ist unscheinbarer Teil des Ganzen und tritt zugleich als bedeutungstragendes Detail aus der Gesamtstruktur hervor. Die zugrunde liegende Überlegung ist daher, was eintritt, wenn gemalte Tische in die Sichtbarkeit rücken und somit aus dem Bild und in den Blick fallen. Dabei werden Formen der Darstellung, die Reflexion ihrer Produktion sowie die soziale Umgebung ihrer Entstehungszeit miteinander verwoben. Das Projekt bewegt sich im Zeitraum des ausgehenden 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, da Tische zu dieser Zeit zunehmend als eigenständige und produktive Instanzen in den Vordergrund rücken und sich vor dem Hintergrund des aufkommenden Bürgertums auf der Oberfläche des Tisches eine neue Ära bürgerlicher Genusskultur entfaltet.
Dafür bedient sich das kunstwissenschaftliche Projekt Methoden der Darstellungstheorie, Produktionsästhetik, Wissensgeschichte/-theorie, der Rezeptionsästhetik, der Kulturwissenschaft sowie der Bild- und Medienwissenschaften.
Betreuerin: Prof. Dr. Beate Söntgen
Arbeitstitel: Zwischen klassischem Kunstideal und Avantgardetheorie - Die Rolle Wilhelm Hausensteins in der Kunstkritik des frühen zwanzigsten Jahrhunderts
Erstbetreuerin: Jun.-Prof. Stephanie Marchal
Zweitbetreuerin: Prof. Beate Söntgen
Ostfuturistisches Erinnern. Morphologien der Transformation in postsozialistischer Videokunst
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Dieses Forschungsvorhaben, das sich mit zeitgenössischer Kunst und ihrer Reflexion der Transformation nach 1989 bzw. 1991 beschäftigt, zielt darauf, postsozialistische Videokunst unter Rekurs auf kunstwissenschaftliche und kulturtheoretische Ansätze zu analysieren. Entlang ausgesuchter Arbeiten einer paneuropäischen Generation, die den Niedergang des Sozialismus oder das Ende des Kalten Krieges vorrangig in der Kindheit miterlebt hat, werden theoretische Figuren, Modelle und Bezugnahmen herausgearbeitet, die die bisherige, in „Ost“ und „West“ aufgegliederte, zweistimmige Kunstgeschichte aufbrechen. Eine Besonderheit dieser Forschungsarbeit liegt in der These, dass die neuen Ansätze einer performativen, horizontalen und genderkritischen Geschichtsschreibung und Theoriebildung in den konzeptuellen Arbeiten dieser transitorischen Generation selbst anzutreffen sind – noch bevor sie als Paradigmen in den gegenwärtigen postsozialistischen Diskurs eindringen.
Im Kontext der Visual Culture Studies ist dieses Promotionsvorhaben einem „Schreiben mit der Kunst“ (Marsha Meskimmon) verpflichtet, wobei Kunstwerke aus rezeptionsästhetischer Perspektive stets als im Werden begriffen sind. Dabei werden viele der ausgewählten Werke im Rahmen dieser Arbeit erstmals überhaupt diskutiert und kontextualisiert – mithilfe theoretischer Filter wie der Aktivierung der Sprache, des Körpers und indexikalischer Spuren dieser „unterbrochenen Historien“ (Zdenka Badovinac). Wie werden Worte, Verkörperungen und Indices als experimentelle Materialien und retroutopische Werkzeuge eingesetzt? Wie tritt die kulturelle Erinnerung an die postsozialistische Transformation in zeitgenössischen Videoarbeiten zutage?
Erstbetreuer: Apl. Prof. Dr. phil. Ulf Wuggenig
Zweitbetreuerin: Prof. Dr. Hanne Loreck
Arbeitstitel: Die Rezeption des Nordens in Kritiken und Kunstwerken um 1900 – das Beispiel Walter Leistikow
Erstbetreuerin: Jun.-Prof. Dr. Stephanie Marchal
Arbeitstitel: Das Wissen der Kunst in der Forschung - Eine vergleichende Analyse von Artistic Research-Programmen an Universitäten und Kunsthochschulen in Europa.
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„Künstlerische Forschung“/“Artistic Research“ erfährt nicht nur im Kunstfeld eine Konjunktur und wird in zahlreichen Publikationen, Ausstellungen und Symposien thematisiert; künstlerische Formen der Wissensproduktion gewinnen auch als Quelle kreativer Forschungsansätze für Wirtschaft und Wissenschaft zunehmend an Relevanz und haben Eingang in die Reflexion und Praxis der Ausrichtung von Kunsthochschulen sowie in Leitlinien und Programmatiken zur Kultur- und Kreativwirtschaft gefunden (Biggs/Karlsson 2011; Joly/Warmers 2012). An vielen Kunsthochschulen im englischsprachigen Raum wurden bereits Artistic Research-Studienprogramme eingeführt und Künstler/innen mit PhDs stellen keine Seltenheit mehr dar (Elkins 2009). Als relativ junge Forschungsdisziplin erfährt künstlerische Forschung im Bereich der Hochschulforschung in Deutschland jedoch noch keine breite Akzeptanz und wird häufig kontrovers diskutiert.
Die Dissertation führt zunächst die Ursprünge künstlerischer Forschung auf die recherchebasierte künstlerische Praxis konzeptueller und institutionskritischer Künstler/innen der 1960er/70er und 1990er Jahre zurück, die zunehmend auch wissenschaftliche und dokumentarische Forschungsprozesse einbezogen (Caduff/Wälchli 2010). In einer empirischen Untersuchung sollen aktuelle Programme und Forschungsprojekte, die künstlerische Forschung einbeziehen, an fünf international renommierten Universitäten und Kunsthochschulen im deutsch- und englischsprachigen Raum untersucht und verglichen werden, um aufzuzeigen, in welchen konkreten Kontexten künstlerische Forschungsansätze angewendet werden. Anhand qualitativer Interviews mit beteiligten Künstler/innen und Forscher/innen sollen sowohl das jeweilige Forschungsverständnis sowie die Interessen der Institution herausgearbeitet werden. Da die Arbeit davon ausgeht, dass künstlerische Praxis als spezifische Form der Wissensproduktion betrachtet werden kann, soll der Diskurs um künstlerische Forschung insbesondere aus diskursanalytischer und wissenschaftssoziologischer Perspektive thematisiert werden. Vor dem Hintergrund einer Öffnung und Erweiterung des Wissens- und Forschungsbegriffs sollen verschiedene Wissensbegriffe diskutiert werden, um zu analysieren, welches spezifische „Wissen“ künstlerischer Forschung zukommt. Der Fokus wird dabei auf künstlerische Forschungsansätze gelegt, die ein subversives und kritisches Potential aufweisen, um zu untersuchen, ob diese neue Sichtweisen und Forschungsansätze eröffnen könnten und inwiefern künstlerische Forschung auch die Möglichkeit birgt, die Grenzen und Möglichkeiten gegenwärtiger Wissensordnungen zu hinterfragen (Busch 2009; Bippus 2009).
Literaturnachweise
Biggs, Michael; Karlsson, Henrik (Hg.) (2011): The Routledge Companion to Research in the Arts. London; New York: Routledge.
Bippus, Elke (2009): Kunst des Forschens. Praxis eines ästhetischen Denkens. 1. Aufl. Zürich: Diaphanes (Schriftenreihe des Instituts für Gegenwartskünste, 4).
Busch, Kathrin (2009): Artistic research and the Poetics of Knowledge. In: Dieter Lesage,
Kathrin Busch (Hg.): A Portrait of the Artist as a Researcher. The Academy and the Bologna Process, AS Mediatijdschrift / Visual Culture Quarterly (179). Antwerpen: MuHKA, S. 36–45.
Caduff, Corina; Siegenthaler, Fiona; Wälchli, Tan (Hg.) (2010): Art and Artistic research. Kunst und künstlerische Forschung. Zürich: Zürcher Hochschule der Künste; Scheidegger & Spiess.
Elkins, James (Hg.) (2009): Artists with PhDs. On the new doctoral degree in studio art. Washington DC: New Academia Publications.
Joly, Jean-Baptiste; Warmers, Julia (2012): Künstler und Wissenschaftler als reflexive Praktiker. Ein Vorwort. In: Martin Tröndle und Julia Warmers (Hg.): Kunstforschung als ästhetische Wissenschaft. Beiträge zur transdisziplinären Hybridisierung von Wissenschaft und Kunst. Bielefeld: Transcript, S. x–xii.
Erstbetreuer: Prof. (apl.) Dr. Ulf Wuggenig
Arbeitstitel: La notion d'événement dans l'art contemporain à l'ère des industries créatives.
Arbeitstitel: Die Neubewertung kultureller Praktiken. Eine praxeologische Analyse des Immateriellen Kulturerbes Tango.
Arbeitstitel: Bill Viola. Bilder des Sturzes – Stürzende Bilder.
Arbeitstitel: Material Matters. Contemporary Sculpture: Between the Corporeal and the Digital.
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This study is situated at the crossroads of art history, digital technology and philosophy, as it considers the work of three young artists who have been significantly influenced by the digital. American and British artists Alisa Baremboym, Alice Channer and Josh Kline use digital technologies as means of artistic production, as material resources and as prompts for reflections on technology’s impact on the human body. In close dialogue with the artists’ works (some of them present in Tate’s collection), and substantiated by theoretical accounts, it is the goal of this systematic and historical research to examine the impact of the digital on artistic materials and body representations.
The study revolves around three central themes related to the art works’ genre, conceptualisations of form and discursive environment. The first chapter argues that the work of Baremboym, Channer and Kline points towards an embodiment of the digital, which is understood as both immaterial and at the same time solidly material. Within the discourse of sculpture, these artists thus prompt us to re-conceptualise the relationship between the digital and physical, between materiality and immateriality. Reworking historical debates about formlessness, the abject and the post-human, the second chapter develops a differentiated understanding of how the artists’ (im)materials and representations of corporeality are altered by the increasing digitisation since the late 1960s. Turning to debates about Post-Internet Art, New Materialism and Speculative Realism, the third chapter discusses the opportunities and challenges offered by the art works’ discursive frame.
The aim of this threefold study is to theorise how the digital and the physical, the material and immaterial, are bound together in the artists’ work and how they transform existing notions of materiality and corporeality within contemporary art production. How do the three artists’ conceptualisations of (im)materiality and corporeality alter and incorporate discourses on sculpture, immateriality and the informe? The study thus contributes to an understanding of the ‘technological condition’ (Hörl 2011) of our present.
Erstbetreuerin: Prof. Dr. Beate Söntgen
Zweitbetreuerin: Prof. Dr. Susanne Leeb
Arbeitstitel: Performing War - Darstellung und Kritik internationaler Konflikte in der Perfomance Kunst seit den 1960er Jahren.
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Das Aufkommen von Performance Künsten wie Aktionskunst und Happenings erklärt Herbert Molderings mit dem Einzug des Fernsehens in den Alltag der Menschen um 1960. Ähnlich wie die Entstehung abstrakter Malerei um 1910, die eine Reaktion auf die „Störung“ durch die Entwicklung des Films sei, sieht Molderings die Entstehung der Performance Art als eine Antwort auf eine noch stärkere Störung ausgehend vom Fernsehen.
Die Störung oder Prägung durch das Fernsehen erfolgt nicht nur im Sinne einer (tages-) strukturierenden Funktion sondern insbesondere über seinen informativen Charakter. In Zeiten verschiedener intra- und internationaler Konflikte und Kriege erhalten diese über Nachrichtensendungen Einzug ins Heim und beeinflussen mit ihrer Darstellungsform und -weise die Wahrnehmung der Betrachter_innen.
Ausgehend von der These, dass das Fernsehen und seine Bilder die Wahrnehmung der Gesellschaften und auch die Darstellungsweisen bildender Künste veränderten und prägten, sind Performances nach dieser gesetzten Zäsur von 1960 insbesondere mit Bezug auf Kriegszustände Gegenstand des Dissertationsprojekts.
Untersucht werden dabei einerseits die Medialität und Form der Performances, die die Darstellungsweisen und Art der Kritik an Kriegszuständen beleuchten, und andererseits die Wahrnehmung der Zuschauer_innen. Wie werden die Krisenherde dargestellt und wie nimmt die Darstellungsweise Einfluss auf die ausgeübte Kritik? Wie werden Zuschauer_innen affiziert und welchen Einfluss hat die Darstellungsform auf die Vermittlung der Kritik?
Diese Fragen werden anhand von Performances von Mona Hatoum, Yoko Ono und Yayoi Kusama in der Dissertation behandelt. Besondere Aufmerksamkeit kommt dabei der Rolle des weiblichen Körpers in Kriegsdarstellungen zu. Das Dissertationsprojekt versteht sich als Beitrag zur feministischen Performance-Geschichte, die eine Kritik intersexueller Machtstrukturen übersteigt, indem sie eine feministisch informierte Kritik an internationalen Konflikten übt.
Betreuerin: Prof. Dr. Beate Söntgen
Arbeitstitel: Die Institution der Institutionskritik.
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Gegenstand des teils kunsthistorisch, teils kunstsoziologisch ausgerichteten Dissertationsvorhabens sind im Kunstfeld rezipierte Diskurse aus dem Umfeld der „Institutionskritik“, die seit einigen Jahren eine zunehmend stärkere Historisierung bzw. Musealisierung erlebt. Trotz des intensiven künstlerischen, kuratorischen und theoretischen Diskurses, der sich von der Legitimität und Sinnhaftigkeit der Institutionskritik über ihre faktischen Effekte jenseits der Intentionen ihrer Protagonisten bis hin zur Institutionalisierung und zum Ende ihrer Diskursrelevanz erstreckt, fehlt es bislang an einer genaueren Darstellung, Analyse und Kritik der Genese des Diskurses. Ziel der Arbeit „Die Institution der Institutionskritik“ (AT) ist eine systematische Bearbeitung der Frage, welcher Anteil einschlägigen Beiträgen der Kunstkritik und Kunstgeschichte und nicht zuletzt von Künstler_innen verfassten Texten bei der Historisierung, Valorisierung und Konsekrierung der heute unter dem Label „Institutionskritik“ zusammengefassten künstlerischen Produktion zukam bzw. noch immer zukommt. ¬Dabei wird mit Pierre Bourdieu davon ausgegangen, dass größere Umwälzungen im Kunstfeld, die sich auch in den diskursiven Strategien und Begrifflichkeiten äußern, nur in Zusammenhang mit externen Veränderungen und Kämpfen erfolgen, so dass sich, statt eine genealogische oder globale Darstellung zu verfolgen, eine Fokussierung auf signifikante Zeitabschnitte ergibt.
Erstbetreuer: Prof. Dr. Ulf Wuggenig
Arbeitstitel: Solidarität und Prekarität in Feldern der kulturellen Produktion.
Arbeitstitel: Linie Figur Grund. Tanzdarstellungen bei Henri de Toulouse-Lautrec.
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Gegenstand des Projekts mit dem Arbeitstitel „Linie Figur Grund. Tanzdarstellungen bei Henri de Toulouse-Lautrec“ sind die druckgrafischen Bewegungsdarstellungen des französischen Künstlers Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901). An ihnen wird der künstlerische Umgang mit dem Motiv des Tanzes untersucht, also die Darstellung der ephemeren Bewegung im statischen Medium des Bildes. Toulouse-Lautrec entwickelt in seinen Lithografien einen Darstellungsmodus, der von einem sich in der Zeit um 1900 verändernden Körperbild im Tanz ausgeht und dieses in das Medium des Bildes überträgt. Tanz und Kunst um 1900 stehen so in einer besonderen Weise wechselseitig in Beziehung – und zwar eine Beziehung, in der spezifisch moderne Vorstellungen vom Körper wie auch von Bildlichkeit zum Ausdruck kommen. Die in den Lithografien dargestellten Tänzerfiguren werden daher sowohl aus tanz- wie auch aus kunstwissenschaftlicher Perspektive mit Blick auf das Verhältnis von Körper und Kostüm sowie die Verortung des Körpers im Raum betrachtet. Die Untersuchung konzentriert sich dabei auf die Linie als spezifisches Darstellungselement zur Bewegungsvisualisierung und die Auffassung des Figuralen beziehungsweise des Figurierens in Bild und Tanz und verortet die Lithografien dazu stilistisch unter anderem im Umfeld des japanischen Holzschnitts und im Kontext der Ornamentdebatte und des Dekorativen. Ziel der Arbeit ist es, vor der Folie der sich wandelnden tänzerischen wie künstlerischen Moderne herauszustellen, wie die Tanzdarstellungen Toulouse-Lautrecs gleichzeitig die Aktualität des Tanzes und zentrale Aspekte moderner Bildlichkeit reflektieren.
Arbeitstitel: Hiroshi Sugimotos Photogenic Drawings & La Boite-en-Bois.
Betreuerin: Prof. Dr. Beate Söntgen
Eva Kristina Rahe, geb. Schubert
Arbeitstitel: Fotografie und Hochzeitsritual, Untersuchung zur Nutzung der Fotografie am Beispiel von Hochszeitsfotografie im ländl. Bereich.
Arbeitstitel: Mode und Accessoires – Fetischistische Strukturen in der Malerei Pierre-Auguste Renoirs.
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Gegenstand des Dissertationsvorhabens sind die Modebilder im Œuvre des französischen Künstlers Pierre-Auguste Renoir. Mode kommt bei Renoir wirkungsvoll ins Bild, indem die Eigenschaften der Kleider – die Stoffe, Falten, Rüschen und Accessoires – durch die malerische Behandlung besonders hervorgehoben werden. Die teils präzise, teils impressionistische Malweise verleiht den Dingen einen lebendigen Charakter, lädt sie auratisch auf, so die Arbeitshypothese. Das Ziel des Vorhabens ist es, vor dem Hintergrund des jüngsten kunst- und kulturwissenschaftlichen Diskurses um die materielle Kultur, die spezifischen Eigenschaften und die Wirkkraft der dargestellten Modedinge näher zu beleuchten und nach ihrer bildlichen Funktion zu fragen. Die Dissertation untersucht die Bedeutung der dargestellten Kleidung für das Bildganze, analysiert die affektiven Strukturen, die den Modedingen durch den Malprozess eingetragen werden und beleuchtet das Verhältnis des Betrachters zu den schön anmutenden Gegenständen. Damit wird nicht nur ein neuer Zugang zu Renoirs Œuvre eröffnet, dem bis in die neunziger Jahre eine weitreichende Bedeutung abgesprochen wurden. Es wird zudem ein bildtheoretischer Diskurs um Mode in der Malerei entfaltet sowie die Funktion des Bildes als Repräsentant begehrenswerter, affizierender Dinge untersucht.
Betreuerin: Prof. Dr. Beate Söntgen
Arbeitstitel: Relationale Dramaturgien.
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Dramaturgie ist ein viel gebrauchter und weit verbreiteter Begriff. Im Allgemeinen beruht er auf der Annahme, dass jedem Vollzug einer rituellen oder theatralischen Handlung bestimmte konzeptuelle Überlegungen vorangehen. Deshalb ist er klar in der Sphäre der Produktion verortet.In einigen zeitgenössischen Aufführungen, ist der Grad der Zuschauer-Partizipation so stark, dass das Publikum als eigentlicher Ko-Produzent des Ereignisses (und dessen Dramaturgie) bezeichnet werden müsste. In diesen Fällen entsteht die Dramaturgie erst und nahezu ausschließlich im Moment der Rezeption. Sie ist partizipativ, ephemer und hochgradig performativ. Das theoretische Wissen um solche dramaturgische Prozesse ist rar, die Methoden sie zu analysieren und zu beschreiben ungenügend.
Das Dissertationsprojekt "Relationale Dramaturgie" nimmt sich dieser Aufgabe in vier Schritten an:
1) Zum einen werden existierende und geeignete Fallbeispiele aus dem Bereich der performativen Künste nach der Struktur und der Funktionen einer relationalen Dramaturgie untersucht.
2) Zum Zweiten werden existierende Theorien zu und über Dramaturgie, relationale Ästhetik, Participatory Art, Social Art,… analysiert und diskutiert und anhand existierender geeigneter Fallbeispiele (Performances, Stadträume, Organisationen, …) untersucht.
3) In einem dritten Ansatz werden Erscheinungsformen von relationalen Dramaturgien in Phänomenen, Ereignissen und Organisationen untersucht, die nicht primär einem künstlerischen Kontext angehören, sondern eher dem Alltagsleben oder dem urbanen Umfeld zugehörig sind.
4) Als viertes wird versucht, auf Basis der vorherigen Arbeit eine Theorie relationaler Dramaturgien zu erstellen. Sie soll sowohl in künstlerischen als nicht-künstlerischen Sphären gültig sein.
Erstbetreuer: Prof. (apl.) Dr. Ulf Wuggenig
Zweitbetreuer: Prof. Dr. Timon Beyes
Arbeitstitel: Darstellung und Bildlichkeit. Daniel Nikolaus Chodowieckis Kupfer zu Goethes „Die Leiden des jungen Werthers”.
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Gegenstand der Dissertation sind die Illustrationen des Kupferstechers Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726-1801) zu Johann Wolfgang Goethes 1774 erschienenen Roman Die Leiden des jungen Werthers. Ziel ist es zu zeigen, in welcher Weise die Bilder die Rezeption der erfolgreichsten und einflussreichsten literarischen Publikation des 18. Jahrhunderts gesteuert haben. Kupfer und Roman waren Teil eines historischen Diskurses über Evidenz, die Überzeugungskraft und das epistemische Potential des Bildlichen sowie über die Möglichkeiten und Grenzen von Darstellung. Besondere Aufmerksamkeit kommt dem Medium Buch zu: es präsentiert Bild und Text auf dem gleichen Träger, der beide in eine spezifische Konstellation bringt und dessen Gebrauch die Rezeption der Kupfer wie des Textes lenkt. Untersucht wird das selbstreflexive Potential der Kupfer, die bislang kaum erforscht wurden, gerade in Zusammenhang mit dem Buch als deren Ort. Über die Gegenstandsanalyse und dessen Einbettung in den historischen, geistes- und gebrauchsgeschichtlichen Kontext hinaus versteht sich das Dissertationsprojekt als bildwissenschaftlichen Beitrag zur kaum erforschten Geschichte und Theorie der Illustration, die ihren Gegenstand nicht einfach abbildet, sondern dessen Bedeutung und Wirkung maßgeblich prägt.
Erstbetreuerin: Prof. Dr. Beate Söntgen
Zweitbetreuer: Prof. Dr. Johannes Grave
Drittbetreuer: Prof. Dr. Carsten Zelle
Arbeitstitel: Exhibition Politics - How is art history made? Netzwerke von kommerziellen Galerien und Museumskuratoren.
Arbeitstitel: Economic strategies in the work of Maria Eichborn.
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Since late 1980s Maria Eichhorn has devised a body of work which address the political, economic and cultural context specific to each situation where she has been invited to exhibit. With reference to the tradition of conceptual art and institutional critique, the present research focuses especially on the use of documents and financial tools in her work. Analyzing the legal practices and the economic structures typical of capitalist economy which the artist employs in her projects, the study aims at investigating what kind of critique Eichhorn performs on the frame of the art institution and the present economy of artistic production.
Arbeitstitel: Vom Fremden zum Eigenen. Das interpikturale Bildkonzept Helene Funkes.
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Gegenstand des Forschungsprojektes ist das Werk der bislang kaum erforschten deutschen Malerin Helene Funke (1869-1957). Es zeichnet sich durch eine ungewöhnliche Arbeitsweise aus, die aus dem Aufgreifen, Aneignen und Transformieren unterschiedlichster künstlerischer Stile und Motive besteht. Die Verwendung von Vorlagen verhält sich konträr zur Moderne und ihrem Originalitätspostulat. Aus der Neukombination von künstlerischen Verfahren, wie Impressionismus und Expressionismus, resultiert jedoch, so die Arbeitshypothese, eine schöpferische Eigenleistung, die im Kontext der Moderne verortet werden soll. Am Beispiel Funkes lässt sich ein differenzierteres Verständnis des jüngst in der Kunstwissenschaft entwickelten Konzeptes der Interpikturalität erarbeiten, das für eine Revision des Originalitätsbegriffs der Moderne herangezogen werden soll. Ziel ist es, am Beispiel Funkes die Form, die Motivation und die Intention künstlerischer Aneignung in der frühen Moderne aufzuzeigen.
Arbeitstitel: Innenausstattung der Wohn- und Arbeitsräume von Ernst Haeckel.
Arbeitstitel: Wassily Kandinskys frühe Holzschnitte
im Spannungsfeld von Medium und künstlerischer Semantik.
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Die Arbeit behandelt die Druckgrafik von Wassily Kandinsky unter besonderer Berücksichtigung der Wechselwirkung von Malerei und Holzschnitt. In der Druckgrafik, die bis dahin Reproduktionsgraphik war, führt Kandinsky entscheidende künstlerische Neuerungen ein, die er auch für seine Malerei fruchtbar macht.
Viele grafische Arbeiten zeigen die künstlerische Intention Kandinskys deutlicher und früher als die gleichzeitig entstandenen Gemälde; dies gilt insbesondere für seine Holzschnitte der Jahre 1902 – 1912, auf denen der Schwerpunkt der Untersuchung liegt. Gerade im Holzschnitt, der seit Ende des 19. JH eine Wiederbelebung erfuhr, liegen Potentiale neuer Darstellungsweisen, die vor allem durch die Materialeigenschaften des Mediums generiert werden.
Die Arbeit widmet sich unterschiedlichen Aspekten von Kandinskys druckgrafischem Werk. Spezifische Fragestellungen der Moderne, wie das Figur-Grund-Verhältnis, die hinter den Erscheinungen wirksame Materialität des Bildes und der Verweis auf das Material Holzstock, sollen unter medienspezifischen Gesichtspunkten beleuchtet werden. Es wird zudem gezeigt, wie Kandinsky gerade im Medium der Druckgrafik Variation und Prozessualität selbst als wesentliche Aspekte seiner Kunst entdeckt und gezielt einsetzt. Ergänzend werden intermediale Fragestellungen in Bezug auf das Verhältnis von Kandinskys Druckgrafik zu musikalischen Strukturen untersucht.
Ziel der Arbeit ist es, nicht nur die Entwicklung innerhalb seines druckgrafischen Œuvres zu betrachten, sondern auch die Rolle der Druckgrafik Kandinskys für sein Gesamtwerk neu zu definieren und ihre eigentliche Leistung sowie ihre Grenzen aufzuzeigen.