Promotionskolleg
Stadt- und Kulturraumforschung
Als eine der ältesten Kulturäußerung der Welt sollte die Baukultur einen entscheidenden Stellenwert in unserer Gesellschaft haben. Die Bundesstiftung Baukultur betont, dass die Baukultur ein wesentliches Element der verantwortlichen Gestaltung unserer Umwelt ist. Wichtige Themenfelder, die unter diesen Blickwinkeln beispielsweise betrachtet werden, sind: städtische Raumgestaltung und Aufenthaltsqualität, Gebäudegestaltung und künstlerischer Ausdruck, internationale kulturelle Zusammenhänge und inter- und transkulturelle Studien, Raumwahrnehmung und Raumdarstellung sowie die Baukultur als gesellschaftliche Aufgabe.
In der Kulturgeographie spielt die Frage nach dem Bezug zum Raum eine wesentliche Rolle. Aus dieser geographischen Perspektive wird Kulturlandschaftsforschung, auch im historisch-geographischen Sinne, betrieben. Nicht nur in historischer Perspektive werden urbane Räume mit stadtgeographischen Fragestellungen untersucht. Weitere Schwerpunkte bilden die geographische Verkehrsforschung und die Bearbeitung wirtschaftsgeographischer Fragestellungen.
Doktorgrade
Es wird der Titel des Doktors der Philosophie (Dr. phil.) verliehen.
Forschung
Forschungsfelder Baukultur
- Nachhaltige Siedlungsstrukturen (international)
- Partizipation in Bauplanungsprozessen
- Digitale Medien im urbanen Raum
Forschungsfelder Kulturgeographie
- Verkehrsgeographie
- Wirtschaftsgeographie
- Stadtgeographie
- (historische) Kulturlandschaftsforschung
Forschungsfelder Tourismus
- Reisen/Urlauben als Freizeitaktivität und Raumaneignung
- Freizeit als spätmodernes Phänomen
- Touristifizierung von Räumen
- Steuerung von Tourismusräumen
- Reiseverhalten und Sicherheit
- Tourismusmarketing/-management
- Raumkonsum
Wissenschaftliches Umfeld
- Kooperationen mit Stadtplanungsbehörden in Hamburg und Lüneburg
- Kooperation mit dem Arbeitskreis: Architektur und Informatik (AK:AI)
- Gründung: Forum Baukultur Lüneburg
- Kooperation mit Arbeitskreisen des Verbandes der Geographen an Deutschen Hochschulen (VDGH)
Promovierende und ihre Themen
Alexander Jan Albrecht M.A.
Betreuerin: Prof. Dr. Ursula Kirschner
Thema: Durch digitale Medien unterstützte interkulturelle Interaktionen als Mittel zur Vernetzung und
Transformation von räumlich voneinander getrennten Gemeinschaften und Orten. Details
Großformatige digitale Bewegtbildmedien wie Großbildschirme und Medienfassaden halten in zunehmendem Maße Einzug in urbane öffentliche Räume auf der ganzen Welt. Dabei steigt auch die Anzahl solcher großformatiger Medien, welche für die Übermittlung nicht-kommerzieller Inhalte genutzt werden. Diesen Großbildschirmen und Medienfassaden werden vor allem von Kulturschaffenden besondere soziale und kulturelle Potenziale attestiert, da sie das Nutzungsspektrum öffentlicher Räume erweitern und in diesen Interaktionen zwischen unterschiedlichen Personen und Personengruppen anregen können. Im Rahmen des Promotionsvorhabens werden die Beziehungen zwischen genannten Medien und deren Inhalten, urbanen öffentlichen Räumen und bestimmten Aspekten des öffentlichen Lebens untersucht. Dabei werden vier Standorte mit Großbildschirmen und Medienfassaden analysiert und es wird erforscht, wie solche Medien die Nutzung öffentlicher Raume beeinflussen (u.a. während der Übermittlung interaktiver oder nicht-interaktiver Inhalte). Die untersuchten Standorte sind das Collegium Hungaricum in Berlin, das Medialab Prado in Madrid, das FIESP in São Paulo und der Federation Square in Melbourne.
Yousef Alsaad
Thema: Der Einfluss von NGO ́s auf die Entwicklung von nachhaltigem Tourismus. Eine Fallstudie: Petra - Jordanien. Details
Auch von der Tourismuswirtschaft wird erwartet, dass sie den Grundsätzen der Nachhaltigkeit folgt. Federführend für eine nachhaltige touristische Entwicklung in Entwicklungsländern sind häufig NGOs. Das Dissertationsvorhaben untersucht am Beispiel der Weltkulturerbestätte Petra in Jordanien die Fragestellung, ob NGOs dazu beitragen, nachhaltige Strukturen im Tourismus zu implementieren, die auch ohne ihre direkte Beteiligung dauerhaft bestehen bleiben.
Dipl.-Ing. Helal Alwaz
Betreuerin: Prof. Dr. Ursula Kirschner
Thema: Entwicklung einer neuen Stadtplanungsrichtlinie für eine Reintegration traditioneller Siedlungsformen in die Stadt Damaskus. Details
Die syrischen Stadtplanungsbehörden entwickeln Gebäude- und Urbanisierungsmaßnahmen auf der Makroebene durch die Vorbereitung von Masterplänen. Es wird untersucht, wie sich Lebensqualitätsmerkmale der alten Stadt auf moderne Siedlungsformen übertragen lassen. Eine theoretische Basis für eine neue Stadtplanungsrichtlinie, stützend auf einer umfassenden Studie sozialer und kultureller Faktoren im Wohnungsbau in Damaskus, ist das Ziel dieser Forschungsarbeit. Die Forschungsareale sind Wohnviertel im Zentrum der Stadt, außerhalb der Alten Stadt Damaskus.
Marco Henking M.A.
Betreuer: Apl. Prof. Dr. Peter Pez
Thema: Der ÖPNV als Standortfaktor im ländlichen Raum. Details
In vielen ländlichen Regionen ist es schwer, ohne eigenes Auto öffentliche und private Einrichtungen zu erreichen. Nur ein Basisangebot des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) soll die Mobilität für Arme und Alte sicherstellen. In vielen Fällen wird der ÖPNV nicht als ein Standortfaktor verstanden, obwohl Unternehmen, zum Beispiel, ihren Mitarbeitern eine bessere Erreichbarkeit bieten können. Auch werden Wohn- und Gewerbegebiete durch eine Anbindung an den ÖPNV attraktiver. In der Diskussion um die Entwicklung des ÖPNV stehen häufig die (Betriebs-) Kosten im Vordergrund, während der volkswirtschaftliche Nutzen nur am Rande diskutiert wird. In diesem Kontext hat die Dissertation zum Ziel, den Einfluss des ÖPNV an der wirtschaftlichen Entwicklung von ländlichen Regionen zu untersuchen. Zu diesem Zweck sollen Möglichkeiten eines gut ausgebauten ÖPNV- Angebotes untersucht und am Beispiel Bevölkerungsentwicklung, Immobilienwirtschaft oder Arbeitsmarkt erörtert werden.
Timo Lüdeke-Dalinghaus M.A.
Betreuer: Apl. Prof. Dr. Peter Pez
Thema: Reisezeiten im Stadtverkehr Chancen und Konkurrenzfähigkeit des Fahrrads und des Pedelecs im innerstädtischen Verkehr - Eine Untersuchung anhand experimenteller Geschwindigkeitsrelationen. Details
Die angestrebte wissenschaftliche Forschungsarbeit lässt sich im Forschungsfeld der Verkehrsgeographie, aber auch der Verkehrspolitik/-planung verorten. Sie soll die Konkurrenzfähigkeit der Verkehrsmittel Fahrrad und Pedelec in Bezug auf ihre Reisezeit und im Vergleich mit den anderen städtischen Transportvarianten erfassen und die Potenziale des nicht motorisierten sowie elektrifizierten Fahrradverkehrs für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung aufzeigen.
Dipl.-Ing. Sophie Naue
Betreuerin: Prof. Dr. Ursula Kirschner
Thema: Im Spiegel von Transformation und Stillstand - Urbane Alltagspraxis und Praktiken der Raumaneignung im Urbanisierungsprozess der Villa 31 in Buenos Aires. Details
In der Arbeit wird der übergeordneten Fragestellung nachgegangen, welche Auswirkung die Urbanisierung der Villa 31, einer informellen Siedlung im Zentrum Buenos Aires, auf den Siedlungsraum und die vor Ort lebenden Menschen hat. Es wird das Ziel verfolgt, den Urbanisierungsprozess sowohl ausgehend von der urbanen Alltagspraxis der Bewohner der Villa 31 kritisch zu analysieren als auch die Mechanismen der formellen Planung bzw. der staatlich gelenkten Urbanisierung aufzudecken und zu hinterfragen. Schwerpunkte stellen diesbezüglich die Praktiken der baulichen Raumaneignung und die Analyse des Wohnungsmarktes innerhalb der Villa 31 dar.
Tanja Peickert M.A.
Betreuerin: Prof. Dr. Ursula Kirschner
Thema: Strukturen aufbrechen - Netzwerkressourcen für eine gleichberechtigte Bürgerbeteiligung in Hamburg. Empirische Studie an einem Fallbeispiel in Altona. Details
Der Forschungsschwerpunkt dieser Arbeit bildet die Einbindung und Beteiligung von Bürgern in Stadtplanungsprozessen der Freien Hansestadt Hamburg. In den theoretischen Arbeiten liegt der Fokus auf der Analyse von Strukturen und Netzwerken für eine stärkere Partizipation von Bürgern in Bauplanungsprozessen. In der empirischen Forschung werden die Schnittstelle von Politik und Verwaltung und die Optimierungsmöglichkeiten für eine nachhaltigere und selbstverantwortliche Stadtplanung mit gleichberechtigten Partnern untersucht.
Antje Seidel M.A.
Betreuer: Apl. Prof. Dr. Martin Pries
Thema: Ton in Ton – Die Konstruktion der Backsteinstadt Lüneburg. Details
Das Gesicht vieler historischer Städte ist bis heute oft von der Verwendung eines einzelnen Baustoffs geprägt. Das Forschungsvorhaben untersucht am Beispiel Lüneburgs, ob und inwieweit sich Stadtbilder als Ergebnis der Nutzung lokal vorhandener Rohstoffe erklären lassen und ob weitere kulturelle Prozesse bzw. Praktiken eine entscheidende Rolle spiel[t]en.
Janina Welsch M.A.
Betreuer: Apl. Prof. Dr. Peter Pez
Thema: Mobilitätssozialisation und biographische Ereignisse: Wirkungen auf das Mobilitätsverhalten von Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern. Details
Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels in Deutschland wird neben einer Alterung und regional differenzierten Schrumpfung auch eine zunehmende Internationalisierung der Bevölkerung prognostiziert. Vor allem US-amerikanische Studien zeigen, dass sich Migranten in ihrem alltäglichen Mobilitätsverhalten von der einheimischen Bevölkerung unterscheiden, vor allem in den ersten Jahren nach ihrer Migration. Inwiefern das individuelle Mobilitätsverhalten von kulturellen Prägungen bestimmt wird, ist gleichwohl umstritten und wenig erforscht. Hier setzt das laufende Promotionsvorhaben an. Basierend auf einer quantitativen Befragung und weiterführenden Tiefeninterviews mit Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern wird untersucht, inwiefern die individuelle Mobilitätssozialisation und die weitere Mobilitätsbiografie das heutige Mobilitätsverhalten beeinflussen und inwiefern Menschen mit Migrationshintergrund dabei Widersprüchlichkeiten zwischen verschiedenen kulturellen Einflüssen erfahren.