Joachim Herz Promotionskolleg für Rechtswissenschaft
Recht und gesellschaftliche Transformation
Gefördert durch die Joachim Herz Stiftung entsteht an der Fakultät Staatswissenschaften ein neues Promotionskolleg für Rechtswissenschaft. Ab dem Frühjahr 2023 werden neun international ausgewählte Promotionsstipendiat*innen über vier Jahre den Zusammenhang zwischen Recht und gesellschaftlichen Transformationsprozessen in ihren Forschungsarbeiten beleuchten. Die Ausschreibung der Stipendien erfolgt im Herbst 2022.
Das Joachim Herz Promotionskolleg bietet ein einmaliges Setting für eine Promotion in den Rechtswissenschaften und angrenzenden Disziplinen: Ausgehend von seinem inhaltlichen Forschungsschwerpunkt zum Recht in der Transformationsgesellschaft eröffnet das Programm umfangreiche Möglichkeiten des fachlichen Austausches, eine fest etablierte Brücke zur gesellschaftlichen Praxis sowie eine institutionell gemeinsam ausgestaltete Betreuung und Promovierendenqualifizierung über die neu gegründete Fakultät Staatswissenschaften und die zentrale Graduate School der Leuphana.
Forschungsprogramm Recht und gesellschaftliche Transformation
Vielfältige Konflikte, divergierende Zielvorstellungen, widerstreitende Interessen sowie kollidierende Wertvorstellungen, die mit gesellschaftlichen Transformationsprozessen einhergehen, führen zu großen Herausforderungen für ein friedliches und kooperatives gesellschaftliches Zusammenwirken. Die Zukunftsfähigkeit von Gesellschaften im 21. Jahrhundert liegt vor diesem Hintergrund insbesondere in ihrer Fähigkeit, Disruptionen und sich daraus ergebende Transformationen gut zu bewältigen. Dem Recht kommt in dieser Hinsicht eine zentrale Rolle zu. Es ist Voraussetzung für die Legitimität und Leistungsfähigkeit von Demokratien und Voraussetzung für Freiheit und Wohlstand, gerade auch im Hinblick auf tiefgreifende gesellschaftliche Transformationen.
Hieran schließen sich Fragen nach den Möglichkeiten, Grenzen und der Legitimität politisch-gesellschaftlicher Steuerung, Stabilisierung und Ermöglichung an, die insbesondere im Spannungsfeld von Verrechtlichung und demokratischer Willensbildung zu sehen sind. Diese Fragen werden im Fokus des neuen Joachim Herz Promotionskollegs stehen, dessen Forschungsprojekte und Dissertationen wichtige Beiträge zur Zukunftsfähigkeit demokratischer Gesellschaften leisten werden. Das Programm wird dabei bewusst über eine klassisch-dogmatische Perspektive in der Rechtswissenschaft hinausgehen, indem „Recht im Kontext“ analysiert wird. Die Akzentuierung von Transformationsfragen in den Forschungsarbeiten der Promovierenden, zum Beispiel durch die juristische Betrachtung der Dekarbonisierung, Digitalisierung oder internationaler Konflikte, zahlt auf den universitätsweiten Profilschwerpunkt „Transformation“ ein.
Förderung des fachlichen Austausches
Durch die Einbindung in eine Kohorte von neun Promovierenden, die zu Fragen des Rechts in der Transformationsgesellschaft forschen, ergeben sich vielfältige Möglichkeiten zum fachlichen Austausch und die Gelegenheit für die Zusammenarbeit in gemeinsamen Projekten. Neben der engen Begleitung der Promotionsprojekte durch die betreuenden Professor*innen tragen 14tägige Forschungskolloquien dazu bei, die eigene Arbeit kontinuierlich in der eigenen Fachcommunity zu diskutieren und weiter zu entwickeln. Die Einladung internationaler Gastdozierender und die Förderung von Auslandsaufenthalten ermöglichen die Einbettung der Forschungsarbeiten in einen internationalen Kontext und fördern den Austausch mit der globalen Wissenschaftscommunity sowie den Aufbau individueller Netzwerke.
Brücke zur gesellschaftlichen Praxis
Das Joachim Herz Promotionskolleg wird konkrete Herausforderungen und Problemstellungen aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft adressieren und eine unmittelbare Verbindung zwischen wissenschaftlicher Theorie und gesellschaftlicher Praxis schaffen. Zweimal im Jahr stattfindende Dialogforen – Public Engagement Labs – werden die breite Diskussion mit vielfältigen gesellschaftlichen Gruppen (Studierende, Schüler*innen, Stiftungen, Unternehmen, NGOs, politische Initiativen, Kirchen etc.) ermöglichen. Hiervon profitieren Promovierende und Praxisvertreter*innen gleichermaßen: Die Public Engagement Labs übersetzen wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis und geben den Promovierenden die Möglichkeit, bereits in der Qualifikationsphase in unmittelbaren Kontakt mit den drängenden Fragen und Problemen ihrer zukünftigen Berufsfelder zu treten.
Einbindung in umfassendes Qualifizierungsangebot der Graduate School
Die Promovierenden des neuen Kollegs profitieren von den etablierten Strukturen, welche die Graduate School gemeinsam mit den Fakultäten für die Promotions- und Postdocphase entwickelt haben: Als eingeschriebene Promovierende durchlaufen die Stipendiat*innen gemeinsam mit Promovierenden anderer Programme und Fakultäten die Seminare des Promotionsstudiums und erhalten so neue Perspektiven auf Wissenschaft, stärken ihr Verständnis für die eigene disziplinäre Verortung, erweitern ihre Methodenkenntnisse und bereiten sich darauf vor, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Extracurriculare Workshops und Zertifikatprogramme sowie Summer Schools ergänzen das Qualifizierungsangebot und ermöglichen frühzeitige Orientierung und individuelle Weiterbildung im Hinblick auf die künftige inner- oder außeruniversitäre Karriere.
Verankerung in der Fakultät Staatswissenschaften
Das Joachim Herz Promotionskolleg ist Bestandteil der zum 1. April 2022 gegründeten Fakultät Staatswissenschaften der Leuphana. Es prägt und stärkt insbesondere den Profilbereich „Recht und gesellschaftliche Transformation“, bietet aber auch vielfältige Anknüpfungspunkte zu den zwei weiteren Profilbereichen „Evidenzbasierte Politik“ und „Demokratieforschung“, die durch die Volkswirtschaftler*innen und Politikwissenschaftler*innen an der Fakultät vertreten werden. Damit ist das Promotionskolleg eingebettet in einen interdisziplinären Kontext, der die Erforschung der Strukturen, Aufgaben und Handlungsmöglichkeiten des Staates zum Ziel hat.
Das Promotionskolleg fügt sich zudem ein in das einzigartige Multioptionenmodell der akademischen rechtswissenschaftlichen Ausbildung (Bachelor, Master, Staatsexamen, Promotion) an der Leuphana. Dieses Modell umfasst auch den neuen Modellstudiengang „Master Rechtswissenschaft“, der das traditionelle rechtswissenschaftliche Curriculum, das Studierende auf das erste juristische Staatsexamen vorbereitet, erstmals in Deutschland in das Bachelor-Master-System integriert und inhaltlich mit dem Schwerpunktbereich „Recht im Kontext“ verbindet. Durch den Aufbau des Joachim Herz Promotionskollegs etabliert sich die Fakultät Staatswissenschaften als einzigartiger Ort rechtswissenschaftlicher Studienoptionen, an dem der Bachelor, der Master, die Vorbereitung auf das juristische Staatsexamen sowie die Promotion zusammengedacht und inhaltlich mit Fragen gesellschaftlicher Transformation verknüpft werden.
Beteiligte Wissenschaftler*innen
Das Joachim Herz Promotionsprogramm wird durch einen Kreis von mehreren Professor*innen aus der Fakultät Staatswissenschaften getragen. Prof. Dr. Jelena Bäumler und Prof. Dr. Jörg Philipp Terhechte betreuen das Promotionskolleg in der Aufbauphase.