Alumni im Porträt: Dr. Julia Freudenberg

15.10.2020 „Mich immer wieder etwas komplett Neuem zu stellen, mit neuen Spielregeln – das hat mich schon immer fasziniert.“ Als Geschäftsführerin der Hacker School, einem Projekt des gemeinnützigen Vereins i3 e.V. in Hamburg, leistet Dr. Julia Freudenberg einen wichtigen Beitrag zur digitalen Bildung der Jugend in ganz Deutschland.

Dr. Julia Freudenberg promovierte an der Fakultät Nachhaltigkeit der Leuphana während ihrer Elternzeit als auch später neben ihrem Vollzeit-Job. „Ich war Mitte 30 und ich wollte etwas Neues kennenlernen. Ich hatte den Eindruck, im Bereich Wirtschaft schon vieles gesehen zu haben und wollte noch mal neue Welten kennenlernen. Mich immer wieder etwas komplett Neuem zu stellen, mit neuen Spielregeln – das hat mich schon immer fasziniert. Das Promovieren lief dann ganz anders als ich dachte - es war noch lebendiger und vielfältiger als erwartet. Ich wusste vorher gar nicht, wie wertvoll der Austausch auf internationalen Konferenzen sein kann. Ich habe einen großen Fundus an Praxiswissen mitgebracht, aber in der Theorie konnte ich unglaublich viel dazulernen. Als unglaubliche Bereicherung aus meiner Promotion konnte ich meine Fähigkeiten verbessern, strukturiert, analytisch und sehr zielgerichtet Informationen zu erschließen und Strategien zu erarbeiten. Das bleibt für’s Leben.“ Ihr Eindruck ist, dass Promotionen sich auch für Master-Absolventen*innen lohnen, die nach Abschluss Ihrer Doktorarbeit in der Praxis tätig sein möchten: „Ein Doktortitel vereinfacht vieles und öffnet Türen. Ich merke das auch bei meiner Tätigkeit als CEO. Man muss mit dem Doktortitel nicht mehr diskutieren, ob man in seinem Fachgebiet und darüber hinaus die geforderte Qualifikation vorweisen kann, das wird einfach vorausgesetzt. Es erleichtert sowohl den Zugang zu anderen CEOs, aber auch den Umgang mit der Politik, insbesondere auch auf Bundesebene. Dass ich jetzt auch noch durch den Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in den Beirat 'Junge digitale Wirtschaft' berufen wurde, zeigt auf jeden Fall eine große Akzeptanz meines Wissens und Wirkens.“ Als einen weiteren Vorteil einer Promotion sieht sie auch die enge Bindung an die Leuphana als Alumna. So ist die Hacker School als Kooperationspartner in verschiedene Aktivitäten und Projektvorhaben z. B. am Institut für Wirtschaftsinformatik zum Thema Data Literacy eingebunden. „Diese Projekte ermöglichen einen vielfältigen Wissenstransfer zwischen der Leuphana und unser Praxis und ich kann der Leuphana viel von meinem aktuellen Wissen zurück geben“, so Dr. Julia Freudenberg.

Die von ihr geleitete Hacker School ist eine Bildungseinrichtung, die Kindern und Jugendlichen Programmierkenntnisse vermittelt. Dabei steht sie in engem Austausch mit Unternehmen aus der freien Wirtschaft, aber auch in Kooperation mit Forschenden der Leuphana. Dr. Julia Freudenberg führt ihre School auf innovative Weise: „Mir ist es gar nicht so wichtig, welche Programmiersprache unsere Schüler*innen ausprobieren. Was mich treibt, ist, durch die Begeisterung für Programmieren 21st century skills zu vermitteln, also Kreativität, Kommunikation, Kollaboration und kritisches Denken. Wir müssen die jungen Menschen bei dem abholen, was sie wirklich und nachhaltig begeistert und interessiert – dann trauen sie sich, neue Welten zu erkunden und springen auch über die Schatten althergebrachter Stereotype. Wenn wir zum Beispiel einen Kurs zu Minecraft anbieten, haben wir auf einmal vierzig Kids auf der Warteliste, über Nacht. Die kommen zu uns, weil sie einen neuen Teil der Welt verstehen wollen, was wir als digitale DNA bezeichnen -  und das ist durchaus mit Alphabetisierung vergleichbar. Lesen und Schreiben war früher ein Meilenstein. Ich glaube, dass das Verständnis was Digitalisierung ist, was Programmierung ist, ein genauso großer Meilenstein ist und auch sein muss.“

Die in ihrer School unterrichteten Kids sind die sogenannten digital natives. Doch Dr. Julia Freudenberg hat auch mit digital immigrants zu tun. Sie stellt immer wieder fest wie verschieden die Herausforderungen sind, vor denen diese beiden Gruppen stehen. „Die digital natives wachsen mit einem falschen Gefühl von Sicherheit auf. Es ist klar, dass die jetzige Generation jedes Gerät und jedes Programm bedienen kann. Aber die Fähigkeit und auch das Interesse, hinter den Screen zu gucken, zu lernen wie die Sachen wirklich zusammenhängen, das ist häufig angstbesetzt. Das ist bei den digital immigrants oft andersrum. Letztlich geht es aber darum, dass alle, egal welchen Alters, sich an Digitales und Programmieren, an diese neue Welt heranwagen. Ich sehe es als meine Aufgabe, ihnen zu zeigen, wie kreativ die damit verbundenen Berufe sind und wie stark es das Leben vereinfachen kann. Jedes Kind soll programmieren lernen, bevor es sich für einen Beruf entscheidet – insbesondre für Mädchen und junge Frauen kann das ein entscheidender Schritt hin zu gelebter Gleichberechtigung sein.“

Julia Freudenberg ©Julia Freudenberg/Leuphana
Julia Freudenberg ist CEO der Hamburg Hacker School und Alumni der Leuphana.