Bewertung von Prüfungsleistungen

Ziel und Anforderungen von Bewertungen

Wichtig ist, dass Bewertungskriterien für Prüfungsleistungen transparent sind. Sie sollten den Studierenden vor Erbringung der Prüfungsleistung bekannt sein. Bei der Erstellung der Kriterien  gilt es, einen Kompromiss zu finden zwischen Detailliertheit und Übersichtlichkeit, Transparenz und Handhabbarkeit, allgemeinen und speziellen Kriterien.

Die Kriterien müssen sowohl zur Prüfungsform als auch zu den Lernzielen passen. In einem gewissen Sinne stellen die Kriterien eine Operationalisierung der Lernziele dar. Neben der reinen Bewertung in Notenform und damit Vergleichbarkeit der Prüfungsleistungen ist aus didaktischer Sicht die Feedbackfunktion der Beurteilung besonders wichtig. Idealerweise sollten Studierende ein persönliches Feedback auf ihre Leistung bekommen, in dem Stärken und Entwicklungsbedarfe deutlich werden. Mindestens jedoch sollte die Bewertung von Teilaspekten (Inhalt, Struktur, Ausdruck, Formalia u.a.) mitgeteilt werden, z.B. mithilfe von Bewertungsbögen.

  • Warum bewerten wir überhaupt Prüfungsleistungen? Funktionen von Bewertungen
  • Bewertungsbögen - Beispiele aus der Praxis
  • Bewertungskriterien entwickeln - Idealform
  • Gerechte Bewertungen – ein (unerreichbares) Ideal?

Warum bewerten wir überhaupt Prüfungsleistungen? Funktionen von Bewertungen

  • Sichtbarmachung von Leistungen: Für Dritte wird, primär über das Transcript of Records, sichtbar, welche Leistungen Studierende bisher auf welchem Niveau erbracht bzw. welche Lernziele sie erreicht haben.
  • Selektionsfunktion: Durch die Benotung sollen Leistungen vergleichbar und damit eine Grundlage für – im meritokratischen Sinne gerechte Selektion geschaffen werden. Studierende können in eine Rangfolge gebracht werden und ggfs. bei unzureichenden Leistungen vom Studium ausgeschlossen werden.
  • Feedback für Studierende: Aus pädagogischer Sicht ist dies die wichtigste Funktion. Die Lernenden erhalten eine Rückmeldung zu ihrem Lernstand und idealerweise Hinweise darauf, was sie schon gut können und wo Verbesserungsbedarf besteht.

Bewertungsbögen - Beispiele aus der Praxis

Bewertungsbögen existieren in verschiedenen Formaten. Gängige Varianten sind, Kriterien zu benennen und für diese Punkte zu vergeben, sie individell zu kommentieren oder sie mithilfe von Rubriken zu bewerten. Alternativ können Punkte/Kommentare auch gesammelt für mehrere Kriterien nach Kategorien wie Inhalt, Struktur oder Formalia vergeben werden.

Wir stellen hier einige Beispiele aus der Leuphana zur Verfügung.

Bewertungsbögen für schriftliche Prüfungsleistungen:

Bewertungsbögen für mündliche Prüfungsleistungen:

Gern nehmen wie hier auch Ihr Good-Practice-Beispiel auf. Kontaktmöglichkeit siehe unten.

Bewertungskriterien entwickeln - Idealform

Bewertungsmatrix mit Niveaustufen (Rubriken)

  • Sie beschreiben ausführlich und anschaulich, wie eine sehr gute Prüfungsleistung aussieht.
  • Sie extrahieren aus Ihrer Beschreibung die einzelnen Kriterien.
  • Basierend auf diesen Kriterien formulieren Sie, wie eine Prüfungsleistung aussieht, die die Mindestanforderungen erfüllt.
  • Sie formulieren für jedes Kriterium zwei bis drei Zwischenstufen.
  • Ergebnis ist eine Bewertungsmatrix mit verschiedenen Niveaustufen.
  • Dieses Vorgehen ist recht aufwendig.

Bewertungsbogen mit Punkten

  • Einfacher ist es, sich nur die Kriterien zu überlegen und dann eine Punkteskala festzusetzen (z.B. von 0 bis 4).
  • Anschließend gewichten Sie die Kriterien.
  • Nun können Sie die maximal mögliche Punktzahl errechnen sowie festlegen, wie viele Punkte zum Bestehen mindestens nötig sind und für welche Punktzahl welche Note vergeben wird.
  • Alternativ können statt Punkten auch andere Skalen benutzt werden, z.B. ++, +, o, -, --. Dann kann natürlich keine Gesamtpunktzahl errechnet werden.
  • Statt jedes Kriterium einzeln zu bepunkten, können Sie die Punkte auch in Blöcken vergeben, also z.B. drei Kriterien auf der Ebene Argumentation benennen, die Punkte jedoch für alle Kriterien gemeinsam vergeben.

Gerechte Bewertungen – ein (unerreichbares) Ideal?

Aus einer gerechtigkeitsorientierten Perspektive sollten Bewertungen möglichst transparent und über alle Prüfungsleistungen hinweg nach einheitlichem Maß erfolgen. Das Verständnis von Gerechtigkeit und Fairness ist jedoch relativ. Da es an der Hochschule in der Regel keine allgemeinen Standards gibt, sind Prüfungsanforderungen und -bewertungen nur bedingt vergleichbar. An der Universität ist es noch schwieriger als in der Schule, Noten so zu vergeben, dass z.B. für die Note 2,0 immer vergleichbare Anforderungen zugrunde liegen.

Neben grundsätzlich unterschiedlichen Anforderungen der Lehrenden orientiert sich die Bewertung häufig an der Gesamtleistung der Lerngruppe – fällt diese insgesamt eher schlecht aus, ist es leichter, für eine mittelmäßige Leistung eine gute Note zu bekommen als wenn das Niveau sehr hoch ist. Darüber hinaus sind Bewertungskulturen fach-und zum Teil hochschulspezifisch. Daraus folgt, dass eine Kohärenz in den Bewertungen vor allem auf Ebene einer Gruppe oder Lehrperson erreichbar ist, weniger auf Hochschulebene. Idealerweise tauschen sich die Lehrenden eines Faches, zumindest jedoch die Lehrenden eines Moduls, über Bewertungskriterien und -maßstäbe aus, um ein Mindestmaß an Fairness zu ermöglichen.

Gern treten wir mit Ihnen zum Thema Bewertung von Prüfungsleistungen in Austausch, stellen weitere Beispiele bereit oder überlegen gemeinsam, was Kriterien für innovative Prüfungsformate sein könnten.

Ansprechpersonen

Referentin für E-Learning & Diversität

Referentin für Hochschullehre und Blended Learning

Dr. Judith Gurr
Universitätsallee 1, C7.406
21335 Lüneburg
Fon +49.4131.677-2709
judith.gurr@leuphana.de