Lehrveranstaltungsbeschreibung / Syllabus
Lehrveranstaltungskonzept, Syllabus, Seminarbeschreibung, Kurshandbuch etc. sind Bezeichnungen für die schriftliche Darstellung einer oder mehrerer Lehrveranstaltungen – Seminar, Übung, Vorlesung usw. oder auch ein ganzes Modul. Aufbau und Bedeutung variieren je nach Autor*in, Veranstaltungsart, Fachtradition bzw. fakultärer Vorgabe oder auch Adressat.
Typen von Lehrveranstaltungsbeschreibungen
Auf dieser Seite unterscheiden wir zwei Sorten von Beschreibungen:
- Zum einen jene kürzere Variante, die im Vorfeld der Vorlesungszeit eingesehen wird und als Grundlage der studentischen Veranstaltungswahl dient; sie nennen wir Lehrveranstaltungsbeschreibung oder LV-Konzept. An der Leuphana finden sich die Lehrveranstaltungsbeschreibungen i. d. R. in myStudy – dort verschiedenen Abschnitten zugeordnet – man kann aber selbstverständlich zusätzlich eigene Versionen mit anderen bzw. mehr Informationen bereitstellen (s. Beispiele unten).
- Zum anderen eine ausführliche Variante, die die tatsächlichen Veranstaltungsteilnehmer*innen bei der Studienarbeit, i. e. Vor-/ Nachbereitung und Prüfungen orientiert und unterstützt; diese nennen wir Syllabus.
Anders als etwa akkreditierungsrelevante Modulbeschreibungen sind schriftliche LV-Konzepte und Syllabi selten obligatorisch. Das bedeutet nicht, dass sie weniger wichtig wären, im Gegenteil: Sie sind
- eine frühe und womöglich entscheidende Schnittstelle zu Student*innen = potentiellen Veranstaltungsteilnehmer*innen, die für ihre Semester-Stundenplanung über Thema, Vorhaben und Rahmenbedingungen der Lehrveranstaltung orientiert werden wollen,
- eine Gelegenheit für Lehrende = Veranstaltungsleitungen, ihre Ansätze, Perspektiven und Erwartungen bzgl. der Lehrveranstaltung darzulegen,
- eine Art „Geschäftsgrundlage“ der Zusammenarbeit in und an einer Lehrveranstaltung, auf die sich alle Beteiligten beziehen können.
Weitere Informationen zur Unterscheidung von Syllabus vs. Course Description finden Sie hier.
Element und Spiegel des constructive alignment
Constructive alignment ist ein kompetenzorientierter Ansatz der didaktischen Planung, der für die Erstellung von Konzepten/Syllabi wichtige Orientierung geben kann. Ihm gemäß ist es für den Erfolg einer Lehrveranstaltung wesentlich, sie vom Ergebnis her zu konzipieren, also Lehrinhalte und Lernaktivitäten sowie Prüfungsformen auf die Lernziele hin auszurichten.
Die Lehrveranstaltung zu konzipieren, bedeutet demgemäß, zuerst zu fragen, was die Student*innen lernen bzw. im konstruktivistischen Sinne sich aneignen sollen. In den nächsten Schritten sind dann die passende Prüfungssituation sowie die zielführende Lehr-Lerninhalte zu entwickeln. Diese ‚konstruktive Abstimmung‘ der Dreiheit Lernziel – Lernaktivität – Prüfung findet schließlich Niederschlag in der Lehrveranstaltungsbeschreibung.
Auf diese Weise ist das Lehrveranstaltungskonzept bzw. der Syllabus zum einen Anlass, im Zuge seiner Redaktion über die didaktischen Dimensionen der Lehre nachzudenken und Auskunft zu geben. Zum anderen ist die schriftliche und publizierte Lehrveranstaltungskonzeption selbst Träger oder Ausdruck des Constructive alignment, an dem zum Beispiel Student*innen vor und im Verlauf einer Veranstaltung ablesen können, worum es gehen und wohin die Lehrveranstaltung führen soll.
Weitere Informationen zu constructive alignment finden Sie hier:
- https://www.e-teaching.org/didaktik/konzeption/constructive-alignment
- https://www.th-koeln.de/mam/downloads/deutsch/hochschule/profil/lehre/steckbrief_constructive_alignment.pdf
Weitere Informationen zum Thema Lernziele finden Sie hier:
- https://www.th-koeln.de/mam/downloads/deutsch/hochschule/profil/lehre/duz0318_praxis_alignment_reis.pdf
- https://www.hrk-nexus.de/fileadmin/redaktion/hrk-nexus/07-Downloads/07-02-Publikationen/Lernergebnisse_praktisch_formulieren_01.pdf
- Weitergehende Informationen finden Sie auch im Abschnitt zum Thema Kompetenzorientiertes Prüfen
Anforderungen an die schriftliche Darstellung einer Lehrveranstaltung
Die Redaktion eines Lehrveranstaltungskonzepts oder eines Syllabus findet nicht im luftleeren Raum statt, sondern ist bedingt
- durch die inhaltlichen und didaktischen Erwägungen der Lehrveranstaltungsleitung,
- durch die Erwartungen der Zielgruppe, also der antizipierten Teilnehmer*innen, sowie
- durch die Vorgaben aus Rahmenprüfungsordnung, Fachspezifischen Anlagen, Modulbeschreibungen, ebenso organisatorische Belange, wie z. B. Veröffentlichungstermin, Anmeldefristen, Raumverwaltung usw.
Folgende Fragen können helfen, die Bestandteile des schriftlichen Lehrveranstaltungskonzepts zu identifizieren:
- Wer sind die Beteiligten der Veranstaltung und welche Bedarfe haben sie?
- Welche (kompetenzorientierten) Lernziele soll die Veranstaltung verfolgen?
- Welcher Schritte bedarf es zur Lernzielerreichung, die mit der LV-Beschreibung bzw. mit dem Syllabus getan werden können?
- Welche Informationen sind – für die jeweiligen Beteiligten – notwendig, welche unnötig?
Aus Sicht einer Lehrentwicklung, die weder Lehrenden noch Lernenden Mehrarbeit, sondern Freiräume und Möglichkeiten eröffnen will, sollte die LV-Beschreibung auf das Nötige beschränkt bleiben. Bei allen Anforderungen ist es daher angemessen, deren Passung zu hinterfragen, damit ein Syllabus oder ein Lehrveranstaltungskonzept sowohl für Lehrende machbar, als auch für Studierende hilfreich sowie für die Lehrverwaltung genügend ist.
Konkretionen und Beispiele
So verschieden die persönlichen Präferenzen, fachkulturellen Belange und organisatorischen Notwendigkeiten sind, so divers sind die Umsetzungen von LV-Beschreibungen und Syllabi. Immerhin kann man die folgenden Bestandteile als typisch und wichtig ansehen:
- Name und administrative/organisatorische Daten der Veranstaltung
- Name(n) und Kontakt der Veranstaltungsleitung
- Inhalt / Thema / Gegenstand der Veranstaltung
- Aufbau der Veranstaltung, i. e. Zuordnung von Terminen, Inhalten, Vorhaben, Literatur/Material
- Formulierung der Lernziele, kompetenzorientiert
- Angaben über Prüfungsform und -anforderungen
- Beurteilungskriterien und Bewertungsweisen der Prüfungsleistung
- Möglichkeiten der Rückmeldung und der Beratung
Hier finden Sie Beispiele guter Praxis an der Leuphana, die ebenso als 1:1-Vorlage wie als Grundlage für eigene Varianten eines LV-Konzepts/Syllabus genutzt werden können:
- M. Barth : „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung für Kinder und Jugendliche“ (Kurshandbuch der Vorlesung)
- M. Kleinknecht: „Didaktik und Lernarrangements“ (Textheft des Seminars)
- M. Reihlen: „Strategic Management in the digital economy“ (Syllabus des Seminars)