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Lehrveranstaltungen

Demokratie ohne Bürger? Die Partizipation von Bürgern in der postnationalen Konstellation (Seminar)

Dozent/in: Dawid Friedrich

Termin:
Einzeltermin | So, 12.12.2010, 09:00 - So, 12.12.2010, 16:00 | intern | C 12.311
Einzeltermin | Fr, 14.01.2011, 09:00 - Fr, 14.01.2011, 16:00 | intern | C 12.311
Einzeltermin | Fr, 14.01.2011, 09:00 - Fr, 14.01.2011, 16:00 | C 11.307 Seminarraum | C 12.311
Einzeltermin | Sa, 15.01.2011, 09:00 - Sa, 15.01.2011, 16:00 | intern | C 12.311

Inhalt: Die politische Herrschaft, so heißt es nicht zuletzt im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, geht vom Volk aus. Der „Bürger“ – aus denen sich das „Volk“ in konstitutionellen Demokratien zusammensetzt – ist somit die zentrale Instanz politischer Autorität in Demokratien. Ein politisches System zählt dann als demokratisch, wenn seine Institutionen und Verfahren dergestalt sind, dass der „Bürger“ an der Gestaltung der Gesetze, an die er sich zu halten hat, auch beteiligt war. Die Politische Theorie spricht hier von der „Autoren- und Adressatengleichheit“. Im demokratischen Nationalstaat hat sich ein allgemein akzeptiertes Gleichgewicht zwischen den normativen Anforderungen der Demokratietheorie und den praktischen Umsetzungsmöglichkeiten herausgebildet. Mittlerweile gehört es zum politischen Allgemeinwissen, dass der souveräne, territorial definierte Nationalstaat jedoch nicht mehr so autonom seine „inneren Angelegenheiten“ lösen kann, wie in der nationalen Konstellation. Regieren im 21. Jahrhundert wird jedoch, vom heutigen Standpunkt aus, in Mehrebenensystemen stattfinden, welches die lokale mit der nationalen mit der globalen Ebene systematisch verbindet. Die nationale Konstellation des souveränen Staates wird zumindest partiell abgelöst durch die postnationale Konstellation. Was bedeutet dieser Wandel für die Zukunft von Demokratie, insbesondere für die Rolle des Bürgers? Welche „demokratischen Innovationen“ bilden sich heraus, um mit dieser Herausforderung umzugehen? In diesem Seminar werden wir uns diesen Fragen nähern, in dem wir uns konzeptionelle und empirische Befunde politikwissenschaftlicher Forschung über die Möglichkeit von Bürgerbeteiligungen erarbeiten. Im Zentrum stehen deliberative Bürgerbeteiligungsverfahren, die im Zentrum der jüngsten Forschung standen. Das Seminar ist in drei Teile gegliedert. Im Teil I werden wir uns theoretisch-konzeptionelle der Thematik nähern. Wir werden das Konzept der deliberativen Demokratie besprechen und uns mit den Herausforderungen an demokratische Institutionen beschäftigen. Wir werden diskutieren, inwiefern demokratische Innovationen nicht nur jenseits, sondern auch dieseits des Staates stattzufinden haben. Vor diesem Hintergrund wird sich Teil II mit demokratischen Innovationen diesseits des Staates beschäftigen. Hierzu werden wir uns mit einigen empirischen Beispielen aus dem nordamerikanischen und europäischen Kontext betrachten. In diesem Teil werden wir die wichtigsten Innovationen kennen lernen. Dies ist unerlässlich für Teil III, die Rolle der Bürger jenseits des Staates. Dort werden wir uns mit verschiedenen Versuchen der Europäischen Union befassen, Bürger zu aktivieren, und somit ihr demokratisches Defizit zu minimieren.