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Lehrveranstaltungen

Globales Regieren und die Produktion kollektiver Güter (Seminar)

Dozent/in: Dawid Friedrich

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 10:15 - 11:45 | 14.10.2019 - 31.01.2020 | C 40.108 Seminarraum

Inhalt: Politik kann als Regelung der Angelegenheiten eines Gemeinwesens durch verbindliche Entscheidungen definiert werden. Welche Güter als Angelegenheiten des Gemeinwesens verstanden werden, und mithin dem Individuum (teilweise) entzogen ist, wodurch ein Gemeinwesen konstitutiert wird, wie die verbindlichen Entscheidungen von welchen Akteuren hergestellt werden, ist jedoch alles andere als trivial und wird von allen politikwissenschaftlichen Teildisziplinen aus unterschiedlicher Perspektive wissenschaftlich bearbeitet. Ungeachtet der momentan lautstarken nationalistischen Töne in so unterschiedlichen politischen Gemeinwesen wie den ältesten modernen Demokratien USA und UK, in jungen Demokratien wie z.B. in Osteuropa, oder in autoritären (z.B. Russland) oder gar mit totalitären Zügen behafteten Gemeinwesen (z.B. China), haben die komplexe globale Interdependenz von Problemlagen die traditionell in der Politikwissenschaft behaupteten Grenzen zwischen Innen- und Außenpolitik, zwischen hierarchischer Steuerung und anarchischem Mächtegleichgewicht, zwischen formellen und informellen Steuerungspraktiken, zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren zunehmend aufgeweicht und transzendiert und zu Rekonfigurationen von institutionellen Settings und Praktiken geführt. Auch die Politikwissenschaft hat insofern darauf reagiert, als dass die Grenzen zwischen den Teildisziplinen zunehmend verwischen. Die Internationalen Beziehungen beschäftigen sich mit innerstaatlichen Prozessen, die Policy-Analyse analysiert internationale Phänomene, die politische Soziologie hat sich transnationalisiert und die Politische Theorie befragt ihre Kernkonzepte auf ihre Rückgebundenheit zu nationalstaatlichen Grenzen. Vor dem Hintergrund dieser Beobachtungen und Überlegungen stellt dieses Seminar vorwiegend Fragen: welche (territorialen) Grenzen gibt es für welche kollektiven Güter? Welche institutionellen Settings zu ihrer Produktion haben sich herausgebildet? Gibt es wesentliche Akteure, die in diesen Settings tätig sind? Wie lässt sich das alles verstehen, erklären, bewerten? In diesem Seminar werden politikwissenschaftliche Erkenntnisse aus der Staatstransformationsforschung und der sog. Global Governance Literatur miteinander verknüpft, um sich diesen Fragen zuzuwenden. Während einige Beobachter_innen "Global Governance" als Chance für den Nationalstaat und die Politik ansehen, Effektivität und Legitimität ihres Handelns auch unter Bedingungen von Globalisierung aufrecht zu erhalten, beurteilen andere beides äußerst kritisch. Die Beantwortung politikwissenschaftlicher Kernfragen wie "Wer regiert auf welcher Rechtfertigungsbasis (nicht) erfolgreich?" erscheint äußerst kontrovers und für den politischen Bürger kaum zu durchschauen.