Vorlesungsverzeichnis

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Lehrveranstaltungen

Marshall McLuhan. Eine kritische Einführung (Seminar)

Dozent/in: Anna-Lena Wiechern

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 10:15 - 11:45 | 06.04.2020 - 10.07.2020 | C 40.108 Seminarraum

Inhalt: Gemeinhin wird Herbert Marshall McLuhan der "Startschuss" für die Medienwissenschaften, zumal den deutschen, zugeschrieben. Im Rahmen eines lektürebasierten Seminars soll jener Weg McLuhans nachvollzogen werden, der zur Umkehrung und absoluten Ausdehnung der Frage nach den Medien geführt hat. Denn trotz der Zäsur, die McLuhan mit seinem Aufruf zum Fokus auf das Medium selbst (und eben nicht seine Inhalte) bedeutete, bleibt der eklektisch verfassende Literaturwissenschaftler hinsichtlich einer Theoriebildung problematisch. In Reaktion auf die aktuellen Bedingungen (keine Präsenzlehre) wurde das Seminar als begleitetes Selbststudium umkonzipiert. Die Arbeit an den Texten wird dabei durch zuvor hochgeladene Fragen/Lektüreleitfäden unterstützt. Anstatt des wöchentlichen Rhythmus sind die Texte und Leitfäden auf einen 2-wöchigen Zyklus angelegt. Einer der Lektüreleitfäden wird abschließend zusammen mit dem Essay als Prüfungsleistung abgegeben.

Was ist ein Dispositiv? (Seminar)

Dozent/in: Mathias Schönher

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 14:15 - 15:45 | 06.04.2020 - 10.07.2020 | C 40.164 Seminarraum

Inhalt: Michel Foucaults Untersuchungen der Machtdispositive haben enorme Aufmerksamkeit aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen auf sich gezogen und beachtlichen Einfluss auf die Geistes- und Sozialwissenschaften ausgeübt. Zuallererst gilt dies für die Auseinandersetzung mit der panoptischen Anlage von Gefängnissen, in der für ihn die Mechanismen der Disziplinierung ihre konsequente architektonische Gestalt finden, und mit dem Sexualitätsdispositiv. Unter einem Dispositiv versteht Foucault eine Menge miteinander verbundener Knoten, an denen Macht ausgeübt und somit manifest wird. Diese Knoten bringen Faktoren verschiedener Natur – zum Beispiel eine Institution, Gesetze oder Regelungen, einen Diskurs, wissenschaftliche Aussagen oder moralische Vorschriften – auf je eigene Weise so in Beziehung zueinander, dass sie eine gemeinsame Strategie mit dem Ziel, das Funktionieren der Gesellschaft sicherzustellen und das Handeln sowie das Denken der einzelnen Mitglieder auf dieses Funktionieren auszurichten, verfolgen können. Der von Foucault geprägte, schwer fassbare Begriff des Dispositivs wurde im Zuge seiner Rezeption ganz unterschiedlich gedeutet und in stark divergierende Richtungen weiterentwickelt. Der Hauptgrund aber, weshalb wir uns mit oder im Anschluss an Foucault die Frage, was denn nun ein Dispositv eigentlich genau ist, stellen müssen, liegt darin, dass die Erkenntnis über die Beschaffenheit der Verstrickungen der Macht, die unsere Gesellschaft organisieren und unser Erleben formen, Aufschluss gibt, wie es überhaupt möglich ist, sich diesen Verstrickungen zu entziehen oder ihnen Widerstand zu leisten. Im Seminar befassen wir uns zuerst mit den relevanten Abschnitten aus Foucaults Schriften und Interviews, zudem mit dem Vortrag "Was ist ein Dispositiv?" von Gilles Deleuze, einem langjährigen Weggefährten Foucaults, und dem Aufsatz mit demselben Titel von Giorgio Agamben, der sich selbst als ein Nachfolger Foucaults ansieht. Anschließend wenden wir uns dem Begriff des Gestells in der Spätphilosophie Martin Heideggers zu, mit dem unter anderem Agamben den Begriff des Dispostivs in Zusammenhang bringt, und dem von Louis Althusser in die marxistische Theorie eingeführten Ideologischen Staatsapparat. Außerdem gehen wir auf die Konzeption des Gefüges ein, die Deleuze zusammen mit Félix Guattari ausarbeitet, und zwar verbunden mit einer Kritik an Foucaults Dispositiv und unter Bezugnahme auf den Staatsapparat als Vereinnahmungsapparat. Je nach verbleibender Zeit und vorhandenem Interesse können wir uns des Weiteren mit Georges Canguilhems Bestimmung der Funktionsweisen vitaler und sozialer Normen auseinandersetzen, mit der auf Jean-Louis Baudry zurückgehenden Analyse von Mediendispositiven oder mit der Akteur-Netzwerk-Theorie von Bruno Latour und ihrem Verhältnis zu Foucaults Untersuchungen der Dispositive.