Vorlesungsverzeichnis

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Lehrveranstaltungen

Kunst als Anklage. Künstlerische Recherche und zeichnerische Reportage (mit Exkursion) (Seminar)

Dozent/in: Clemens Krümmel

Termin:
wöchentlich | Montag | 12:15 - 13:45 | 06.04.2020 - 10.07.2020 | C 14.001 Seminarraum

Inhalt: Im Mittelpunkt des Seminars stehen neuere methodische Ansätze innerhalb künstlerischer Praktiken, die ihren Ausgangs- und mitunter auch Zielpunkt im Bereich der Recherche gesucht haben. Ansätze der so genannten "artistic research" sind zwar gerade in der EU-Bildungspolitik zu einer wichtigen Vokabel zur Beschreibung der Spezifität künstlerischen Arbeitens in der Gegenwart geworden, doch lässt eine solche Zuschreibung viele Fragen unbeantwortet. Dazu zählen vor allem Fragen nach der Autonomie künstlerischer Prozesse, da "research" eine Affinität zu, wenn nicht Homologie mit faktenbasiertem wissenschaftlichem Arbeiten suggeriert. In diesem Seminar sollen kunst- und künstlertheoretische Grundlagen für eine potentielle Beschreibung dieses neuen (?) Künstler*innentypus diskutiert und möglichenfalls selbstständig erarbeitet werden. Gerade im Bereich sich politisch und gesellschaftlich engagiert verstehender Kunstansätze, die immer wieder offene Anklagen formuliert und für Öffentlichkeiten aufbereitet, wird die Frage nach der Verlässlichkeit der künstlerischen Recherche (aber auch der Recherche und ihrer Rhetoriken insgesamt) neu aufgeworfen. Über die Auseinandersetzung mit künstlerischen und kunsthistorischen Texten und Werken soll eine Art Kriterienkatalog zur Valenz künstlerischer Recherchearbeiten vorbereitet werden.

Verfolge den Prozess! Gerichts- und Konferenzzeichnung in der zeitgenössischen Medienkultur (Seminar)

Dozent/in: Clemens Krümmel

Termin:
wöchentlich | Montag | 14:15 - 15:45 | 06.04.2020 - 10.07.2020 | C 14.001 Seminarraum

Inhalt: Das Zeichnen und die ihm zugehörigen künstlerischen Praktiken nehmen in letzter Zeit wieder eine bedeutende Stelle in zahlreichen Diskursen zur gesellschaftlichen Wirksamkeit (künstlerischer und nichtkünstlerischer) Bilder ein, vor allem im Kontext sozialer Protest-, Widerstands- und Aufklärungskampagnen. Mit ihrer (kunst-)historisch stark überfrachteten Rhetorik von Unmittelbarkeit und persönlichem Engagement, aber auch einer ins Extrem geführten Subjektivität der Wahrnehmung und Äußerung, haben sich zeichnerische und zeichnungsbasierte Verfahren zu einer wirkungsmächtigen Kombination visueller Sprachen gruppiert, die Verlässlichkeit und Authentizität signalisieren sollen – in einer Zeit, die in einer dramatischen politischen Auseinandersetzung mit den Herausforderungen von algorithmischer Nachrichtengenerierung und „Fake News“ begriffen ist, sind dies äußerst begehrte und hoch gehandelte Güter. Konferenz- und Gerichtszeichner*innen nehmen in diesem Feld eine besondere Position ein. Obwohl ihre Tätigkeit selten widerspruchslos dem Bereich der "Hochkunst" zugeschlagen wurde und wird, beziehen sie ihre Legitimation nicht nur aus einer äußerst interessanten, fast atavistisch scheinenden Sondergenehmigung, dort Menschen und Prozesse abzubilden, wo dies sonst aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes untersagt ist – sie konnten und können sich dabei auch immer wieder auf eine zumindest umstrittene Sonderbefähigung zur Erfassung und Darstellung persönlicher Eigenschaften berufen, die sich sonst nur mit künstlerischem Nimbus verbindet. In diesem Seminar sollen heutige und historische Formen der Konferenz- und Gerichtszeichnung miteinander konfrontiert werden. Was bedeutet dieses Bildverfahren in der digitalen Gegenwart? Das Seminar begleitet zudem die für das SoSe 2020 im Kunstraum der Leuphana gemeinsam mit Prof. Dr. Leeb geplante Ausstellung "Tribunalismus", in der populäre Formen einer juridisch geprägten Ästhetik in zeitgenössischen Strömungen der Performance und des Re-Enactment analysiert werden. Teil der Ausstellung soll auch eine Dokumentation gerichtszeichnerischer Praxis sein, die wir über das (wahrscheinlich als Live-Videoschalte zu organisierende) Gespräch mit Praktiker*innen dieses Bereichs vorbereiten wollen.