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Lehrveranstaltungen

Technik und Zeit: die Zeit-Form digitaler Kulturen (Seminar)

Dozent/in: Erich Hörl

Termin:
Einzeltermin | Di, 20.10.2020, 16:15 - Di, 20.10.2020, 17:45 | Online-Veranstaltung | Die erste Sitzung am 20.10.20 findet ausschließlich online statt.
wöchentlich | Dienstag | 16:15 - 17:45 | 27.10.2020 - 26.01.2021 | C 14.027 Seminarraum

Inhalt: Die zeitgenössischen digitalen Kulturen und die mit ihnen durchbrechende datenbasierte Machtform algorithmischer Gouvernementalität können als bisheriger Höhepunkt dessen, was Martin Heidegger das »Gestell« genannt hat, nämlich als komputationales Gestell, beschrieben werden. Dieses ist – das ist die dem Seminar zugrundeliegende Hauptthese – durch eine spezifische Transformation der Zeit-Form charakterisiert, die die Formen der subjektiven Erfahrungsbildung bis hin zu den Formen des Regierens durchgreifend umgestaltet und von daher auch für die Neubeschreibung von Lebensformen und Existenzweisen im Digitalen von zentralem Belang ist. Dabei wird das Problem der Zeit als solches radikal neu exponiert. »Beschleunigung« - »Geschwindigkeit« - »Echtzeit«, »Mikrotemporalität«, »tertiäre Retention« und »tertiäre Protention«, »Präemption« sind unterschiedliche Begriffe und Problematisierungen, mit deren Hilfe an einer medienphilosophischen Bestimmung der Zeit-Form des digitalen Gestells gearbeitet wird – eine Zeit-Form, für die Präsenzfixierung, Einengung von Potentialitäten und mithin die Beschränkung von Zukunft signifikant ist, die aber auch überraschende Reperspektivierungsversuche von Zeitungsprozessen ermöglicht. Das Seminar führt in die weitreichende medienphilosophische Frage von Technik und Zeit ein. Dabei wird das Werk Bernard Stieglers, der in seinem dreibändigen Werk Technik und Zeit (La technique et le temps) eine originäre Neuauslegung der Technikfrage auf den Weg gebracht hat, als Ausgangspunkt dienen und einen großen Stellenwert einnehmen. Das Seminar kann in diesem Sinne auch als Hommage an den vor wenigen Wochen verstorbenen französischen Medienphilosophen gelten. Darüberhinaus werden Arbeiten von Edward B.Thompson, Edmund Husserl, Martin Heidegger, Henri Bergson, Paul Virilio, Antoinette Rouvroy, Mark Hansen, Karen Barad, Wolfgang Ernst und Brian Massumi bearbeitet.