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Lehrveranstaltungen

Disruption – Desindividuation – Transindividuation. Technoökologisches Denken nach Gilbert Simondon. (Seminar)

Dozent/in: Erich Hörl

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 12:15 - 13:45 | 13.04.2021 - 09.07.2021 | Online-Veranstaltung
Einzeltermin | Mo, 05.07.2021, 12:00 - Mo, 05.07.2021, 16:00 | C 40.601 Seminarraum

Inhalt: Gilbert Simondons Theorie der Individuation muß als einer der zentralen Beiträge zu einer allgemeinen Ökologie gelten, dessen ganze Virulenz erst unter Bedingungen umweltlicher Medien und einer environmentalen Kontrollkultur vollends sichtbar wurde. Ein Gutteil der Aktualität von Simondons Werk, das in seinen signifikanten Impulsen aus den späten 1950er und aus den 1960er Jahren stammt, basiert auf dieser kraftvollen begrifflichen Innovation. Begriffe wie Desindividuation und Transindivudation, die in der heutigen Medientheorie und insbesondere der zeitgenössischen Medien- und Technoökologie hoch im Kurz stehen, gehen auf Simondons Denken der Individuation und seine Konzeptualisierung des Transindividuellen zurück. Den Schüsseltext stellt hier ohne Zweifel Simondons Hauptwerk »L’individuation à la lumière des notions de forme et d’information« dar, ein Werk, das zunächst nur in einem ersten Teil (1964) veröffentlich worden war und im französischen Original erst seit 1989, dem Todesjahr des Autors, vollständig vorliegt. Im Jahr 2020 wurde endlich die englische Übersetzung dieses Jahrhundertwerks publiziert und das Seminar begeht dieses Ereignis durch eine ausgewählte Lektüre zentraler Abschnitte dieser herausragenden Quelle. Anhand von zentralen Texten Simondons, insbesondere des Individuationsbuchs und unter Hinzuziehung einschlägiger Kommentare und Weiterführungen u.a. von Muriel Combes, Bernard Stiegler, Anne Sauvagnargues und Mark B. N. Hansen rekonstruiert das Seminar Simondons ontogenetische Theorie der Individuation, kontextualisiert sie historisch und diskutiert auch mögliche konzeptuelle Fortentwicklungen und Ergänzungen in Richtung einer Kritik der Desindividuation durch digitale Disruption und eines Denkens der Transindividuation. Die zentrale Textgrundlage des Seminars ist Gilbert Simondon: Individuation in the Light of Form and Information, Vol I. (translated by Taylor Adkins, 2020). Einzelne ergänzende Stücke Simondons liegen auch in deutsche Übersetzung vor. Eine ausführliche Literaturliste wird zum Seminarbeginn zur Verfügung gestellt.