Vorlesungsverzeichnis

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Lehrveranstaltungen

Extraktivismus in der Kunst der Gegenwart (Seminar)

Dozent/in: Susanne Leeb

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 10:15 - 11:45 | 14.10.2024 - 31.01.2025 | C 11.308 Seminarraum

Inhalt: Unsere Weltverhältnisse werden vor allem über Objekte vermittelt. Diese Objektbeziehungen können u.a. fetischisierenden, instrumentellen oder relationalen Charakter haben. Kunst ist ein gesellschaftlicher Bereich, in dem diese Verhältnisse thematisiert, reflektiert und neu strukturiert werden. Der Fokus des Seminars liegt auf künstlerischen Darstellungen zu Extraktion, aber erarbeitet aber anhand ausgewählter künstlerischer Praktiken Mögliichkeiten, sich jeweils anders auf die Welt zu beziehen. Während das Parallelseminar des Moduls von Heiko Stubenrauch vor allem auf Fetischismus fokussiert, werden in diesem Seminar unterschiedliche Objektverhältnisse untersucht, die möglicherweise Alternativen zu extraktivistischen oder auch fetischisierenden Objektverhältnissen bieten. Es fragt damit, ob und wie innerhalb der Konstellation Kapitalismus, Kolonialität, Globalisierung Kunst andere Objektbeziehungen möglich oder die etablierten Objektbeziehungen problematisiert werden.

Fetischismus (Seminar)

Dozent/in: Heiko Stubenrauch

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 16:15 - 17:45 | 14.10.2024 - 31.01.2025 | C 40.256 Hybridraum

Inhalt: „Fetischismus“ heißt zunächst – ganz allgemein gesprochen – die Verehrung von Gegenständen. Doch was meint „Verehrung“ hier? Drei auf den ersten Blick ganz unterschiedliche Bedeutungsdimensionen des „Fetisch“ oder „Fetischismus“ haben sich in den letzten drei Jahrhunderten herausgebildet: Zunächst (1) wurde der Begriff des Fetischismus durch den Naturforscher und Aufklärer Charles de Brosses in seinem Buch Über den Dienst der Fetischengötter (1760) auf sogenannte „Naturreligionen“ in den Gesellschaften Westafrikas angewendet, um den Glauben an Gottheiten und Mächte zu beschreiben, die in den Gegenständen wohnten. Dabei kennzeichnete der Fetischbegriff diese Religionen als „irrationale“ Formen des Aberglaubens, von denen sich die christlich geprägten europäischen Gesellschaften abheben konnten. Darauf aufbauend (2) hat Karl Marx in Das Kapital etwa hundert Jahre nach de Brosses den Begriff übernommen, um den Gesellschaften des kapitalistischen Zentrums einen Spiegel vorzuhalten. In diesen Gesellschaften herrsche ebenso ein quasi-religiöses Verständnis von Objekten, nämlich von Waren vor (der sogenannte „Warenfetisch“), durch das der arbeitsteilige Produktionsprozess verschleiert wird. Und letztlich (3) hat Sigmund Freud zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts die Verehrung von Objekten auf das Gebiet der Sexualität bezogen, und zwar auf eine Form des Begehrens, die sich isoliert auf Gegenstände oder einzelne Körperteile statt auf eine begehrte Person als Ganze richtet. Auf den zweiten Blick wird erkenntlich, dass im Fetischismusbegriff die Phänomene des Kapitalismus, des Kolonialismus und der Globalität auf eigentümliche Weise zusammentreffen. So wurde mithilfe des Fetischismusbegriffs einerseits koloniale Abwertung („fetischistischer“ Kulturen) betrieben, andererseits lassen sich Phänomene kapitalistischer Ausbeutung (u.a. des globalen Südens) oder sexueller Exotisierung (des kolonialen Anderen) mithilfe des Fetischismuskonzepts analysieren. Im Seminar werden wir deshalb den Fetischismusbegriff fokussieren, nicht nur um ein facettenreiches Bild der Moderne zu gewinnen, sondern auch und vor allem, um uns so den Phänomenen des Kapitalismus, der Kolonialität und der Globalität zu nähern. Zu diesem Ziel werden wir sowohl die klassischen Konzepte des Fetischismus (de Brosse, Marx, Freud) lesen und diskutieren, als auch neuere und zeitgenössische Weiterentwicklungen (voraussichtlich u.a. von Stuart Hall, Julika Funk, Elfi Bettinger, Guy Debord, Walter Benjamin, Bruno Latour, Todd McGowan, Aníbal Quijano).