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Lehrveranstaltungen

Polykrisen (Seminar)

Dozent/in: Roberto Nigro

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 14:15 - 15:45 | 14.10.2025 - 27.01.2026 | C 40.152 Seminarraum

Inhalt: Das Seminar untersucht die Zusammenhänge zwischen Kapitalismus, Konflikt und Disruption und zeigt, wie eng sie miteinander verflochten sind. Obwohl der Kapitalismus nie ein System des Friedens war, erhält die Analyse angesichts des Wiederauflebens von Nationalismus, kriegerischen Auseinandersetzungen und neuen Herrschaftsformen besondere Aktualität. Ausgangspunkt ist die Kapitalismuskritik, wie sie in zentralen Passagen des Marx’schen Werkes formuliert wurde. Dabei befassen wir uns mit Schlüsselkonzepten wie der ursprünglichen Akkumulation und der realen Subsumption, die im Zentrum aktueller Debatten über Extraktivismus und neue neokoloniale Strukturen des digitalen Kapitalismus stehen. Der Kapitalismus erzeugt fortwährend neue Konflikte – zugleich aber auch neue Subjekte und Akteure der Geschichte, deren Anerkennung eine genauere Analyse verlangt. Im weiteren Verlauf richten wir den Blick auf gegenwärtige Formen des Konflikts. Dabei interessiert uns insbesondere die veränderte Dimension der Zeitlichkeit: Transformationen verlaufen nicht mehr entlang linearer oder messianischer Projekte, sondern brechen in lokalen Veränderungen auf. Sie gründen nicht auf universellen Postulaten, sondern auf neuen Lebensformen und Erfahrungen, die globale Dynamiken auslösen – in einer Logik der Diskontinuität, des Voranschreitens und Zurückweichens. Wenn die Theorie in den letzten zwei Jahrhunderten unser Verständnis der Mechanismen kapitalistischer Herrschaft präzise herausgearbeitet hat, stellt sich heute dringlich die Frage, wie dieses Verständnis in neue politische Praxen übersetzt werden kann – Praxen, die über die reine Logik des Widerstands hinausweisen sollen.