Diversitäts-Barometer 2020: DAX 30-Vorstände verschenken die Hälfte des Potenzials

08.06.2020 Mit ihrer gemeinsamen Studie stellen die Fachhochschule Wedel, die Leuphana Universität Lüneburg und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton den Diversitäts-Barometer 2020 vor. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Krise, der Klimadiskussion und der Herausforderungen der Digitalisierung kommt der Diversität unter Entscheidungsträgern eine zentrale Bedeutung zu. Dennoch ist Vielfalt allein kein Garant für eine erfolgreiche Unternehmensführung.

Wedel/Lüneburg/Hamburg/Düsseldorf. Der zentrale Mehrwert des Diversitäts-Barometers 2020 ist – anders als in bisherigen Untersuchungen – die Mehrdimensionalität der Bemessungsgrundlage: Sie zieht die fünf Kriterien Geschlecht, Alter, Ausbildung/Studium, Nationalität/Geburtsland und Dauer der Unternehmenszugehörigkeit für die Untersuchung der Diversität in den gewichtigsten deutschen Unternehmen heran. Die Autorinnen und Autoren, unter ihnen der Leuphana-Experte für Rechnungswesen, Prof. Dr. Patrick Velte, kommen danach zu dem Schluss, dass die Diversität auf Vorstandsebene ein entscheidender Faktor sein kann, um der Heterogenität der Stakeholder-Interessen und der erforderlichen Innovationskraft von Unternehmen Rechnung zu tragen. Ein erfolgreiches Diversitätsmanagement ist dennoch nur ein Baustein eines integrierten Finanz- und Nachhaltigkeitsmanagementsystems.

Im Durchschnitt ist der typische Vorstand eines DAX 30-Unternehmens männlich, 55 Jahre alt, deutscher Herkunft, Wirtschaftswissenschaftler und seit mindestens 20 Jahren im Unternehmen. Das ergibt die Auswertung der zum Stichtag 1. Januar 2020 erhobenen öffentlich zugänglichen Daten über die insgesamt 193 Vorstandsmitglieder.

Ungenutzte Diversitätspotenziale

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Unternehmen Diversitätspotenziale in großen Teilen ungenutzt lassen. Bei einem maximal erreichbaren Wert von 1,0 wird im Durchschnitt nur ein Score von 0,44, also knapp die Hälfte der maximalen Diversität erreicht. Das Unternehmen Wirecard führt mit einem Score von 0,63 die Diversitätsrangliste an und Henkel ist mit einem Score von 0,27 das Schlusslicht. Auffällig ist, dass im Vergleich der Kriterien das Geschlecht mit einem Wert von 0,29 die niedrigste Diversität aufweist und die größte Diversität bei der Dauer der Unternehmenszugehörigkeit (Score 0,55) und der Ausbildung oder des Studiums (Score 0,53) nachweisbar ist.

Auch im Vergleich der sechs Kernbranchen werden Unterschiede deutlich: Während die Technologie-Branche mit einem Wert von 0,50 leicht überdurchschnittlich divers ist, verzeichnet die Konsumgüter-Branche mit einem Wert von 0,37 die geringste Vielfalt im Vorstand.

Die Studie zum Download finden Sie hier.