Climate Reporting: Annabelle Braasch – In der Wirtschaft etwas bewirken

12.12.2022 Die Alumna untersuchte in ihrer Bachelor-Arbeit, wie ökologisch nachhaltig der deutsche Kapitalmarkt ist und konnte die Ergebnisse im Peer-Reviewed-Journal „Sustainable Development“ veröffentlichen. Heute studiert sie an der Universität Kopenhagen das Masterprogramm „Climate Change“.

Portrait Annabelle Braasch ©privat
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass einige börsennotierte Unternehmen Greenwashing betreiben könnten“, sagt Annabelle Braasch.

Die Studienwahl fiel Annabelle Braasch leicht. Schon in der Schule wählte sie in der Oberstufe das Nachhaltigkeitsprofil, interessierte sich für Biologie und absolvierte zwei Praktika in der Wirtschaft: „Dort sollte man den Hebel ansetzen. Alle Akteure müssen die gesellschaftlichen Herausforderungen angehen, aber wir haben keine Zeit, auf strengere politische Maßnahmen zu warten. Unternehmen müssen proaktiv handeln.“ Mit der Leuphana fand sie den passenden Studienort: „In Lüneburg hatte ich die Möglichkeit, das Programm International Business Administration & Entrepreneurship mit Sustainability Sciences zu kombinieren.“ Annabelle Braasch entschied sich für den Schwerpunkt Ecological Restoration, um die naturwissenschaftliche Perspektive besser verstehen zu können. Gerade in der Wirtschaft sei der Bezug zur Natur verloren gegangen: „In Vorständen bleiben Klimabelange deshalb oft unberücksichtigt. Die kurzfristige finanzielle Performance steht im Vordergrund und ein nachhaltiger Wandel bleibt aus“, erklärt Annabelle Braasch.

Sie blickt bei dieser Aussage auf die Ergebnisse ihrer Bachelorarbeit und gleichzeitig ersten wissenschaftlichen Publikation zurück: „Climate Reporting Quality Following the Recommendations of the Task Force on Climate-related Financial Disclosures: A Focus on the German Capital Market”. Die Studentin beschäftigte sich mit der Qualität der Klimaberichterstattung auf dem deutschen Kapitalmarkt. Sie untersuchte 25 im DAX-30 gelistete Unternehmen im Zeitraum 2018-2020. Das Bewertungsmodell basierte auf den Empfehlungen der „Task-Force on Climate-related Financial Disclosures“ (TCFD), welche in den vergangenen Jahren als Rahmenwerk für die Klimaberichterstattung immer mehr an Bedeutung gewonnen hat und in einigen Staaten sogar bindend ist.

Die Studentin investierte für die Erhebung viel Zeit: „Ich habe die klima-relevanten Daten händisch aus den Berichten gezogen und dabei die vier Bereiche der TCFD-Empfehlungen also Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Ziele unterschieden“, erklärt sie. Die Qualität der Informationen wurde dann auf der Grundlage ihrer Spezifität und des Vorhandenseins quantitativer Indikatoren bewertet. Die Ergebnisse der empirischen Analysen waren so aussagekräftig, dass Annabelle Braasch noch nach ihrem Abschluss gemeinsam mit ihrem Betreuer der Bachelorarbeit Prof. Dr. Patrick Velte, Professor für Accounting, Auditing & Corporate Governance, an einer wissenschaftlichen Publikation in einem internationalen Nachhaltigkeitsjournal mit einem double-blind-Peer Review-Verfahren zu dieser Thematik arbeitete: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass einige börsennotierte Unternehmen Greenwashing betreiben könnten. Viele Firmen haben sich zwar Klimaneutralität als Ziel gesetzt, allerdings sind die Ziele und Maßnahmen einiger Unternehmen noch sehr intransparent. Es ist nicht klar, ob und wie die Unternehmen wirklich Netto-Null-Emissionen anstreben“, sagt die Alumna.

Außerdem habe fast kein Unternehmen Klimaszenarien bei der Bewertung ihrer Risiken und Chancen berücksichtigt, berichtet Annabelle Braasch: „Dies zeigt, dass die meisten Unternehmen den Klimawandel noch nicht in ihre strategische Ausrichtung einbeziehen oder wenn sie es tun, dann berichten sie wahrscheinlich nicht darüber, weil ihre derzeitige Strategie langfristig nicht tragfähig ist. Es reicht nicht aus, dass die Unternehmen Ziele setzen und Berichte erstellen. Sie müssen ihre Strategie anpassen und zukunftsorientiert handeln.“
Bereits während ihres Studiums hat Annabelle Braasch ein Praktikum bei einer Big-Four-Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im Nachhaltigkeitsbereich absolviert: „Das Thema Climate Reporting hat mich gleich fasziniert. Ich bin froh, dass ich meine Abschlussarbeit dazu schreiben konnte und so gut betreut wurde, dass ich meine Ergebnisse sogar publizieren durfte.“

Mittlerweile studiert Annabelle Braasch im zweiten Jahr an der Universität Kopenhagen das Masterprogramm „Climate Change - Impacts, Mitigation and Adaptation“: „Es ist ein sehr interdisziplinäres und internationales Studium. Meine Kommilitonen kommen aus aller Welt und haben verschiedene Hintergründe wie Management, Politik, Psychologie, Geologie, Geographie, Biologie und Physik. Insgesamt hat mich mein Studium an der Leuphana gut auf meinen Master und meine Arbeit vorbereitet, wofür ich sehr dankbar bin.“

Kontakt

  • Prof. Dr. Patrick Velte