Wirtschaften für ganzheitlichen Wohlstand

02.03.2020 „Wie werden wir in Zukunft den Erfolg von Unternehmen bewerten?“, fragt Christian Felber. Der Autor, Tanzperformer, Aktivist und Mitbegründer des Projekts Gemeinwohlökonomie stellte bei der Konferenzwoche seine Vision eines alternativen Wirtschaftens vor, die das Wohl von Mensch und Umwelt zum Ziel hat.

In den neoklassischen Wirtschaftswissenschaften, die primär an Hochschulen gelehrt würden, läge der Fokus und das Ziel auf dem Gleichgewicht von Märkten. Andere Faktoren und Gleichgewichte, wie beispielsweise ein Gender- oder Machtgleichgewicht würden dort nicht als ökonomisch relevant betrachtet. „Ökonomische Faktoren sind sekundär wenn wir wissen wollen ob es Menschen gut geht“, fasst Felber dagegen sein eigenes Konzept zusammen. Er erfand die Gemeinwohl-Bilanz, eine Alternative zur klassischen Unternehmensbilanz, die zum Gemeinwohl beitragende Werte wie Nachhaltigkeit miteinbezieht. Zum obersten Ziel des Wirtschaftens wird das Wohl von Mensch und Umwelt – dies soll auch den Erfolg von Unternehmen definieren. 

Die Umsetzung der Gemeinwohlökonomie als Alternative zur dominierenden Wirtschaftsordnung sieht er auf verschiedenen Ebenen. So sollen aus einem theoretischen Modell konkrete Handlungsmöglichkeiten für alle Akteur*innen abgeleitet werden. Diesen Prozess sollen politische Entscheidungen stützen und fördern. „In fast allen Kulturen gibt es den Leitwert des Gemeinwohls. Auch im Grundgesetz und einigen Landesverfassungen ist als Ziel des Wirtschaftens das Gemeinwohl festgelegt. Die Gemeinwohl-Ökonomie schlägt die Umsetzung dieses Ziels vor“, zeigt Felber auf.

Felber bezieht sich auf den Moralphilosophen Adam Smith, der überzeugt war, dass Unternehmergeist und das damit verbundene Verwirklichen eigener Interessen final zum Gemeinwohl führt. Felber folgt diesem Gedanken, sieht aber anders als Smith, dass Anreize von außen gesetzt werden müssen und das Gemeinwohl auch als politisches Ziel verfolgt werden muss: „Nur Unternehmen die zum Gemeinwohl beitragen, sollen in der Gemeinwohlökonomie erfolgreich sein können.“

Bei der Konferenzwoche stellen die Studierenden ihre Ergebnisse aus dem Modul „Wissenschaft trägt Verantwortung“ vor. Es ist Teil des Leuphana Semesters. Im Rahmen von fachübergreifenden Modulen erarbeiten sich alle Erstsemester einen gemeinsamen Einstieg in ein wissenschaftliches Studium. Das Konferenzwoche und das Leuphana Semester sind Teil des einzigartigen Studienmodells am College.

Christian Felber, Autor, Tanzperformer, Aktivist und Mitbegründer des Projekts Gemeinwohlökonomie stellte bei der Konferenzwoche seine Vision eines alternativen Wirtschaftens vor. ©Leuphana/Patrizia Jäger
Christian Felber, Autor, Tanzperformer, Aktivist und Mitbegründer des Projekts Gemeinwohlökonomie stellte bei der Konferenzwoche seine Vision eines alternativen Wirtschaftens vor.

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