Promotionen
Im Rahmen der Forschungsarbeit in dem Projekt CODIP entstehen von den wissenschaftlichen MitarbeiterInnen im Kontext ihrer Themenschwerpunkte auch Promotionen. Diese bilden und ergänzen das breite Spektrum der Tätigkeiten der Handlungsfelder des ZZL-Netzwerks ab
Larissa Altenburger
MATHEMATIK
Digitales Üben im Mathematikunterricht – Über die Wirksamkeit unterschiedlicher Medien in Einzellernsettings, den wahrgenommenen Nutzen von Feedback und Hilfen sowie die Datenkompetenz von Lehrkräften
Betreuer: Prof. Dr. Michael Besser
Abstract
„Üben“ in Schule wird oftmals nicht als einzelner Forschungsbereich behandelt, wodurch die Studienlage zu Einflussfaktoren auf erfolgreiches Üben und Zusammenhänge mit Lernfortschritten von Schüler*innen überschaubar ist (Lerche, 2019). Die Wirksamkeit von Üben auf den Lernerfolg ist trotz dessen unumstritten (Lerche, 2019; Marzano, Gaddy & Dean, 2003): Übungsaufgaben regen Lern- und Denkprozesse an, steuern und organisieren Lehr-Lern-Prozesse und überprüfen kontinuierlich den Leistungsstand der Schüler*innen (Niegemann et al., 2008). Die aktuelle bildungspolitische Lage, ausgelöst durch das Virus Sars-CoV-2, stellt schulisches Üben jedoch vor neue Herausforderungen. Digitalem Unterrichten (und somit auch digitalem Üben) kommt in der gegebenen Situation eine bedeutsame Rolle für schulische Lernprozesse zu. Die empirische Befundlage zur Wirksamkeit derart digital gestaltenden Übens ist jedoch keineswegs eindeutig (Zierer, 2018). Ausgehend von dieser Befundlage ergibt sich das eigene Promotionsvorhaben, das folgende Ziele verfolgt: Empirische Analyse von Effekten (1) digitaler Übungsangebote auf den Lernerfolg von Schüler*innen sowie (2) auf die Wahrnehmung digitaler Übungsangebote durch Schüler*innen sowie (3) zum Umgang von Lehrkräften mit durch digitale Übungsangebote generierte, individuelle Leistungsdaten von Schüler*innen (für weitere Lehr-Lern-Prozesse). Dabei soll in einem Mixed-Method-Design eine quantitative Laborstudie zur Analyse von Lernfortschritten von Schüler*innen beim digitalen Üben (Erhebung zu 1) mit Leitinterviews im qualitativen Sinne zu den beim digitalen Üben durch die Software angebotenen Hilfestellungen und Rückmeldungen (Erhebung zu 2) vereint werden. Ergänzend wird untersucht, inwieweit Lehrkräfte in den durch digitale Übungsangebote bereitgestellte Rückmeldungen zu den Leistungen von Schüler*innen einen Mehrwert für die zukünftige Gestaltung von Unterrichtsprozessen sehen und diese explizit für die Gestaltung eigener Unterrichtsprozesse heranziehen können (Erhebung zu 3).
HENRIKE DIEKHOFF
SPORT
Sportspiel in der Grundschule: Zur Vermittlung von Spielfähigkeit mit Hilfe von digital-gestützten Übungsprozessen
Betreuerin: Prof. Dr. Jessica Süßenbach
Abstract
Der Schulsport befindet sich hinsichtlich des Einsatzes digitaler Medien im Unterricht traditionell im Schatten der anderen Fächer (Wendeborn 2019). Das liegt an der Besonderheit des ästhetischen Faches Sport, welches auf die leiblichen Handlungs- und Erfahrungsmöglichkeiten rekurriert (Grupe 1984) und eine umfassende Handlungsfähigkeit im Sport anbahnt. Dennoch wird durch diverse Positionspapiere, Dokumente und Empfehlungen zur Bildung in der digitalen Welt (u.a. BMBF 2016, KMK 2017) digitales Lehren und Lernen im Sportunterricht postuliert. In der Sportwissenschaft gibt es bisher nur vereinzelt Beiträge zur Nutzung spezieller Apps und konkrete Anwendungsbeispiele für den Unterricht. Diese beziehen sich zumeist auf Individualsportarten und das Erlernen ihrer sportspezifischen Techniken. Daher kann der Einsatz digitaler Medien im Grundschulsportunterricht als ein kaum behandeltes und innovatives Explorationsfeld betrachtet werden (Krieger, Jastrow & Greve 2020).
Im Promotionsvorhaben wird die digital-gestützte Sportspielvermittlung für Spielanfänger*innen in der Grundschule untersucht. Der Fokus liegt dabei auf der Spielfähigkeit, die eine entscheidende Rolle bei der Sportspielvermittlung einnimmt (u.a. König & Memmert 2011). Basierend auf der fachdidaktischen Leitidee des „Erziehenden Sportunterrichts“ (Prohl 2017) wird ein Unterrichtskonzept erarbeitet und in die Grundschulpraxis umgesetzt. Grundsätzlich ist im Sportunterricht die Herausforderung von heterogenen Lerngruppen zu betrachten, die insbesondere bei der Sportspielvermittlung mit Blick auf die (motorischen) Voraussetzungen sowie Engagement und Motivation sichtbar wird (Weichert, Wolters & Kolb 2005). Der konstruktive Umgang mit Heterogenität wird daher mit Blick auf den Einsatz digitaler Medien in der Sportspielvermittlung fokussiert und leitet das Erkenntnisinteresse des Promotionsvorhabens.
ALINA KRISTIN HASE
BEGLEITFORSCHUNG BILDUNGSWISSENSCHAFT – DATA LITERACY
Data Literacy von (angehenden) Lehrkräften: Zur Nutzung von Daten aus digital-gestützten, individualisierten Übungsprozessen für die weitere Unterrichtsgestaltung in der Grundschule
Betreuerin: Prof. Dr. Poldi Kuhl
Abstract
Feedback gilt als fester Bestandteil schulischer Lehr-Lernprozesse und ist auf verschiedenen Ebenen angesiedelt (Buhren 2015). Auf der Ebene der Lernenden verfolgt Feedback das Ziel, die individuellen Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler zu unterstützen und sie zur Erreichung ihrer persönlichen Ziele zu befähigen. Damit hilft Feedback Lernenden, sich während eines Lehr-Lernprozesses weiterzuentwickeln (ebd.). Im Zuge zunehmender Feedback- oder auch Evaluationsprozesse in Schule und Unterricht entstehen fortlaufend Daten (Altrichter, Moosbrugger & Zuber 2016). Auch die fortschreitende Digitalisierung trägt zur Sammlung von Daten bei, welche für die Weiterentwicklung von Lehr-Lernprozessen potentiell nutzbar sind, aber von Lehrkräften für die Schul- und Unterrichtsentwicklung bislang kaum genutzt werden (Means, Chen, DeBarger & Padilla 2011). Ein Grund hierfür ist, dass Lehrkräfte häufig nicht über die Kompetenzen verfügen, um die Daten aus Erhebungen oder Rückmeldungen analysieren, interpretieren und weiterführend nutzen zu können (Jimerson & Wyman 2015). Insbesondere auch für den gelingenden Einsatz digitaler Medien in Übungsprozessen ist es entscheidend, dass (angehende) Lehrkräfte befähigt werden, die gewonnen Ergebnisse zu nutzen, um die Lernenden im Sinne einer Personalisierung des Lernens auf ihren individuellen Lernwegen begleiten zu können (Gerjets & Scheiter 2019; Lorenz 2018). Es bedarf der Vermittlung „professionelle[n] Wissen[s] über den sinnvollen, adaptiven Einsatz digitaler Medien“ (Lorenz 2018, 56) im Rahmen der Lehrkräftebildung.
Ausgehend von den vorliegenden Erkenntnissen liegt dem Promotionsvorhaben die zentrale Frage zugrunde, wie Lehrkräfte Daten aus digital-gestützten Übungsprozessen für die weitere Unterrichtsgestaltung nutzen können. Die Bearbeitung dieser Fragestellung erfolgt in mehreren Teilschritten: Zunächst dient die Erstellung eines systematischen Reviews zur Erfassung des derzeitigen Forschungsstandes und zur Offenlegung künftiger Forschungsbedarfe. Mit der Analyse von Lernapps wird ergänzend das Angebot für digital-gestützte Übungsprozesse – vor allem im Hinblick auf die gegebenen Rückmeldungen – dargelegt. Darüber hinaus stellt die Untersuchung des Nutzungsverhaltens von Lehrkräften, das heißt wie Lehrkräfte die Daten adaptiv für ihre Unterrichtsgestaltung verwenden, einen Bestandteil des Promotionsvorhabens dar, der durch Interviewdaten der teilnehmen Lehrkräfte ergänzt wird. Die gewonnenen Erkenntnisse dienen zur evidenzbasierten Entwicklung eines Seminarkonzeptes zur Ausbildung von Data Literacy Kompetenzen angehender Grundschullehrkräfte, welches im Lehramtsstudium implementiert und evaluiert wird.
Charlotte Wendt
DEUTSCH
Arbeitstitel: Digitalen Unterstützung des Schreibens im Deutschunterricht mit sprachlich-heterogenen Lerngruppen
Betreuerin: Prof. Dr. Astrid Neumann
Abstract
Innerhalb des Promotionsprojekts soll eruiert werden, inwieweit digitale Schreibtools und -apps einen Mehrwert für den Schreibunterricht mit sprachlich-heterogenen Schüler*innen darstellen können. Dabei wird der Frage nachgegangen, ob bereits existierende digitale Schreibtools und -apps Lehrenden dabei behilflich sein können, den komplexen Prozess des Schreibens in den einzelnen Teilfertigkeiten zu unterstützen, zu individualisieren und an die sprachlichen Fertigkeiten der Schüler*innen angepasst zu fördern.
Um ein Instrument zu entwickeln, das detaillierte Informationen über Schreibapps und -tools für den Deutschunterricht liefert und mögliche Einsatzbereiche für eine individualisierte Förderung von Teilfertigkeiten im Bereich Schreiben mit sprachlich-heterogenen Schüler*innen aufzeigt, werden zunächst Bedarfe von Lehrenden im Fach Deutsch bezüglich der Förderung und Übung der Schreibkompetenzen erhoben. Mittels Fragebögen sollen Lehrkräfte die eigene sprachliche Binnendifferenzierung im Unterricht zur Förderung und Übung des Bereichs Schreiben bewerten/beschreiben und Angaben machen, in welchen Bereichen sie Unterstützung benötigen. Auf Grundlage dieser Bedarfe, Erkenntnissen aus der Schreibempirie zur Förderung der Schreibkompetenz und Aspekten aus bereits existenten Kriterienkatalogen zur Einschätzung von Lernprogrammen werden Prinzipien erarbeitet. Die entwickelten Prinzipien dienen dem Aufbau eines Bewertungsrasters für Schreibapps und
-tools. Mithilfe dieses Rasters werden Tools/Apps analysiert und systematisiert, sodass ein Überblick über die Apps und Tools zum Thema Schreiben im sprachlich-heterogenen Deutschunterricht entsteht. Aus dieser Übersicht sollen Potentiale und mögliche Leerstellen aufgezeigt werden, sodass ein pädagogisch sinnvoller Einsatz digitaler Tools für Lehrkräfte im unterrichtlichen Alltag leichter einschätzbar wird.
Svea Wucherpfennig
ENGLISCH
Betreuer: Prof. Dr. Torben Schmidt
Computerbasierte Adaptive Lernunterstützung bei der Bearbeitung digitaler monologischer Sprechübungen in Übungsphasen des Englischunterrichts der 9. Klasse
Eine Interventionsstudie zum Einsatz digitaler Sprachlernsoftware in heterogenen Lehr-/ Lernsettings der Oberschule
Abstract
In der digitalisierten Welt von heute, könnte das schulische Sprachenlernen durch Apps unterstützt werden und den Lernprozess individuell gestalten. Lernende kommunizieren viel über Messangerapps und Social Media, sie unterhalten sich mit Sprachassistenten wie Siri und Alexa. Diese digitalen Anwendungen können auch für den Fremdsprachenunterricht eine Chance sein, gerade die Sprechkompetenz zu üben und durch das ermöglichte monologisches Sprechen den Kompetenzerwerb steigern.
Im Bereich der Fremdsprachenforschung sind bereits viele Apps vorhanden, doch nur wenige fokussieren sich auch auf den Fertigkeitsbereich Sprechen, der kaum bis gar nicht geübt wird. In dieser Studie soll daher der Fokus primär auf das Sprechen gelegt werden und insbesondere zwei Apps, davon eine schulbuchgebunden und eine schulbuchunabhängig, untersucht werden.
Leonie Kahnbach (M.Sc.)
PSYCHOLOGIE
Finding ways to enhance the intention to use digital applications in education and e-health – focusing on the interplay of user experience, technology acceptance and efficacy in teachers and users of e-health applications.
Betreuer: Prof. Dr. Dirk Lehr
Abstract
Mit zunehmender Heterogenität zwischen Schüler:innen wächst die Herausforderung für Lehrkräfte, Schüler:innen entsprechend ihrer individuellen Förderbedarfe zu unterstützen. Applikationen, die Schüler:innen Aufgaben zum Üben bereitstellen und ihren individuellen Stand im Übungsprozess abbilden, bieten Lehrkräften die Möglichkeit, Einblicke in den Förderbedarf jedes einzelnen Lernenden zu erhalten. Dennoch werden solche Applikationen zum Üben von Lehrkräften in Deutschland bislang noch kaum genutzt. Der Prozess der Integration einer neuen digitalen Anwendung kann, wie bei jeder Veränderung, durch bestimmte Einflussfaktoren begünstigt oder erschwert werden. Daher ist es sinnvoll, Erkenntnisse der Technologieakzeptanz Forschung zu berücksichtigen, um schon in der Lehrkräfteausbildung Wissen und Kompetenzen zu vermitteln, die die Nutzungsbereitschaft fördern können. Im Rahmen der kumulativen Promotion im Teilprojekt Psychologie soll ein Beitrag zur Technologieakzeptanz Forschung geleistet werden, insbesondere bzgl. der Nutzung digitaler Anwendungen zum Üben. Dabei finden auch Erkenntnisse aus der Forschung zur Förderung der Akzeptanz von e-health Applikationen Einfluss und Weiterentwicklung. Um akzeptanzförderliche Interventionen für Lehrkräfte bzgl. Applikationen zum Üben entwickeln zu können, sollen in einem ersten Schritt die Einflüsse auf die Intention von Lehrkräften, diese Applikationen zu nutzen, mit Hilfe von Technologieakzeptanz Modellen (UTAUT) bestimmt werden. Darüber hinaus soll ein bestehendes Konzept zur Erfassung der Qualität von mobilen Anwendungen aus dem Bereich e-health (MARS) auf mobile Anwendungen aus dem Kontext des digitalen Übens angepasst und mit dessen Hilfe der Zusammenhang von App-Usability sowie User Experience und der Akzeptanz von Lehrkräften bzgl. der Nutzung der Applikationen zum Üben bestimmt werden. Ergänzend dazu ist beabsichtigt, auch den Zusammenhang zwischen Wirksamkeit einer Anwendung und der User zu analysieren und die Erkenntnisse auf den Bereich des digitalen Übens zu übertragen.
Katharina Horst de Cuestas
MUSIK
Musikuntericht digital: Kompetenzorientiert und selbstbestimmt (MuDiKoS)
Betreuer: Prof. Dr. Michael Ahlers
Abstract
Die aktuelle Pandemie und ihre Auswirkungen auf Schule und Bildung führt uns die zentrale Bedeutung digitaler Medien für den Unterricht vor Augen. Aus diesem Grund soll das eigene Promotionsvorhaben den Einsatz eines Web-Based-Trainings für das selbstregulierte Üben in einer Projektwoche im Musikunterricht erforschen – unter Einbezug von Lehrpersonen und Lehramtsstudierenden.
Die geplante Interventionsstudie basiert dabei auf einem Übebegriff, der die Entwicklung einer Handlungskompetenz des Übens zum Ziel hat und somit selbstreguliertes Üben als effizient und nachhaltig befürwortet. Gleichzeitig wurden auch positive Effekte von selbstreguliertem Üben auf das musikalische Üben im Speziellen festgestellt (McPherson und Zimmerman 2011). Ebenfalls gut erforscht ist der positive Einfluss von digitaler Unterstützung auf das Lernen, insbesondere im Bereich der Selbstregulierung und Individualisierung (Le et al. 2013). Gegenstand der Interventionsstudie ist die Förderung musikbezogener Argumentationskompetenz (Ehninger und Rolle 2020). Zum diesem Zweck wurden Teilfertigkeiten aus einem bestehenden Modell von Rolle (2017) als existentiell für die Weiterentwicklung der musikbezogenen Argumentationskompetenz identifiziert.
Aus dem dargestellten Forschungshintergrund und dem gewählten Gegenstand des Promotionsvorhabens soll eine Interventionsstudie mit Messwiederholungen entwickelt werden. Die Intervention besteht dabei aus einer Projektwoche mit dem Thema „Songwriting Camp“, in der die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen Songs schreiben und anschließend den besten Song der Klasse auswählen. Dies soll eine Diskussion über die eigene Musik anregen und die musikbezogene Argumentationskompetenz fördern.
Dabei wird die Versuchsgruppe durch das digitale Web-Based-Training und ausgesuchte Apps angeleitet, während die Kontrollgruppe analog angeleitet wird. Der abschließende Test soll mögliche Einflüsse der digitalen Unterstützung auf die Leistung, die Motivation und das Selbstkonzept sichtbar machen.