Prof. Dr. Kristina Lemmer ©Leuphana/Teresa Halbreiter
"An der Leuphana und dem Institut für Wirtschaftsinformatik habe ich sofort ein neues Forschungszuhause gefunden.“

„Die deutschen Verwaltungen sind offen gegenüber der Digitalisierung. Viele wollen den digitalen Fortschritt – dennoch bekommen wir es irgendwie nicht immer hin“, sagt Prof. Dr. Kristina Lemmer. Bereits während ihrer Dissertation an der Universität Siegen beschäftigte sie sich mit Digitalisierungsstrategien in der Verwaltung. „Wir haben einen Handlungsleitfaden erstellt, der die Organisation von Digitalisierung erleichtern soll“, berichtet die Forscherin.

Am Forschungskolleg „Zukunft menschlich gestalten“ der Universität Siegen hatte sie die Chance als Projektkoordinatorin, Digitalisierungsstrategien voranzutreiben wie bei der „Gemeinsamen Initiative Digitalisierung Siegen-Wittgenstein“. Dabei handelte es sich um die erste europaweite Unternehmung, bei der sich ein Kreis mit all seinen Städten und Gemeinden zusammengetan hat, um eine Digitalisierungsstrategie zu formulieren. Auch die Durchführung der Vorstudie zu den Digitalen Modellregionen in NRW, die Studie „Digitalisierungsstrategien für Kommunen“, gehörte zu ihren Aufgabenfeldern. Die Forschungsergebnisse flossen in ihre Promotion ein.

„Als ich vor über zwei Jahren in Lüneburg die Stelle als Chief Digital Officer beim Landkreis Lüneburg übernommen habe, kontaktierte ich wegen einer möglichen Kooperation die Leuphana. Prof. Dr. Paul Drews schrieb innerhalb weniger Minuten zurück. An der Leuphana und dem Institut für Wirtschaftsinformatik habe ich sofort ein neues Forschungszuhause gefunden“, erinnert sich Kristina Lemmer. Sie trieb die Digitalisierung im Landkreis, besonders im Gesundheitsamt, voran und nutzte dazu auch ihre Handlungsempfehlungen. Doch trotz wissenschaftlich fundierter Resultate war die Reaktion in der Praxis verhalten: „Ich habe in den Verwaltungen gehört: Ja, Ihre Handlungsempfehlungen sind gut und helfen uns auch, eine Strategie zu entwickeln. Die Umsetzung klappt dennoch nicht‘“, berichtet Kristina Lemmer.

Die Forscherin wurde hellhörig: „Ich wollte die Ursachen verstehen. Was passiert im Prozess, was wir als Wissenschaftler nicht sehen?“ Mittlerweile arbeitet Kristina Lemmer an der Entwicklung einer Theorie, die die Diskrepanz zwischen Handlungsempfehlung und Umsetzung erklärt: dem Digital Transformation Mindset. „Die Veränderung beginnt in den Köpfen. Ohne eine übergeordnete Strategie und dazugehöriger Kompetenzen ist alles nichts. Digitalisierung muss Chefsache sein“, erklärt Kristina Lemmer.

Die neuen Ergebnisse sollen Teil ihrer Habilitationsschrift werden. Kristina Lemmer wurde zum Wintersemester 2023/24 zur Professorin für Verwaltungsinformatik berufen, bleibt aber am Institut für Wirtschaftsinformatik assoziiert und möchte sich dort auch habilitieren.

Gerade schließt sie gemeinsam mit Prof. Dr. Paul Drews, Professor für Wirtschaftsinformatik, eine wissenschaftsjournalistische Studie zum Thema Kontaktnachverfolgung während der Corona-Pandemie ab. „Mir liegt es besonders am Herzen, Forschungsergebnisse nicht nur in hochrangigen Journals zu publizieren, sondern sie auch für die breite Öffentlichkeit verständlich darzustellen“, erklärt Kristina Lemmer.

Besonders dankbar ist sie Prof. Dr. Paul Drews und ihrem Doktorvater Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves für die Unterstützung während der Bewerbungsphase für ihre Professur: „Ich hielt mich mit meinen damals 31 Jahren noch zu jung für eine Bewerbung. Sie haben mich aber ermutigt: Wirf deinen Hut in den Ring!‘ Beide haben in dieser Zeit mehr an mich geglaubt, als ich selbst.“

Prof. Dr. Kristina Lemmer hat nach ihrem Master in Controlling und Risikomanagement und Zwischenstationen an der Colorado State University (USA) und University of Georgia (USA) zu Strategien der digitalen Transformation promoviert. Kristina Lemmer koordinierte im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen das Forschungsprojekt „Digitalisierungsstrategien für Kommunen“ und begleitete wissenschaftlich die „Digitale Modellregionen Nordrhein-Westfalen“. Zuletzt wirkte sie als Chief Digital Officer beim Landkreis Lüneburg und kooperierte dort mit Prof. Dr. Paul Drews vom Institut für Wirtschaftsinformatik der Leuphana. Im Herbst 2023 war sie Guest Researcher an der Victoria University of Wellington in Neuseeland. Im Wintersemester 2023/24 wurde sie an die Hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit in Kassel berufen und hat die Professur für Verwaltungsinformatik inne. Kristina Lemmer bleibt darüber hinaus am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Leuphana affiliierte Post-Doc und Lehrbeauftragte.

Kontakt

  • Prof. Dr. Kristina Lemmer