Organisation in digitalen Kulturen

Die einprägsame Feststellung des Architekturhistorikers Reinhold Martin, dass „Medien organisieren“, nimmt die Juniorprofessur Organisation in Digitalen Kulturen zum Anlass, nach dem Verhältnis von Medientechnolgien und Organisation zu fragen. Während der Medienphilosoph John Durham Peters insbesondere digitalen Medientechnologien eine „organisatorische Macht“ zuschreibt, gilt es parallel dazu aus organisations- und techniksoziologischer Sicht zu fragen, inwiefern Medientechnologien selbst organisiert werden.

Eine organisationswissenschaftliche Lesart der Medienwissenschaften bringt eine weitestgehend verkappte Organisationsgeschichte und ‑theorie in den Medienwissenschaften (z.B. in der Literatur zur Kybernetik) zum Vorschein, in denen Organisation oft als eine Errungenschaft von Medien zelebriert, aber wenig sozialwissenschaftlich reflektiert wird. Dagegen ermöglicht eine medienwissenschaftliche Lesart der Organisationswissenschaften die Ausarbeitung einer bis dato ebenfalls weitestgehend verkappten Mediengeschichte und ‑theorie (z.B. in der Literatur zu Informations- und Kommunikationstechnologien). Die Science and Technology Studies bieten hierfür einen transdisziplinären Rahmen und wichtige konzeptionelle und methodische Anknüpfungspunkte.

Ziel der Juniorprofessur ist es demnach, eine medienwissenschaftlich informierte Organisationswissenschaft zu entwickeln, die der Medialität gegenwärtiger digitaler Technologien Rechnung trägt und das Wechselverhältnis von digitalen Medientechnologien und Organisation in digitalen Gesellschaften historisch einordnen und konzeptionell fassen kann. Dazu erfolgt neben konzeptioneller Arbeit auch eine empirische Arbeit, die den medientechnischen und organisatorischen Gegebenheiten digitaler Kulturen auf die Spur geht, und dabei sozialwissenschaftliche Methoden mit Blick auf digitale Medientechnologien reflektiert und aktualisiert.

Dies geschieht insbesondere mit Blick auf:

  • Formen des algorithmischen Managements gerade über soziale Medien und Plattform-Arbeit hinaus
  • auf Plattformen als neuere Organisationsformen, die Organisation und Arbeit durch neue Kapitalisierungsprozesse verändern
  • auf die Logistik als ein Wissen und eine Praxis, die auf der Gestaltung von medientechnischen Umwelten zur Zirkulation von Waren, Daten und Arbeit beruht
  • sowie auf Big-Tech-Unternehmen als Akteure in digitalen Gesellschaften.

Team

  • Prof. Dr. Armin Beverungen
  • Dr. Ilia Antenucci
  • Maja-Lee Voigt