Artenvielfalt

Neue Einsichten in ihre Bedeutung

Das Aussterben von Pflanzenarten hat dramatische Folgen für die Artenvielfalt anderer Organismen. Das geht aus einem aktuellen Artikel in der renommierten Fachzeitschrift Nature hervor. Mit-Autorin des Beitrags ist Professorin Dr. Alexandra-Maria Klein vom Institut für Ökologie der Leuphana Universität Lüneburg.

Der Nature-Artikel beruht auf Ergebnissen der ersten Phase des sogenannten Jena Experiments. Rund 100 Wissenschaftler aus 22 beteiligten Instituten haben auf eigens angelegten Versuchsfeldern getestet, wie sich Anzahl und Zusammensetzung von Pflanzenarten auf die Entwicklung eines Lebensraumes auswirken. Verschwinden Pflanzenarten, die am Anfang einer Nahrungskette stehen, hat dies viel stärkere Auswirkungen auf die Artenvielfalt von anderen Organismen, als bisher angenommen. Das haben die Wissenschaftler in achtjähriger Forschungsarbeit herausgefunden. Schon das Aussterben einer einzigen Pflanzenart kann demnach zu einem Verlust einer ganzen Reihe weiterer Arten führen. Oberirdisch lebende Organismen sind dabei wesentlich stärker gefährdet als im Boden angesiedelte. Langfristig kann der Verlust von Pflanzenarten nicht nur zu einem Wegfall von Arten auf höheren Positionen in der Nahrungskette führen, sondern wichtige Ökosystemfunktionen wie beispielsweise Nährstoff- und Wasserkreisläufe, die Bestäubung von Pflanzen oder die Kontrolle von Schadinsekten stören.

In einem weiterführenden, ebenfalls durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Projekt hat sich das Wissenschafterteam neu formiert. In den kommenden drei Jahren wollen sie die Zusammenhänge zwischen Artenvielfalt und verschiedenen Positionen in der Nahrungskette näher erforschen. Prof. Dr. Alexandra Klein untersucht dafür zusammen mit Dr. Christoph Scherber (Universität Göttingen und Hauptautor der Nature-Studie) den Einfluss der Pflanzenartenvielfalt auf blütenbesuchende Insekten. In der ersten Projektphase ermittelten Klein und Kollegen einen Anstieg der Artenvielfalt von Blütenbesuchern bei zunehmender Pflanzenvielfalt.

Im neuen Jena Experiment wollen die Wissenschaftler der Leuphana mit ihrem Teilprojekt herausfinden, warum es eine Vielzahl blühender Pflanzenarten braucht, um die Vielfalt von Bienen, Fliegen und Schmetterlingen zu sichern. Dazu untersuchen sie die Spezialisierung der Blütenbesucher und der gesamten Lebensgemeinschaft im Zusammenhang mit dem Wegfall von Pflanzenarten. Merkmale von Blüten wie z.B. die Größe und Farbe oder Zuckergehalt in Nektar und Pollen könnten dabei eine wichtige Rolle spielen. Die Wissenschaftler wollen zu neuen Erkenntnissen darüber gelangen, warum bestimmte Pflanzenarten besonders wichtig sind, um viele Blütenbesucherarten, eine  Organismengruppe der höheren Position der Nahrungskette, zu erhalten.  

Prof. Klein untersucht mit ihrem Forscherteam in weiteren von der DFG finanzierten Projekten den Einfluss der landwirtschaftlichen Intensivierung auf die Bestäubung von Kulturpflanzen und die Rolle von Ressourcenvielfalt für Bienenkolonien.
 


Der Nature-Artikel erscheint in der gedruckten Ausgabe vom 25. November 2010.