Aktuelle Forschungsprojekte

Übersicht

Das Fach Musik erforscht Musik mit diversen Methoden und in diversen kulturellen Kontexten. Dabei reicht die Spannbreite von ethnologischen Studien und regionalen Phänomene über musikpädagogische Projekte bis hin zu Studien zu Musikwirtschaft, Kreativität oder digitalen Medien.

Hier eine Übersicht der aktuellen Projekte des Fachs:

Musikalische und klangliche Erinnerungsräume in der Post-Witness Era: Erinnern an die Zeit des Nationalsozialismus in Niedersachsen (Prof.in Dr.in Schoop)

Die Erinnerungskultur in Deutschland steht aktuell vor großen Veränderungen und Herausforderungen. Mit Blick auf die Zeit des Nationalsozialismus neigt sich die „Ära der Zeitzeug*innen“ (Wieviorka 2006) dem Ende zu. In der so genannten „Post-Witness Era“ (Popescu/Schult 2015) müssen neue Formen der Erinnerungsarbeit gefunden werden. Mediatisierte Formen des Erinnerns nehmen dabei einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Musik und Klang als Medien der Erinnerung sind hierbei weit verbreitet, haben in der Forschung aber bislang vergleichsweise wenig Beachtung gefunden. Das Projekt adressiert diese Forschungslücke und erforscht am Beispiel Niedersachsens die Rolle von Musik und Klang für die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus an der Schwelle zur Post-Witness Era. Dabei verfolgt es zwei zentrale Ziele:

Erstens untersucht das Projekt unter Rückgriff auf theoretische Konzepte der Cultural Memory Studies und der Raumsoziologie, wie durch musikalische und klangliche Praktiken Erinnerungsräume geschaffen werden. Methodisch greift es dabei auf Ethnographie, qualitative Inhalts- und Diskursanalyse sowie Ansätze der Musik-, Klang- und Soundscape-Analyse zurück, die in einer integrativen Musik- und Klanganalyse zusammengeführt werden. Dieser innovative Ansatz ermöglicht es, sowohl die soziale als auch die klangliche und musikalische Dimension der Erinnerungsräume zu erfassen und so wegweisende Erkenntnisse für die Disziplinen Cultural Memory Studies, Musikwissenschaft und Sound Studies zu generieren.

Zweitens schafft das Projekt in Kooperation mit zentralen Erinnerungs-Akteur*innen in Niedersachsen eine Plattform für die Vernetzung und den Dialog von Wissenschaft und Praxis. Gemeinsam mit der Gedenkstätte Bergen-Belsen, der Gedenkstätte Ahlem und der KZ-Gedenkstätte Moringen werden Workshops für nachhaltige Erinnerungsarbeit konzipiert, organisiert und durchgeführt. In den Workshops werden Herausforderungen gegenwärtiger Erinnerungskultur thematisiert, Potenziale von Musik und Klang für künftige Erinnerungsarbeit reflektiert und Handlungsstrategien erarbeitet. Das Potenzial von Musik und Klang wird zudem in der Entwicklung musik- und klangintegrierender Audioguides in Kooperation mit der Gedenkstätte Ahlem selbst erprobt und umgesetzt. Ziel ist es hierbei, sowohl die Vergangenheit kritisch zu erinnern, als auch Erinnerungskultur für neue Generationen zugänglich und somit zukunftsfähig zu gestalten.

Die Ergebnisse des Projektes werden auf nationalen und internationalen Konferenzen vorgestellt und gemeinsam mit den Kooperationspartner*innen in einer Projektpublikation veröffentlicht. So setzt das Projekt auch außerhalb Niedersachsens wichtige Impulse für die Erinnerungsarbeit in der Post-Witness Era.

Projektdauer: 2022–2025

Projektleitung: Monika E. Schoop 

Projektmitarbeiter: Thomas S. Köhn

Finanzierung: MWK Niedersachsen (Programm Pro* Niedersachsen)

Digital-gestütztes Üben im Fachunterricht: Kompetente Lehrkräfte – Individualisierte Lernprozesse (Prof. Dr. Ahlers)

Als Teil des Zukunftszentrums Lehrkräftebildung (ZZL) zielt CODIP darauf, den Aufbau fachdidaktischer digitalisierungsbezogener Kompetenzen von (angehenden) Lehrkräften zur Gestaltung und Umsetzung von Lehr-Lern-Prozessen voranzutreiben. Dabei wird ein spezifischer Fokus auf digital-gestütztes, individualisiertes Üben im Fachunterricht gelegt.

Im Rahmen von CODIP werden Lehrkonzepte in den Unterrichtsfächern Deutsch, Englisch, Mathematik, Musik und Sport entwickelt, implementiert, evaluiert und verstetigt. Kolleg*innen aus der Bildungswissenschaft bzw. Psychologie begleiten diese Vorhaben durch die Beforschung von Querschnittsthemen, wie der „Data Literacy“ von (angehenden) Lehrkräften sowie deren Bereitschaft, digitale Medien für individualisierte Übungsprozesse zu nutzen.

Das Projekt fokussiert die folgenden drei Schwerpunkte:

1. Phasenübergreifendes Arbeiten

Die neuen Lehrveranstaltungskonzepte werden in Entwicklungsteams zusammen mit Akteur*innen der Campusschulen und Campusstudienseminare der Leuphana Universität Lüneburg entwickelt und mit den Studierenden in der Praxis umgesetzt und erprobt.

2. Curriculare Verankerung

Die Erkenntnisse der evidenzbasierten Lehrentwicklung in den CODIP-Teilprojekten in den fünf Unterrichtsfächern, der Bildungswissenschaft und der Psychologie sollen Eingang in die Curricula der lehrerbildenden Fächer finden. Digitalisierungsbezogene Studieninhalte werden sowohl als Basiskompetenzen als auch zur Spezialisierung in einem Profilstudium „Digitales Lehren und Lernen“ verankert.

3. Open Educational Resources

Die entwickelten Lehrkonzeptionen und Materialien werden als Open Educational Resources (OER) aufbereitet und über das OER-Portal des Landes Niedersachsen allen lehrerbildenden Institutionen des Landes Niedersachsen zugänglich gemacht.

CODIP wird im Rahmen der gemeinsamen Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert (Förderkennzeichen 01JA2002; Projektleitung: Prof. Dr. M. Ahlers, Prof. Dr. M. Besser, Prof. Dr. P. Kuhl)

Projektseite: https://www.leuphana.de/zentren/zzl/codip.html

Songwriting Camps im 21. Jahrhundert (Prof. Dr. Ahlers)

Dieses Projekt leistet Pionierarbeit bei der Erforschung des kommerziellen kollaborativen Songwritings, das in Songwriting-Camps stattfindet. Es untersucht, welche Formen von Songwriting-Camps im 21. Jahrhundert in Großbritannien und Deutschland existieren, um die Interessen der Organisatoren (Verlage, Plattenfirmen, Einzelpersonen) und der teilnehmenden Fachleute, die kollaborativen kreativen Prozesse und das Zusammenspiel der unterschiedlichen Fähigkeiten der verschiedenen Rollen (Topliner:innen, Beatmaker:innen, Texter:innen, Produzent:innen), die Organisation von Offline- und Online-Camps, wirtschaftliche und rechtliche Aspekte (z. B. Tantiemenvereinbarungen) und die Rolle von Songwriting-Camps innerhalb der Musikindustrie im Allgemeinen zu verstehen.

Die Förderung erfolgt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und das britische Arts and Humanities Research Council (AHRC).

Kooperationspartner:

Dr. Jan Herbst, University of Huddersfield, J.Herbst@hud.ac.uk 

Dr. Simon Barber, Birmingham City University, Simon.Barber@BCU.AC.UK

Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (Projekt Nr. 508326423)

Digitalität – Diversität – Producing: Praktiken populärer Musik in Schule und Weiterbildung (Prof. Dr. Ahlers)

Das Verbundprojekt „Digitalität – Diversität – Producing: Praktiken populärer Musik in Schule und Weiterbildung (DiDiPro)“ entwickelt an drei universitären Standorten diversitätssensible Fort- und Weiterbildungen für (angehende) Musiklehrkräfte unter schwerpunktmäßiger Berücksichtigung des digitalen Musik-Producings. Teilprojekt Lüneburg (LG) entwickelt diversitätssensible Workshops für Basis- und weiterführende Kompetenzen in der Nutzung von Digital Audio Workstations (DAW) auf mobilen und stationären Computersystemen. Die DAW bildet als ein Meta-Instrument den zentralen Ausgangspunkt aktueller Producing-Praxis und eröffnet Musikpädagog:innen Möglichkeiten in allen musikalischen Bereichen. Insbesondere unter Einbezug von Interfaces und Controllern ermöglicht die DAW auch neue Musizierformen in der Schule (Ahlers et al., 2022).

Allerdings gibt es in Deutschland, anders als bspw. in England, keine Tradition, wie die Kompetenzen zum Umgang mit Musik(-produktions-)technologie in curriculare Strukturen überführt werden können und so diversere Nutzer:innen – von klassisch ausgebildeten Musiker:innen hin zu autodidaktisch arbeitenden DJs und Produzent:innen – Teil gemeinsamer kreativer und performativer Prozesse werden können. Angesiedelt ist das TP in der Musikdidaktik mit dem Schwerpunkt Popularmusik an der Leuphana Universität Lüneburg. Es wird von einem phasenübergreifenden Entwicklungsteam von Studierenden, Lehrkräften und Hochschul-Lehrenden reflektiert, iterativ weiterentwickelt und evaluiert. Insbesondere in der Entwicklung und Evaluation alternativer Interface- Konzepte für die Musikerstellung oder -bearbeitung schließt das TP an Ergebnisse und Vorarbeiten des MIDAKUK-Projekts (BMBF, 01JKD1708B, 2017–2021) an. Zusätzlich werden Schnittstellen zu laufenden Projekten zu Songwriting Camps und künstlerischer Forschung (DFG) und digital-gestütztem Üben (BMBF 01JA2002) genutzt.

Kooperationspartner:

Universität Oldenburg (Koordination), Universität Münster

Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, FKZ: 01JA23K03B

ComeArts | fortbilden durch vernetzen – vernetzen durch fortbilden (Prof. Dr. Ahlers)

Im "ComeNet Arts Musik" werden gemeinsam mit sieben Universitäten Fortbildungsmodule entwickelt, die u.a. den kollegialen, fachlichen Austausch in Schulen befördern. Konzeptionell werden die genrespezifischen, musiktheoretischen und produktionsbezogenen Kompetenzen zur Musikerstellung sowie auch diversitätssensible Formen der Kommunikation über aktuelle Musikkulturen bzw. die Vermittlung von Critical Digital Literacy in den Blick genommen.

Die Entwicklung der Konzepte und Materialien zur Lehrkräfteprofessionalisierung sowie die durch den DBR-Prozess entstandenen Fortbildungsmodule berücksichtigen neben genre-spezifischen, musiktheoretischen und produktionsbezogenen Kompetenzen zur Musikerstellung auch diversitätssensible Formen der Kommunikation über aktuelle Musikkulturen bzw. die Vermittlung von Critical Digital Literacy, die bspw. für Produktion, Nutzung und Reflexion von KI-basierter Musiksoftware, Praktiken des Music Hacking und kollaborativem digitalem Songwriting relevant ist.

Ein Ziel der Fortbildungsmodule wird die Etablierung von Formen des kollegialen fachlichen Austauschs in Schulen sein, um auf diese Weise Unterrichtsentwicklung und die Transformation „digitaler Identitäten“ zu ermöglichen.

Kooperationspartner: Universität zu Köln, Universität Duisburg-Essen (Koordination), Universität Bielefeld, Staatliche Kunstakademie Düsseldorf, Friedrich-Alexander-Universität Nürnnberg-Erlangen, Pädagogische Hochschule Karlsruhe, WWU Münster.

Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, FKZ: 01JA23K01C

dialoguing@rts – Advancing Cultural Literacy for Social Inclusion through Dialogical Arts Education (Prof. Dr. Ahlers)

d@rts is a catalyst for increasing social cohesion and inclusion, using embodied performing arts activities to develop cognitive and affective cultural literacy. We recognise that the performing arts encompass mass-market consumer goods, as well as non-linguistic, embodied and social activities, providing massive opportunities for inclusive participation.
Our target groups comprise actors of all ages and social positions, especially in the school system and in community arts initiatives. We will empower these groups to be artistically active, dialogically related and culturally literate, giving them tools and motivation to improve their own situations and those of others within the overall frame of a cohesive European society, informed by global perspectives.

Using the post-colonial insight that culture is necessarily heterogeneous, d@rts has four related objectives:
1. Understand how performing arts activities relate to cultural literacy in official discourse and documents across partner countries 2. Use this understanding to build dialogues and co-create physical and digital actions with heterogeneous groups within our target audience
3. Develop assessment tools for these actions, enabling measurable growth in cultural literacy
4. Use our findings in recommendations for cultural and educational policies that build long-term social cohesion and inclusion Based on these objectives, the overall outputs comprise:
1. Documentary, survey and participatory research findings
2. Performative DIALOGART actions for cultural literacy
3. Policy and practice recommendations to increase social cohesion via cultural literacy actions inspired by the performing arts d@rts imagines new futures and creates hope and social cohesion through performing arts education. By creating participatory spaces and facilitating dialogues, we empower voices seldom heard. d@rts thus advances cultural literacy, and enhances social cohesion and resilience, to build an inclusive future for Europe.

Project partners:

NORD UNIVERSITET NO (Coordinator), ASSOCIATION EUROPEENNE DES CONSERVATOIRES, UNIVERSITAT ZU KOLN DE, LEUPHANA UNIVERSITAT LUNEBURG DE, STIFTUNG UNIVERSITAT HILDESHEIM DE,  JYVASKYLAN YLIOPISTO FI, UNIVERSITA DEGLI STUDI DI VERONA IT, PUNTOZERO SOCIETA COOPERATIVA IT, ASSOCIATION KULTURANOVA UDRUZENJE RS, THE UNIVERSITY OF AUCKLAND NZ, MAKERERE UNIVERSITY UG.

Funded by the European Commission (EU HORIZON, topic: CL2-2023-HERITAGE-01-07)

Music Industry Resilience Acceleration Programme (Prof. Dr. Ahlers)

The music sector is a bridge between two forces: the arts and business. Only a resilient, interconnected, and innovative music ecosystem can lay the groundwork for artists to thrive, reach new audiences, and be financially successful. The sector is currently challenged by a difficult economic environment brought on by external shocks (COVID- 19, Climate Change) and disruptive technologies. Three main developments endanger its resilience: a shortage of skilled workers; the emergence of new technologies and business models (streaming, AI); and how to green a sector that is based on transnational music exchange. Business support organisations, sectoral agencies and local public authorities have the leverage to increase the sector’s resilience in their local music ecosystems. However, they are lacking knowledge, capacities and tools necessary to put resilience-boosting activities into action.

The solution Music Industry Resilience Acceleration Programme (MI-RAP) will address this challenge through: 1) Tailored training programs/campaigns to provide workers with skills relevant to work in a changing industry 2) Strategies/action plans to foster innovation and inner/cross-sectoral collaborations
3) Guidance to support green practices for resource-intensive music events

The MI-RAP will be available on an online resource hub and transferable to actors outside of the partnership. Its implementation will support music businesses and artists to flourish, be innovative, and prosperous.

Funded by the Interreg Baltic Sea Region Programme, Co-funded by the European Union

Jazzgeschichte Lüneburgs (Prof. Dr. Ahlers)

Gemeinsam mit lokalen Akteur:innen, Zeitzeug:innen und Inititativen wie der "Jazz IG" wird die Geschichte der Jazz-Szene Lüneburgs aufgearbeitet, archiviert und später in Ausstellungen und anderen Formaten präsentiert.

Anschließend an das Projekt des ehemaligen Mitarbeiters, Dr. Zuther, soll hier auch ein wichtiger Beitrag zur regionalen Musikgeschichte geleistet werden.

Fördergeber: Sparkassen Stiftung Lüneburg

Abgeschlossene Forschungsprojekte:

Übersicht

Hier finden Sie eine Auswahl abgeschlossener Forschungsprojekte der Dozierenden des Fachs Musik:

Sounding Memories: Nazi-Persecution and Anti-Nazi Resistance in the Music of Contemporary Germany (Prof.in Dr.in Schoop)

The project investigates contemporary musical practices that engage with the memorialization of the Nazi period and WWII in Germany, with a focus on resistance to and persecution by the regime. The project builds upon the premise that people construct representations of the past through musical practices, and takes into account a wide range of musical genres (e.g. singer-songwriters, experimental and art music, punk rock and hip hop), social actors and sociocultural milieus. Considering memory as a mediator between narrated past, lived present and imaged futures, special attention is devoted to the novel musical resources and collective sensibilities mobilized in the process, and to how sounding the memories of the Nazi past offers a critical arena to address current social issues in Germany and in Europe, including racism against immigrants and refugees, the resurgence of far-right and xenophobic movements, and the struggles resulting from socioeconomic marginalization and inequalities based on ethnicity, religion or gender. The project pursues these objectives through four complementary research scenarios, emphasizing different aspects of musical practices of memorialization. These encompass a study of the Sinti and Roma minority (cultural identity), a study of the urban memoryscapes of Berlin (locality), a study of current media practices and musical performances (mediatization/performance), and a study of musical practices and remembrance in Hip Hop (genre/music scenes). 
 

Project duration: 2017-2020

Principal Inverstigators: Monika E. Schoop (Leuphana University Lüneburg); Federico Spinetti (University of Cologne)

Researchers: Thomas S. Köhn (Leuphana University Lüneburg), Martin Ringsmut (University of Cologne), Sidney König (University of Cologne)

Funded by the German Research Foundation (DFG), project no. 359573469

Musikalische Interface-Designs: Augmentierte Kreativität und Konnektivität (Prof. Dr. Ahlers)

Wie professionelle Musiker*innen und Musikpädagog*innen Musik machen hat sich unter den Bedingungen materiell-digitaler Transformationsprozesse grundlegend verändert. Dies betrifft nicht nur die eingesetzten MusikmachDinge (Instrumente, Software, Apparate), sondern auch die Koordinaten und Beziehungen zwischen körperlichen, sinnlichen, ästhetischen, sozialen und kulturellen Bedingungen und Formen ästhetischer Praxis (Jörissen 2014). Auch die Relationen zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren im Gesamtsetting des Musikmachens werden neu verhandelt. Professionelle Musikpädagog*innen und  Musiker*innen finden somit neue Grundbedingungen für ihre eigene musikalische und musikpädagogische Arbeit vor, die vor dem Hintergrund eines professionell geformten musikalischen Habitus sowie eines hochgradig sensibilisierten körperlich-praktischen Wahrnehmens in Bezug auf instrumentales Musizieren einerseits und neuer digital-materieller musikalischer MusikMachdinge anderseits berufsspezifisch reflektiert werden.

Ziel des Projektes ist deshalb zum einen mithilfe quantitativer Methoden den Stand und die Veränderungen musikalischer Selbstkonzepte und präexistenter Einstellungen zu erfassen. Zum anderen sollen durch die Triangulation mit qualitativen Methoden die potenziellen Einflüsse der eigenen allgemeinen Digitalkompetenz wie auch instrumentalen Expertise auf das eigene Musikmachen beschreibbar gemacht werden. Ausgehend vom Diskurs um Expertisierung wird zudem darauf fokussiert, inwiefern eine musikalische Auseinandersetzung mit digital-materiellen MusikmachDingen das eigene Instrumental- und Spielkonzept beeinflussen. Erforscht werden auf diesem Wege musikpädagogische Anschlussmöglichkeiten, Chancen und auch professionsbedingte Widerstände und deren Konsequenzen, Potenziale und neue Anforderungen für professionelles musikpädagogisches Handeln aufgezeigt.

Die Fragen, die demnach von zentralem Interesse sind, betreffen

  1. die Veränderung ästhetischer Erfahrung und neue Möglichkeiten musikalisch-kreativer Ausdruckspotentiale in individueller wie kollektiver Perspektive,

  2. daraus hervorgehende grundsätzliche Konsequenzen, Potentiale und Anforderungen für professionelles musikpädagogisches Handeln unter Bedingungen (post-)digitaler Kultur sowie

  3. Ausformungen digitaler Affirmation und Skepsis professioneller Musiker*innen und Musikpädagog*innen im Umgang mit musikalischen Interfaces und Technologien.

Das Forschungsprojekt ist als Teilprojekt 2 Bestandteil des BMBF-geförderten (10.2017-09.2021) Verbundprojekts der FAU Erlangen-Nürnberg und der Leuphana Universität Lüneburg zu Musikalischen Interface-Designs in jugendkulturellen ästhetischen, professionell-musikalischen Praktiken und non-formalen Settings der Kulturellen Bildung. Das Teilprojekt 1 (FAU Erlangen-Nürnberg) legt den Fokus auf die spezifischen Bedeutungen „postdigitaler“ (Jörissen 2016), hybrider Materialitäten musikalischer Interface-Designs für ästhetische, kreative und künstlerische Praktiken gegenwärtiger Jugendkulturen. Durch die Verbindung von Ergebnissen aus jugendkulturellen und professionellen Lebens- und Arbeitskontexten wird nicht nur eine Vergleichsperspektive integriert, sondern auch eine dichte Beschreibung des Gesamtphänomenbereichs des Umgangs mit MusikmachDingen ermöglicht.

Interview-Video MIDAKuK Teilprojekte 1 und 2

Laufzeit: 2017–2021. Projektmitarbeiter: Carsten Wernicke, M.A.

Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, FKZ: 01JKD1708A

Profil "Digitale Bildung" (Prof. Dr. Ahlers)

Über die Laufzeit des Projektes soll das Ziel erreicht werden, zunächst innerhalb des Bachelor-Studiums „Lehren und Lernen“ ein Profilstudium im Bereich „Digitale Bildung“ zu etablieren bzw. die vorbereitenden Tätigkeiten zu dessen Einrichtung abzuschließen. Diese Maßnahme ist in Niedersachsen bisher noch einzigartig und würde die vorhandene Kompetenz der Leuphana Universität hier sinnbildlich nach außen manifestieren und zu einer verbesserten Profilierung des polyvalenten Bachelor-Studiums und damit auch zu einer verbesserten Positionierung der Absolvent_innen in ihren späteren Arbeitsfeldern führen.

Die Idee eines Profilstudiums wird hier verstanden als Möglichkeit, sich mittels eines gesondert vorhandenen Curriculums und über eigens hierfür ausgewiesene Kursangebote innerhalb der Unterrichtsfächer, aber auch in Psychologie und Pädagogik, sowie einer möglichst dem Themenbereich nahestehenden Abschlussarbeit, in definiertem Zeitumfang mit Aspekten digitaler Bildung sowie digitalen Lehr- und Lernsettings auseinandersetzen zu können. Langfristig soll diese Option auch im Master-Studium GHR300 geprüft und weitergeführt werden.

Hierzu müssen über die Projektlaufzeit als Teilziele

2

a) die vorhandene Expertise an der Fakultät gesichtet und nachfolgend in einem Expert_innen-Gremium versammelt werden, das die Entwicklung und Umsetzung fachwissenschaftlich und fachdidaktisch mit begleiten wird. Hierzu zählen neben Lehrenden auch Einrichtungen wie der Lehrservice und dessen Referentin für digitale Lehre. Weiterhin können studentische Vertreter_innen hier ebenfalls ihre Bedarfe mit einbringen. In diesem Gremium wird das hochschuldidaktische Konzept des Profilstudiums diskutiert, sowie ein Evaluationskonzept – in Zusammenarbeit mit der Stabsstelle Qualitätsentwicklung und Akkreditierung (Team Q) – vor dessen Einrichtung erarbeitet. Ein „Critical Friend“ wird vor Abschluss zu einer internen Diskussion eingeladen.

b) Gespräche mit den Instituten geführt werden, um Module zu identifizieren, in welchen Angebote zur Profilierung – beispielsweise in den Bereichen digitale Lehr-/ Lernmethoden, E-Learning oder fachbezogene Mediendidaktik – regelmäßig gemacht werden können.

c) in Zusammenarbeit mit dem Studiendekanat der Fakultät Bildung und dem Lehrservice ein Prozess zur Einrichtung des Profilstudiums erarbeitet werden, in welchem die identifizierten Module und Prüfungsanteile zum Erwerb des Profils abgebildet sind und welcher in den Gremienlauf sowie die abschließende Etablierung des Profilstudiums führt.

d) ein hochschulöffentlicher Diskurs gestartet werden, in welchem der interdisziplinäre und fakultätsübergreifende Austausch zu Aspekten digitaler Bildung und eine Dissemination der eigenen Expertise(n) und Ansätze ermöglicht wird.

Förderung durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (Innovation Plus (2019/20), Nummer 19)