Neu an der Leuphana: Prof. Dr. Daniel Fischer – Nachhaltigkeit als Bedürfnis

02.02.2024 Daniel Fischer wurde zum Professor für Bildung für nachhaltige Entwicklung und Sachunterricht berufen. Er wünscht sich einen Wettstreit der Ideen statt Diskussionen über Verbote. In seiner Forschung und Lehre untersucht Daniel Fischer, wie nachhaltigere Lebens- und Konsumweisen durch Kommunikation und Lernen gefördert werden können.

Statt ideologischer Grabenkämpfe und Verbotsdebatten wünscht sich Daniel Fischer einen Wettbewerb der Ideen, wie sich Bedürfnisse qualitativ besser und auf nachhaltigere Weise befriedigen lassen. ©Leuphana/Teresa Halbreiter
Ermutigt dazu Konsumgesellschaften, in die man hineingeboren und hineinsozialisiert wurde, zu hinterfragen und neu zu gestalten: Prof. Dr. Daniel Fischer.

Wir dürfen nicht mehr fliegen. Die Kantine verbietet Currywurst. Und der neue Wintermantel ist gestrichen. „Noch dreht sich die Diskussion über Nachhaltigkeit oft um Verzicht“, sagt Daniel Fischer. Dabei ziele der Begriff eigentlich auf das Gegenteil: „Es geht darum, möglichst viele menschliche Bedürfnisse zu befriedigen, heute und in Zukunft“, sagt der Forscher. Statt ideologischer Grabenkämpfe und Verbotsdebatten wünscht er sich einen Wettbewerb der Ideen, wie sich Bedürfnisse qualitativ besser und auf nachhaltigere Weise befriedigen lassen.

In seiner Forschung und Lehre untersucht Daniel Fischer, wie nachhaltigere Lebens- und Konsumweisen durch Kommunikation und Lernen gefördert werden können. „Im Sachunterricht schlagen wir eine Brücke zwischen lebensweltlichen Erfahrungen und natur- und gesellschaftwissenschaftlichem Denken. Hier ist die inter- und transdisziplinäre Arbeitsweise bereits angelegt, die wir in der Bildung für nachhaltige Entwicklung anstreben“, sagt Daniel Fischer.

Ein besonderes Anliegen ist die Internationalisierung des Lehramtstudiums: „In diesem Semester habe ich das erste Seminar zu Global Citizenship Education angeboten und Gäste aus aller Welt ins Seminar geholt. Wir leben in einer globalisierten und hochgradig vernetzten Welt: diese lässt sich nicht mehr mit einem nationalstaatlich geprägten Denkhorizont erschließen. Dazu müssen wir interkulturelle Zusammenhänge kennen“, erklärt Daniel Fischer. Wie verschieden an anderen Orten über Nachhaltigkeit gedacht wird, hat er in fünf Jahren bei Stationen an renommierten Universitäten in den USA und den Niederlanden selbst erfahren können.

In seiner Forschung nutzt Daniel Fischer inter- und transdisziplinäre Ansätze, um zu erklären, wie sich Konsummuster über die Zeit und in verschiedenen kulturellen Kontexten entwickeln und verändern und welche Rolle Kommunikationsprozesse dabei spielen. In jüngsten Forschungsprojekten untersuchte er wie innovative Praktiken, etwa Achtsamkeit, Storytelling oder Citizen Science, Konsumroutinen unterbrechen und einen reflektierten Denkprozess anstoßen. „Meine Arbeit zielt darauf ab, Menschen in einer pädagogischen Tradition zu befähigen, ihre Beziehungen zu Konsumgesellschaften, in die sie hineingeboren und hineinsozialisiert wurden, zu hinterfragen und neu zu gestalten“, erklärt Daniel Fischer.

Seit dem Herbst 2023 vertritt der Forscher den UNESCO Chair „Hochschulbildung für eine nachhaltige Entwicklung“, den die Leuphana seit 2005 mit dem ersten Chairholder Prof. Dr. Gerd Michelsen innehat. UNESCO-Lehrstühle werden für herausragende Forschung und Lehre in den Arbeitsgebieten der UNESCO vergeben: „Ich sehe den Chair als einen Vermittler in zwei Richtungen: Zum einen möchten wir die Arbeit und Ziele der UNESCO in die Hochschule bringen, die im Übrigen mit den Zielen unserer Universität stark übereinstimmen. Zum anderen können wir international sichtbar machen und teilen, was im Bereich der Nachhaltigkeit Spannendes an der Leuphana passiert, und dadurch dazu beitragen, dass sich Hochschulen weltweit bewegen.“ Zusätzlich koordiniert die Leuphana das UNESCO-UNITWIN-Netzwerk Bildung für nachhaltige Entwicklung und soziale Transformationen. Sechs renommierte Universitäten aus Kanada, Costa Rica, Deutschland, Griechenland und Südafrika arbeiten darin zusammen. Das globale Netzwerk, dem neben weiteren Universitäten und UN-nahen Institutionen auch international engagierte Verbände angehören, soll die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs) unterstützen.

Daniel Fischer studierte Grundschullehramt an der Universität Osnabrück und absolvierte dort und in Wien das Masterprogramm „Bildungsmanagement und Schulentwicklung“. Der Bildungsforscher promovierte an der Leuphana zu der Frage, wie Bildungseinrichtungen zu Orten werden, an denen nachhaltiger Konsum erlernt und aktiv gestaltet wird. 2010 und 2012 erhielt er den Lehrpreis der Leuphana. 2018 wurde er zum Assistant Professor for Sustainability Education an die Arizona State University mit der ersten School of Sustainability in den USA berufen. 2020 wechselte er als Associate Professor an die Wageningen Universität in den Niederlanden. 2023 wurde er zum Professor für Bildung für nachhaltige Entwicklung und Sachunterricht an die Leuphana Universität Lüneburg berufen.

Kontakt

  • Prof. Dr. Daniel Fischer