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„Wir müssen wieder wagen, ernsthaft zu träumen“ – Graduiertenfeier des Leuphana College im November 2023

28.11.2023 Studierende an mit Hussen bedeckten Stehtischen weisen den Weg: Zur Zukunft, zum hier-sein, zur Graduiertenfeier des College. Betritt man das Zentralgebäude, fällt der Blick auf die Garderobe, die Bar, einen Stand für Fotografien vor dem Leuphana-Logo, wahlweise mit Graduiertenhut oder fröhlichen Verkleidungen. Die Absolvent*innen, Eltern, Angehörige, Freunde sind festlich gekleidet, man sieht Anzüge, Kleider, extravagante Mode; überall begrüßen und umarmen sich Menschen, es ist voll und laut – ein großer Tag für Viele, der eine Wegmarke darstellt, die Markierung eines neuen Lebensabschnitts, der nun beginnen kann.

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„Wir müssen wieder wagen, ernsthaft zu träumen“ – Graduiertenfeier des Leuphana College im November 2023

Präsident Sascha Spoun lud die Studierenden ein, Perspektiven zu entwickeln: „Ohne Perspektive, also ohne Aussicht auf etwas, haben wir gefühlt auch keine Zukunft.“  Wenn wir die Zukunft betrachteten, dann ginge es darum, wie wir auf das Kommende blicken, mit welchen Erwartungen und Befürchtungen. Wir sähen die Zukunft primär durch die Brille der aktuellen Herausforderung und Befürchtung, für die Zukunft nicht ausreichend gewappnet zu sein. Wo Ängste sind, verenge sich der Blick anstatt sich zu weiten, es entstehe Perspektivlosigkeit. Ohnmacht und Hilflosigkeit entlade sich oft in ohnmächtiger Wut und ebne Populismus den Weg, mahnte Spoun.

Das gesellschaftliche Versprechen von früher, dass Bildung zu sozialem Aufstieg und Wohlstand führe, gelte nicht mehr ohne weiters. Praktikumsplätze werden so schlecht bezahlt, dass die Qualifikation eines Studiums wertlos wirke, Wohnen sei im urbanen Raum kaum leistbar. Gegen die gefühlte Perspektivenlosigkeit ermutigte der Präsident: „Wir müssen wieder wagen, ernsthaft zu träumen, was heißt, nicht nur Träumen nachzuhängen, sondern auch, an einen Traum zu glauben.“ Spoun wies auf das Potenzial von Ideen hin: „Jede gesellschaftliche Veränderung, selbst der Niedergang erzeugen eine unendliche Anzahl neuer Möglichkeiten. In etwas Gegebenem oder Kommenden ein Potenzial zu erkennen, meint, eine Idee zu haben. Und nichts auf der Welt verschafft Ihnen schneller, einfacher und anhaltender eine Perspektive als die gute Idee. Die gute Idee, der Einfall reißen gleichsam den Vorhang vor Ihren Augen auf und eröffnen neue Perspektiven. Daher lässt sich ganz banal und doch treffend sagen: Wer gute Ideen hat, der eröffnet sich selbst eine Zukunft.“ Das Studium habe die Absolvent*innen nicht auf ‚irgendeine‘ Zukunft vorbereitet, sondern darauf, dass sie sich selbst eine Zukunft erzeugen können. „Hören Sie auf zu fragen, was die Welt Ihnen bietet – diese Frage bleibt pubertär. Fangen Sie an zu fragen, was Ihnen Ihre Fantasie bietet und was Ihnen Ihr Intellekt bietet, um die Fantasie zu verwirklichen. Für diese Frage wünsche ich Ihnen alles Gute und viel Erfolg!“

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Jelena Bäumler, Vizepräsidentin des College, verweist in ihrer Rede darauf, dass wir zwar in Zeiten vielfältiger, globaler Konflikte und Problemlagen lebten, aber die Hoffnung nicht aufgeben sollten. Sie erinnerte daran, dass vor 80 Jahren, als der Weltkrieg zu Ende ging und die Welt verwüstet war, „in dieser Zeit die Idee der Vereinten Nationen geboren und aus den bestehenden Trümmern des Völkerbundes weiterentwickelt“ worden sei. „Es war während der dunkelsten Stunden, dass die globale Ordnung des 20. und 21.Jahrhunderts geboren wurde.“ Zwar sei dies mit der heutigen Zeit kaum vergleichbar, gleichzeitig könne uns der Blick zurück daran erinnern, „dass es nie zu dunkel, nie zu spät, nie zu aussichtslos und nie zu kompliziert ist, um neue Wege und Lösungen zu denken, sie zu vertreten und für sie zu kämpfen.“ Sie forderte die Absolvent*innen auf, „dennoch zuversichtlich, dennoch hoffnungsvoll zu bleiben, um die Welt zum Wohle der folgenden Generationen auf einen zukunftsfähigen Pfad zu lenken.“

Regina Graß, Vertreterin des Alumnivereins beglückwünschte die Absolvent*innen und betonte wie wichtig die Bedeutung von persönlichen Beziehungen und Netzwerke für die persönliche und berufliche Weiterentwicklung seien. Es gelte den besonderen Wert menschlicher Beziehungen, Haltung und Offenheit gegenüber Menschen, neue Perspektiven und Blickwinkel durch persönliche Beziehungen wertzuschätzen.

Die AStA-Sprecherinnen Elisabeth Tacke und Josephine Kiecol erinnerten an die schwere Zeit der Pandemie, bedankten sich für das Engagement der Studierenden und hoben die Studierende hervor, die auch prekäre Lebenssituationen meistern müssten, mit Lohn- und Familienarbeit, gerade wenn diese gleichzeitig auch ehrenamtlich engagiert seien. Privileg des Studierens bedeute auch Verantwortung, wenn man nun die Universität verlässt - auch wenn es heute, bei der Graduiertenfeier darum gehe, sich über das Erreichte, den wichtigen Meilenstein, zu freuen.

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Als Vertreterin der Studierenden sprach Lea Marie Körber: „Hat das Studium gehalten, was es versprochen hat?" Alle hätten durch Zeiten der sozialen Distanz hindurchgemusst, die nicht einfach gewesen seien. Körber hob den Erfolg hervor, diese Zeit durchgestanden und geschafft zu haben. Auch gerade deswegen sei es wichtig, die Lebensbedingungen der Studierenden weiter zu verbessern. Rückblickend sei es eine „ganz schön gute Zeit“ gewesen, sagte sie und erinnerte an gemeinsame Erinnerungen wie lange Sommernächte am Stint mit vielen Diskussionen, Kartoffelecken in der Mensa, Volleyball auf der Mensawiese, Lunatic-Festival oder AStA Open Air. „All die Erfahrungen haben geprägt.“

Als weiterer Höhepunkt des festlichen Events wurden Studierende aus acht Majorprogrammen für besondere Leistungen von Präsident Sascha Spoun und Vizepräsidentin Jelena Bäumler geehrt, was die Vielseitigkeit des am College Erreichbaren zeigt.

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