Verabschiedung: apl. Prof. Dr. Peter Pez
Geographie ist die Nachhaltigkeitsdisziplin schlechthin
21.05.2025 Verkehrsgeographie, stets eng gekoppelt an Verkehrspolitik und -planung, ist sein Hauptforschungsfeld und seine große Leidenschaft. Tatsächlich aber deckt die Lehre von apl. Prof. Dr. Peter Pez die große Vielfalt der Geographie ab: Klimatologie, Geomorphologie, Wirtschaft, Einzelhandel, Stadt, ländliche Siedlungen, Landwirtschaft, Tourismus, Demographie, Migration, Entwicklungsgeographie. „Die Wissenschaft vom Raum muss eben alle Teilgebiete berücksichtigen und integrieren. Mit dieser Perspektive lassen sich nicht nur Problemstrukturen umfassend identifizieren, sondern auch adäquate Lösungen finden – der größte Teil von Nachhaltigkeit spielt sich raumgebunden ab.“

Mit Kuwi ging es los
1990 kam er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rahmen eines Programms, das personeller Überlastung entgegenwirken sollte, an die Universität Lüneburg. Die ‚Angewandten Kulturwissenschaften‘ waren vier Jahre zuvor aus der Taufe gehoben worden und expandierten kräftig. Doch die personelle Verstärkung allein reichte nicht aus, strukturelle Veränderungen waren nötig. „Außer Seminaren übernahm ich als Youngster binnen kurzem zwei Standardvorlesungen sowie große Exkursionen. An anderen Hochschulstandorten waren solche Aufgaben gestandenen Professor*innen vorbehalten. Schon nach kurzer Zeit gelang zudem eine Straffung, Optimierung und Berufsfeldorientierung für unsere geographische Ausbildung, nicht nur innerhalb der Kultur-, sondern auch der Umweltwissenschaften sowie für unseren Lehramtsanteil. Diese Feuertaufe ließ mich in kürzester Zeitzum Allrounder reifen.“ 1997 habilitierte sich der mittlerweile als Akademischer Rat dauerhaft angestellte Peter Pez mit einer Arbeit zur Verkehrsmittelwahl und ihrer Beeinflussbarkeit am Beispiel von Kiel und Lüneburg. Die Bemühungen um Lehreffizienz, Vereinfachung von Lehrstrukturen, aber auch die Einbindung von Lehre und aller weiteren akademischen Aufgaben in eine leistungsgesteuerte Mittelvergabe bestimmten sein Wirken an der Uni in den frühen 2000-er Jahren als Studiendekan und Prodekan Haushalt sowie von 2009 bis 2012 auch als Dekan der Fakultät Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften bzw. Kulturwissenschaften.
Uni must go out
„Der akademische Elfenbeinturm war nie mein Ding. Ich bin ein Kind der Angewandten Geographie und verfolge deshalb nicht nur die Erklärung von Raumstrukturen, sondern will auch Problemaspekte und Handlungsoptionen benennen - in und außerhalb der Universität.“ Das erfolgte schon zu Beginn der Lüneburger Laufbahn mit der wissenschaftlichen Begleitung der Umsetzung der innerstädtischen Verkehrsberuhigung (1991-93) im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplanes (VEP). Seitdem reißen seine Initiativen und Wortmeldungen zu Entwicklungen in Stadt und Region nicht ab, umgekehrt sind diese aber auch oft die Initialzündung für wissenschaftliche Modellbildung und Paradigmenentwicklung. Im Projekt „Radverkehrsförderung 3.0“, das derzeit in Stadt und Landkreis Lüneburg in die Maßnahmenrealisierung mündet, verankerte er Forderungen wie Barrierefreiheit, Netzdurchlässigkeit, analoge und digitale Netztransparenz sowie Radschönrouten. „Bei Letzterem“, erklärt der geborene Flensburger, „wollte ich deutlich machen, dass Radrouten nicht einfach an Hauptverkehrsstraßen angedockt werden sollten, wie das leider häufig geschieht, sondern durchaus Ansprüche an Qualität, sozusagen Erlebbarkeit, stellen dürfen.“ Dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr war die mit dem Landkreis Lüneburg entwickelte Strategie von wissenschaftlicher Rechercheund politisch-planerischer Umsetzung im Modellvorhaben Rad 1,8 Mio. Euro wert.
P(LANVOLL), E(FFIZIENT), Z(ÜGIG)
Kurze Nachnamen laden dazu ein, sie als Akronym zu lesen: Ein Geograph hat eigentlich immer und überall einen Plan(= Karte) zur Hand. „Improvisationen versuche ich möglichst zu vermeiden. Lieber mit guter Planung die Effizienz von allen Vorgängen in Lehre, Forschung und Administration optimieren. Und alles mit Zügigkeit bearbeiten, bloß nichts auf die lange Bank schieben! Das gilt auch für das Mailing.“
Im Ruhestand möchte er vor allen Dingen reisen: „Die Welt zu erkunden steckt wohl in den Genen eines Raumwissenschaftlers und zu viel von der Welt harrt noch der direkten Begegnung“, sagt Pez, überlegt kurz und fährt fort, „vor allen Dingen die P-olarregionen, ganz E-urasien und die Z-onen der Klimate und Kulturen.“