Konferenzwoche: Dem Wandel auf der Spur

Lüneburg. Wie gesellschaftlicher Wandel funktioniert und was die Akteure dazu bringt, sich dafür einzusetzen, das haben jetzt 1.800 Studierende auf ihrer ersten wissenschaftlichen Konferenz untersucht. Unter der Überschrift „Aufbruch, Umbruch, Durchbruch“ haben sie während der dreitägigen Veranstaltung die Ergebnisse ihrer Arbeit aus dem ersten Semester präsentiert und diskutiert. Prominente Gäste haben sie dabei unterstützt, unter ihnen Monika Griefahn, Rüdiger Nehberg und Reinhard Loske.

Während sich an anderen Universitäten wegen der vorlesungsfreien Zeit des Wintersemesters kaum Studierende blicken lassen, herrschte an der Leuphana vom 26. bis 28. Februar Hochbetrieb in den Hörsälen und Seminarräumen. Die Erstsemester des Jahres 2012 gestalteten und erlebten ihre erste wissenschaftliche Konferenz. Rund sechzig Veranstaltungen bot allein das sogenannte Arenen-Programm mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Streitgesprächen und Kunstaktionen. Mehr als 100 weitere Veranstaltungen wie Workshops und Projektgruppen-Sessions gaben den Studierenden umfassende Möglichkeiten, ihre Arbeiten zum Thema Veränderung zu präsentieren und mit Kommilitonen und Experten kritisch zu diskutieren. Sie trainieren so die neu erlernten Formen und Methoden wissenschaftlichen Arbeitens und setzen sich mit gesellschaftliche Bedeutung und Verantwortung von Wissenschaft auseinander.

„Wie geht Wandel“? lautete die Leitfrage der diesjährigen Leuphana Konferenz für nachhaltiges Handeln. Ein erster Input dazu kam aus berufenem Munde: Zum Konferenzauftakt wandte sich Prof. Dr. Klaus Töpfer, ehemaliger Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) an die Studierenden. Töpfer schaltete sich für seine Keynote via Skype aus dem Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam zu, dessen Gründungsdirektor er 2009 war und dessen Exekutivdirektor er heute ist. Weitere Persönlichkeiten, die sich in ganz unterschiedlicher Weise für den Wandel in der Gesellschaft einsetzen, berichteten den Studierenden über ihre Motive und die von ihnen eingeschlagenen Wege. Monika Griefahn um Beispiel, Mitbegründerin und Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland, Umweltministerin in Niedersachsen und heute Direktorin für Umwelt und Gesellschaft beim Kreuzfahrtunternehmen AIDA Cruises.

Oder auch Rüdiger Nehberg, Urgestein der Survivalbewegung – er berichtete aus seinem Leben als Abenteurer und Menschenrechtsaktivist. Dr. Reinhard Loske, ehemaliger Umweltsenator der Hansestadt Bremen, diskutierte beim ‚Slam of Change’ mit Studierenden über deren Ideen für eine Transformation der Gesellschaft und beschäftigte sich in einem Vortrag mit der Green Economy. Auch ein ehemaliger Absolvent der Leuphana kam an seine alte Universität zurück, um über sein Engagement zu berichten: Kay Oberbeck. Er ist seit sechs Jahren Unternehmenssprecher von Google Nordeuropa. Um die Welt des Worldwide Web und dessen Bedeutung für die Demokratie ging es in seinem Vortrag.

Insgesamt war das Arenen-Programm durch eine große Bandbreite und thematische Vielfalt geprägt: „Fracking“, Regionalwährungen, „Upcycling“, Bauen aus Stroh oder „Urban Gardening“ sind nur einige Stichworte, die das vielschichtige Spektrum der Ansätze von gesellschaftlichem Wandel deutlich machen. Ebenso vielfältig war die Zahl der Themen und Projekte auf dem Gallery walk im Hörsaalfoyer. Studentische Projektgruppen standen dort dem Publikum für spontane Interviews Rede und Antwort. Anhand von Filmen, Installationen und Postern präsentierten die Nachwuchsforscher ihre Arbeitsergebnisse und gaben so die mündliche Prüfungsleistung ab. Aber auch die Unterhaltung kam während der Konferenz nicht zu kurz. Filmpremiere, Liveact, After-Show Party - die Studierenden hatten auch beim Abendprogramm die Qual der Wahl.

Eine spezieller Video-Kanal bei YouTube und eine eigens während der Konferenz herausgegebene Zeitung geben ein lebendiges Bild der ereignisreichen Tage.

Hintergrund

Die Erstsemester aller Fachrichtungen gestalten die Konferenz als Abschluss des Leuphana Semesters. Es folgt einem in Deutschland einzigartigen interdisziplinären Konzept. Das Leuphana Semester absolvieren alle Erstsemester-Studierenden gemeinsam. Die vier Module „Wissenschaft trägt Verantwortung“, „Wissenschaft nutzt Methoden“, „Wissenschaft macht Geschichte“ und  „Wissenschaft hat Grenzen“ vermitteln ihnen den Einstieg in die Wissenschaft. Sie erhalten Einblicke in andere Fachbereiche, setzen sich mit unterschiedlichen Sichtweisen auseinander und erlernen so die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens. Den Höhepunkt des Leuphana Semesters bildet die Konferenz, bei der alle Studierenden die Ergebnisse ihrer Arbeit in Vorträgen, an Informationsständen und in Diskussionsrunden präsentieren. Schwerpunkt ist dabei das Thema „Nachhaltigkeit“, dessen Facetten die Studierenden in unterschiedlichen Seminaren herausgearbeitet haben.

Konferenzwochenzeitung