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College-Studie zeigt: Dorfbewohner fühlen sich nicht unterversorgt

Die Menschen im ländlichen Raum Lüchow-Dannenbergs empfinden Einkaufen nicht als Problem, auch wenn es vor Ort keine Geschäfte mehr gibt. Das ist das Ergebnis einer neuen Leuphana College-Studie in der Praxis. Fünf Bachelor-Studierende der Leuphana Universität Lüneburg haben dafür rund 200 Menschen in sieben Dörfern befragt, deren nächste Einkaufsmöglichkeiten zwischen 11 und 15 Kilometer entfernt liegen.

„Uns hat überrascht, dass die Menschen damit größtenteils nicht unzufrieden sind“, sagt Julia Radoske, Studentin der Politikwissenschaft. „Sie haben sich mit der Situation gut arrangiert, die Versorgung mit den Gütern des täglichen Bedarfs funktioniert.“ 96 Prozent der Befragten erledigten ihre Einkäufe gebündelt oder auf dem Weg zur Arbeit mit dem Auto. Zwar wünschen sich rund ein Drittel mehr Einkaufsmöglichkeiten vor Ort. Aber nur zehn Prozent seien bereit, für mobile Versorger oder Lieferdienste  mehr Geld zu bezahlen. Für den geringen Anteil von zwei Prozent immobiler Bürgerinnen und Bürger funktioniere die Versorgung durch Verwandte oder Nachbarn. Die Rücklaufquote der Fragebögen lag bei knapp 50 Prozent. „Das ist für eine solche Befragung außergewöhnlich hoch und zeigt das große Interesse am Thema Versorgung“, erklärt Julia Radoske.

Einkaufen auf dem Land gilt deutschlandweit als Problem. Schätzungen besagen, dass von den rund 160.000 Dorfläden, die es noch 1970 gab, nur rund ein Viertel überlebt hat. Bis zu acht Millionen Bürger auf dem Land gelten deshalb als "unterversorgt". „Wir hatten uns gefragt, ob es insbesondere in den am weitesten abgelegenen Orten Menschen gibt, die Schwierigkeiten mit der Nahversorgung haben“, sagt Jürgen Schwarz vom Landkreis Lüchow-Dannenberg. Ihm und knapp 20 weiteren Interessierten aus Verwaltung, Medien und sozialen Diensten präsentierten die Studierenden ihre Ergebnisse im April in Lüchow. Dabei wiesen die Studierenden unter anderem darauf hin, dass die Menschen in den untersuchten Dörfern eine hohe Mobilität haben.

Angesichts des demografischen Wandels sei mit einem Rückgang der Mobilität in der Bevölkerung zu rechnen, sind die Studierenden überzeugt. Sie empfehlen deshalb mit Blick auf die Zukunft zusätzliche Angebote wie: rollende Supermärkte mit Vollsortiment und Öffnungszeiten außerhalb der Kern-Arbeitszeiten; Märkte auf einem zentralen Platz, bei dem mobile Versorger wie Bäcker, Metzger, Gemüsehändler, Tiefkühlkosthändler ihre Güter zu festen Zeiten gemeinsam anbieten; Bürgerläden. Dafür müsse allerdings zuvor das Interesse der Bevölkerung erhoben und die wirtschaftliche Machbarkeit geprüft werden.

Die Studierenden untersuchten die Dörfer Grippel, Laase, Pretzetze, Siemen, Zadrau und Dünsche. Unterstützt wurden sie bei ihrer Arbeit von Dr. Stefano Panebianco vom Amt für regionale Landesentwicklung Lüneburg und von Vertretern der Landkreise Lüchow-Dannenberg, Uelzen, Harburg und Lüneburg. Außerdem befragten sie Thorsten Hensel, den Betreiber eines Bioladens in Lüchow.

Die Studie unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Peter Pez ist eine von bislang knapp 50 durchgeführten College-Studien der Leuphana Universität Lüneburg. Als Teil des Regionalentwicklungsprojektes Innovations-Inkubator führen in diesen Semester-Praxisprojekten Bachelor-Studierende ein kleines Forschungsprojekt mit Unternehmen, Organisationen oder anderen Akteuren aus der Region durch.

www.leuphana.de/college-studien