Klimaneutrale Universität

Lüneburg. Die Leuphana Universität Lüneburg verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Sie will aus eigener Kraft klimaneutral sein. Dafür senkt sie ihren Energieverbrauch auf ein Minimum und setzt zu 100 Prozent erneuerbare Energien ein. „Mit der Inbetriebnahme von acht neuen Solaranlagen sind wir diesem Ziel jetzt ein großes Stück nähergekommen“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Ruck, Klimaschutzbeauftragter der Leuphana.

Vor zwei Jahren lancierte die Universität eine europaweite Ausschreibung für die Lieferung regenerativer Energie und für ein Energie-Einsparcontracting. Für die Umsetzung dieser Maßnahmen schloss sie 2012 Verträge mit der Avacon AG und dem Contractor Cofely Deutschland GmbH. Die Avacon hat daraufhin ihr Blockheizkraftwerk Bockelsberg im vergangenen Jahr auf Biogas umgestellt. Seitdem sind Strom- und Wärmebezug der Universität CO2-neutral. Cofely hat inzwischen rund 3 Millionen Euro auf dem Campus investiert. Gut sichtbares Zeichen dafür sind große Solaranlagen auf den Dächern mehrerer Universitätsgebäude. Die Leuphana zahlt Cofely dafür in Raten Geld aus den eingesparten Energiekosten. Ein lohnendes Geschäft, denn die Universität nutzt Energie jetzt nachhaltiger, verbessert ihre CO2-Bilanz und spart Kosten.

Insgesamt spart die Universität mithilfe des Contractingkonzepts rund 40 Prozent Primärenergie über Senkung des Verbrauchs ein. Die restlichen 60 Prozent Primärenergie sind durch regenerative Energien ersetzt. „Das Besondere an unserem Konzept sind die vielen kleinen Bausteine. Insgesamt sorgen sie im Verbund eines ganzheitlichen Energiekonzeptes für eine klimaneutrale Universität“, so Dr. Oliver Opel vom Forschungsprojekt „Klimaneutraler Campus und Energiesystem Leuphana“.

Zur Verwirklichung ihres Energiekonzepts hat die Leuphana neben Wärme- und Stromversorgung vor allem die Senkung des Energieverbrauchs in den Blick genommen. Dazu wurde das Nahwärmenetz auf dem zentralen Campus mit neuen Rohren der höchsten Dämmstufe saniert. Das führte zu einer Einsparung von jährlich 190.000 Kilowattstunden oder 22 Tonnen CO2. Die Umstellung der Wärmelieferung auf Bioerdgas brachte eine weitere, drastische Verringerung der CO2 Emission. Nur zu Spitzenlastzeiten muss zusätzlich konventionelles Erdgas eingesetzt werden. Die Universität arbeitet derzeit daran, auch diesen Anteil noch zu senken. Helfen soll dabei ein von Leuphana Wissenschaftlern entwickeltes, hocheffizientes Energiespeicher-System.

Die Stromversorgung der gesamten Universität ist seit zwei Jahren zu 100 Prozent auf Ökostrom umgestellt. So konnte die CO2-Emission pro Beschäftigtem bereits auf weniger als die Hälfte des Ausgangswertes reduziert werden. Die neuen, auf einer Fläche von 3.500 Quadratmeter installierten Photovoltaikanlagen haben eine Leistung von 556 kWp. Das reicht aus, um rund 20 Prozent des jährlichen Strombedarfs der Universität abzudecken. Zum Vergleich: Die so erzeugte Energiemenge reicht aus, um 110 typische Einfamilienhäuser ein Jahr lang zu versorgen. Bis zum Ende dieses Jahres sollen noch zwei weitere Anlagen auf Dächern von Uni-Gebäuden installiert werden.

Auch auf dem Feld der Mobilität hat die Leuphana bereits einige Maßnahmen ergriffen. Dazu gehören eine direkte, auf die Vorlesungszeiten und Zugfahrpläne abgestimmte Bus-Verbindung zwischen Campus und Bahnhof, die Einführung von Job- und Semester-Tickets und die Bereitstellung von Diensträdern. Seit dem vergangenen Jahr stehen außerdem an allen Standorten der Universität Leihfahrräder zur Verfügung. Die von Studierenden betriebene Fahrradwerkstatt KonRad sorgt außerdem seit einigen Jahren für kostengünstige Reparaturmöglichkeiten. “Das reicht uns aber nicht. Wir wollen den Energieverbrauch noch weiter senken, um am Ende auch die Emissionen auszugleichen, die aus dem gesamten Pendelverkehr der Beschäftigten und Studierenden entstehen“, erläutert Dr. Oliver Opel die Perspektive für die kommenden Jahre.

„Letztlich sind es nicht allein die technischen Maßnahmen, die die Leuphana zur klimafreundlichsten Universität in Deutschland werden ließen“, ist Umweltkoordinatorin Irmhild Brüggen überzeugt. Die starke Einbindung und das große Engagement aller Universitätsmitglieder haben den Erfolg erst ermöglicht. Ob Bedienstete achtsam mit Strom und Wärme umgehen, Studierende sich an der klimaneutralen Campusentwicklung aktiv beteiligen oder Wissenschaftler mit ihrem Knowhow und ihren Ideen innovative Lösungen entwickeln, erst das Zusammenwirken aller Beteiligten sorgt dafür, dass die Universität ihr Ziel Klimaneutralität erreichen wird.