Hosenfeld/Szpilman-Preis 2011 verliehen
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Zur Preisträgerin
Dr. Katarzyna Naliwajek-Mazurek (40) lehrt am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Warschau. Einer ihrer Schwerpunkte ist die zeitgenössische Musik in Polen. Sie arbeitete und publizierte über Constantin Regamey, Paweł Szymanski und Roman Padlewski und thematisierte im Besonderen die Wechselbeziehung von Musik und Politik in den 1930er und 1940er Jahren. Für ihre Promotion über die Musik und die ästhetischen Ideen von Regamey wurde sie mit dem von der Musiksektion des polnischen Komponistenverbandes verliehenen „Feicht Preis“ ausgezeichnet.
Zum Gedenkpreis
Der Hosenfeld/Szpilman-Gedenkpreis, dotiert mit 5.000 Euro und ins Leben gerufen von der Leuphana Universität Lüneburg, wurde im Jahr 2005 erstmals verliehen. Mit der Verleihung des Preises möchte die Leuphana Universität Lüneburg ethisches Widerstandshandeln während des Nationalsozialismus in den Blick der Öffentlichkeit rücken.
Mit der Vergabe des Preises soll des Lehrers und Wehrmachtsoffiziers Wilm Hosenfeld und des Pianisten und Komponisten Wladyslaw Szpilman gleichermaßen gedacht werden. Weil die Ehrung der Retter zugleich eine Ehrung der Geretteten bedeuten muss, ist das thematische Spektrum der auszuzeichnenden Projekte sowohl am ethischen Widerstandshandeln zur Zeit des Nationalsozialismus als auch an den beruflichen Tätigkeiten von Wilm Hosenfeld und Wladyslaw Szpilman orientiert.
Eingereicht werden konnten musikwissenschaftliche Untersuchungen, Forschungsarbeiten aus den Kultur- und Geisteswissenschaften und Untersuchungen aus pädagogischer Perspektive.
Das Preisgeld wurde zur Verfügung gestellt von der Sparkasse Lüneburg.
Lüneburg. Dr. Katarzyna Naliwajek-Mazurek aus Warschau erhält den diesjährigen Hosenfeld/Szpilman-Gedenkpreis der Leuphana Universität Lüneburg für die von ihr konzipierte Ausstellung „Musik im okkupierten Polen 1939 - 1945“. Die polnische Musikwissenschaftlerin hatte die Ausstellung anlässlich des 70. Jahrestages der Errichtung des Warschauer Ghettos geschaffen. Sie wurde im vergangenen Jahr erstmals in Deutschland gezeigt. Das Projekt überzeugte die neunköpfige Jury und brachte ihr jetzt die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung ein.
Die Ausstellung „Musik im okkupierten Polen 1939-1945“ widmet sich, erstmals nach dem zweiten Weltkrieg, der vielfältigen Musikkultur unseres Nachbarlandes und der systematischen Zerstörung Polens durch Nazi-Deutschland. Sie bringt zahlreiche, zuvor weder in Deutschland noch in Polen gezeigte Dokumente ans Licht der Öffentlichkeit. Einzelschicksale wie das des Pianisten Wladyslaw Szpilman, dem deutschen Publikum durch Roman Polanskis Film „Der Pianist“ bekannt, werden durch die Ausstellung in einen breiten historischen Kontext gestellt.
Anläßlich der Preisverleihung würdigte Universitätspräsident Prof. (HSG) Dr. Sascha Spoun die Leistung der Preisträgerin: „Frau Dr. Naliwajek-Mazurek hat mit ihrer Ausstellung ein beeindruckendes Zeugnis geschaffen und den Dialog zwischen Polen und Deutschen durch neue Blickwinkel auf die Geschichte bereichert.“ Die Eindrücklichkeit und Unmittelbarkeit der geschilderten Schicksale durch die Mischung aus Texten, Bildern und Original-Tonaufnahmen lasse den Betrachter eintauchen in die Dramatik der damaligen Zeit, in die Parallelität von unendlichem Leiden und einzelnen Lichtern der Hoffnung.
Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt Prof. Dr. Edmund Dmitrów von der Universität Białystok. Er hob in seiner Rede hervor, dass die Ausstellung von Dr. Naliwajek-Mazurek einen originellen Beitrag zum besseren Kennenlernen des Musiklebens in Polen zu einer Zeit leiste, als Wladiyslaw Szpilman daran teilnahm. Sie beleuchte den historischen Hintergrund, den man kennen müsse, um das Schicksal Szpilmans und Hosenfelds tiefer verstehen zu können. „Durch die Präsentation von Beispielen ethischen Widerstands schuf die Autorin ein übernationales Narrativ“, so Dmitrow, „das nicht Schemata verfestigt, sondern die Geschichte von Juden, Polen und Deutschen in den Figuren der Solidarität und des Muts miteinander verbindet.“ Anhand konkreter Beispiele zeige die Ausstellung, dass Zivilcourage und die Bereitschaft, Hilfe zu leisten, die einzige Chance für das Überleben darstellten. Der Tod der Retter wie der Geretteten sei in vielen Fällen der hohe Preis dafür gewesen.
Im Zusammenhang der Preisverleihung würdigte die Universität auch das Schaffen eines weiteren Bewerbers um den Hosenfeld/Szpilman-Preis und berief Dr. Jascha Nemtsov zum Gastprofessor. Nemtsov hatte sich mit seiner Forschungsarbeit um die Wiederentdeckung und Reintegration der Werke von verfolgten und vergessenen jüdischen Komponisten aus Polen und Deutschland verdient gemacht. Dabei hat er nicht nur durch seine überragende Musikgeschichtsfoschung zu dieser Wiederentdeckung beigetragen, sondern auch durch sein eigenes musikalisches Wirken, insbesondere sein viel beachtetes Klavierspiel in Konzertsälen auf der ganzen Welt. Dr. Nemtsov wird im kommenden Sommersemester als Gastprofessor für „Jüdische Musik und Kultur“ an der Leuphana arbeiten.