Innovations-Inkubator auf Erfolgskurs

Fast 90 Prozent der Fördermittel bereits fest verplant - Strukturkommission beschließt Konzentration auf Kernfelder Gesundheit und Digitale Medien


Lüneburg/Hannover. Der Innovations-Inkubator an der Leuphana Universität Lüneburg hat in den vergangenen Monaten gewaltige Fortschritte gemacht: Fast 90 Prozent der rund 85 Millionen Euro Fördermittel sind für konkrete Vorhaben bereits fest verplant, mehr als 25 Maßnahmen haben begonnen. Vier neue Projekte mit einem Volumen von fast 10 Mio Euro hat jetzt eine sechsköpfige Strukturkommission des Landes Niedersachsen unter dem Vorsitz von Wissenschafts-Staatssekretär Dr. Josef Lange in Hannover bewilligt. Das größte Entwicklungsvorhaben seiner Art in Europa wird sich künftig auf die Kernthemen Gesundheit und Digitale Medien konzentrieren.

Im Inkubator erforschen internationale Wissenschaftlerteams zukunftsfähige Dienstleistungen und Geschäftsideen, die am besten geeignet sind, neue Unternehmen und sichere Arbeitsplätze im ehemaligen Regierungsbezirk Lüneburg entstehen zu lassen. Mehr als 70 Betriebe aus den elf Landkreisen dieser Region beteiligen sich bereits an dem Projekt. Noch für dieses Jahr erwarten die Verantwortlichen erste Ausgründungen und Neuansiedlungen von Unternehmen.

Holm Keller, hauptberuflicher Vizepräsident der Leuphana Universität Lüneburg und Leiter des Inkubators, zeigt sich zufrieden mit der Entwicklung. Das bisher Erreichte übertreffe sogar die Erwartungen. „Die Fokussierung der Arbeit auf zwei Kernthemen verleiht dem Inkubator mehr Schlagkraft. Wir verfolgen damit eine aussichtsreiche Entwicklungsstrategie für die Region.“ Auch für die Universität werde sich das Projekt auszahlen. Mehrere Teilmaßnahmen des Inkubators sorgten schon jetzt für eine deutliche Verbesserung der Qualität von Forschung und Lehre. Die neuen internationalen Wissenschaftskooperationen stellten eine einmalige Chance für die Universität dar, im Wettbewerb um Studierende und Lehrpersonal zu punkten. Über 130 neue Beschäftigte arbeiten inzwischen für den Inkubator an der Leuphana.

Anträge zum Themenschwerpunkt Gesundheit standen im Mittelpunkt der aktuellen Strukturkommissionssitzung. Der Lüneburger Inkubator greift damit ein zentrales gesellschaftspolitisches Problem auf, die Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Sie wird maßgeblich ausgelöst durch die rapide Alterung der Gesellschaft. Nach Schätzungen wird dies in den nächsten 50 Jahren zu einer Verdopplung der Ausgaben für das Gesundheitssystem führen. Eine Reihe von Forschungsprojekten innerhalb des Innovations-Inkubators beschäftigt sich deshalb mit der Frage, wie eine gerechte, qualitativ hochwertige und gleichzeitig finanzierbare Versorgung erreicht werden kann. Die Forschungsarbeiten zielen darauf ab, neue und bessere Möglichkeiten der Patientenversorgung zu entwickeln. Drei neue Forschergruppen hat die Strukturkommission dazu jetzt bewilligt. Sie werden sich mit Behandlung chronisch kranker Patienten, der Prävention berufsbedingter Erkrankungen und der ambulanten Rehabilitation von Schlaganfall-Patienten beschäftigen. Ziel ist es, die Ansiedlung von Unternehmen für solche Versorgungsleistungen im Konvergenzgebiet zu erreichen.

Mit dem Schwerpunkt Digitale Medien greifen die Forscher den dramatischen Wandel der Medienproduktion und des Medienkonsums auf. Sie gehen der Frage nach, wie vor dem Hintergrund einer ständig wachsenden Internet-Nutzung das Fernsehen der Zukunft, also die Produktion und der Konsum bewegter Bilder aussehen kann. Zuschauer könnten dabei künftig selbst zu Produzenten werden. Möglich wird das durch die fast flächendeckende Verfügbarkeit des Internets und neue kostengünstige Technik für mobile Onlinegeräte und Videoproduktion. Bereits 2010 hat dazu das Kompetenztandem Fernsehen 2.0 die Arbeit aufgenommen. Mit der Bewilligung weiterer Kompetenztandems in diesem Bereich wird sich die Strukturkommission bei ihrer nächsten Sitzung beschäftigen.

Trotz der Festlegung auf zwei Kernthemen will die Strukturkommission auch künftig Projekte außerhalb dieses Spektrums ermöglichen, wenn sie besonders aussichtsreich sind. Die Kommission gab deshalb grünes Licht auch für ein Kompetenztandem, das die Entwicklung einer thermischen Batterie zur Energiespeicherung vorantreibt.


Mitglieder der Strukturkommission des Landes Niedersachsen sind:

Dr. Josef Lange, Staatsekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur in Hannover, Vorsitzender

Frank-Jürgen Weise, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit

Prof. Dr. Dieter Imboden, Präsident des Nationalen Forschungsrates des Schweizerischen Nationalfonds und der European Heads of Research Councils (EUROHORCs)

Prof. Dr. Manfred Prenzel, Dekan der TUM School of Education (Technische Universität München), Inhaber des Susanne Klatten-Stiftungslehrstuhls für Empirische Bildungsforschung an der TU München und nationaler Projektmanager für die PISA-Studien 2003, 2006 und 2012

Prof. Dr. Jürgen Kluge, Aufsichtsratsvorsitzender der Haniel & Cie. GmbH

Sir Peter Jonas,  Kulturmanager und Opernintendant, von 1993 bis 2006 Staatsintendant der Bayerischen Staatsoper in München.