Mobbingstudie deckt Handlungsbedarf auf

Jeder zweite Schüler ist betroffen

Dass Schüler in Deutschland unter Prüfungsangst und Leistungsdruck leiden, ist bekannt. Dass Kinder und Jugendliche in Schulen Opfer oder Täter von Mobbingattacken sind auch. Dass viele Schüler aber von ihren Klassenkameraden so schikaniert werden, dass darunter ihre Gesundheit deutlich leidet, hingegen nicht. In einer aktuellen Studie des Zentrums für Angewandte Gesundheitswissenschaften (ZAG) der Leuphana gab fast jeder dritte Schüler (31,2 Prozent) an, in letzter Zeit mindestens einmal „fertig gemacht oder schikaniert“ worden zu sein. Jeder Zehnte sei sogar mindestens einmal Opfer von Gewalt auf dem Schulgelände und seinem Schulweg geworden. Als Täter von Mobbinghandlungen sehen sich 37 Prozent der Befragten, wobei der Anteil der betroffenen Jungen und Mädchen nahezu gleich war.

Die Folgen dieser Schikanen führen zu einem im Vergleich zu anderen Schülern deutlich schlechterem Gesundheitszustand. 14 Prozent der Mobbingopfer leiden unter regelmäßig auftretenden Beschwerden wie Kopf-, Rücken-, Bauchschmerzen oder Schlafstörungen. Bei den nicht bedrängten Schülern sind es nur vier Prozent. Außerdem seien Mobbingopfer häufiger unzufrieden mit ihrem Aussehen und sozial isoliert.

Gute Schulkultur kann Gewalt verhindern

Die Auswertung der Studie belegt einen großen Handlungsbedarf bezüglich der Gewaltprävention an Schulen. So besuchten die befragten Schüler „keine Problemschulen, sondern ganz normale Einrichtungen“, erklärt Projektleiterin Anica Richardt von der Leuphana. Deshalb sei es wichtig, sich für „eine gute Schulkultur einzusetzen“, sagt Richardt. Die Ergebnisse der Studie haben bestätigt, dass Schulkultur und vor allem das Verhalten der Lehrer beim Mobbing eine große Rolle spielen. Viele Mobbingtäter gaben an, dass ihre Lehrer bestimmte Schüler bevorzögen und andere benachteiligten. Dies hätte eine gesteigerte Unzufriedenheit zur Folge. Auch die Mobbingopfer fordern vonseiten der Lehrer mehr Unterstützung.

Die Leuphana Universität wird deshalb im Rahmen der DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“ 30 Schulen bundesweit begleiten, um den Schulalltag und das Schulklima zu verbessern. 2008 und 2009 ist die Zusammenarbeit bereits an zwanzig Schulen gestartet, im kommenden Jahr sollen zehn weitere folgen. Ziel ist, klare und verbindliche Regeln für den Schulalltag zu erarbeiten und die Fähigkeit der Schüler zur gewaltfreien Konfliktlösung zu trainieren. Hierzu organisiert die Leuphana Universität Expertenberatungen und Fortbildungen und begleitet die Lern- und Entwicklungsprozesse an den Schulen.