Princeton-Professor zu Besuch an der Leuphana

Die Leuphana Universität Lüneburg habe die Zeichen der Zeit erkannt, sagt Prof. Ziolkowski. „Ich halte das System einer mehrstufigen Universitätsausbildung wie es die Leuphana mit dem Leuphana College, der Graduate School und der Professional School eingerichtet hat, für völlig richtig. In Amerika hat sich dieses System längst bewährt, das wird es auch in Europa tun.“ Gespannt verfolge er zurzeit den Bildungsstreik deutscher Studierender, die gegen die Umsetzung der Bologna-Reform protestieren; er zeigt sich zuversichtlich: „Die Umstellung auf Bachelor und Master wird sich festigen. So ein Wandel braucht nun einmal Zeit und Verständnis in der Gesellschaft.“ Der Leistungsdruck dürfe nicht ins Unermessliche steigen. Nicht jeder Mensch benötige laut Prof. Ziolkowski einen Doktortitel. „Nur wenige Studierende promovieren in den Staaten. Es gibt auch viele gute Leute, die keinen Doktortitel haben.“

Sein Aufenthalt in Lüneburg wird ihm in Erinnerung bleiben, ist Prof. Ziolkowski überzeugt. „Die Studierenden der Leuphana haben mich an meine Studenten in Princeton erinnert. Es war ein richtiges Vergnügen mit ihnen zu arbeiten, sie sind ebenso interessiert und ambitioniert.“ Nicht nur die Studierenden, auch der zentrale Campus an der Scharnhorststraße hinterlässt einen bleibenden Eindruck: „Das Gelände strahlt eine tolle Atmosphäre aus.“

In seinem Vortrag widmete sich Prof. Ziolkowski der Analyse von Romanen, die sich mit Johann Sebastian Bach’s Goldberg-Variationen beschäftigen, einem Höhepunkt barocker Variationskunst. Vier Werke, darunter „Der Untergeher“ von Thomas Bernhard oder „The Gold Bug Variations“ von Richard Powers, waren Grundlage von Prof. Ziolkowskis Interpretation.


Seit dem Tod des musikalischen Genies sind über 400 Novellen und Romane allein in deutscher Sprache erschienen, zudem wurden in den vergangenen Jahrzehnten verstärkt Übersetzungen in Frankreich, England und den USA veröffentlicht, berichtet der Princeton-Professor. „Gegen Ende des 20. Jahrhunderts hat es eine erstaunliche Bach-Renaissance gegeben.“ In zahlreichen Büchern spielt Bach die zentrale Rolle. Prof. Ziolkowski untersuchte die Gründe für die häufige Verwendung von Bach’s Komposition. „Die Struktur in den Goldberg-Variationen und auch der Aufbau in den unterschiedlichen Werken ist bezeichnend. Bei Bach folgen auf die einleitende Aria 30 Variationen, am Ende wird die Aria wiederholt. Auch Romane brauchen eine klare Struktur“, nennt er ein Beispiel.

 

Ermöglicht wurde der Aufenthalt von Professor Ziolkowski durch den Förderkreis Leuphana Universität Lüneburg e.V., einem Zusammenschluss regionaler Unternehmen, der u.a. die Internationalisierung der Universität unterstützen möchte.