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Veranstaltungen von Prof. Dr. Serhat Karakayali


Lehrveranstaltungen

Verborgen, versteckt, unsichtbar - Theorien der Latenz (Seminar)

Dozent/in: Serhat Karakayali

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 14:15 - 15:45 | 02.04.2024 - 05.07.2024 | C 11.308 Seminarraum
Einzeltermin | Fr, 14.06.2024, 14:00 - Fr, 14.06.2024, 19:00 | C 11.320 Seminarraum
Einzeltermin | Fr, 21.06.2024, 14:00 - Fr, 21.06.2024, 19:00 | C 11.320 Seminarraum

Inhalt: Der Begriff der Latenz bezeichnet in der Psychoanalyse jene psychischen Inhalte, die dem Bewusstsein nicht mehr unmittelbar zur Verfügung stehen, ins Unbewusste verdrängt wurden und von dort weiterhin auf uns einwirken. Unserer unmittelbaren Wahrnehmung und Beobachtung nicht zugängliche Instanzen spielen in unterschiedlichen Disziplinen und Kontexten eine Rolle: In der klassischen Ökonomie von Adam Smith erscheint die durch Märkte vermittelte rationale Verteilung der Güter wie eine „unsichtbare Hand“, sie wird als systematisches „Ausblenden“ zur Voraussetzung sozialer Interaktion bei Luhmann, oder bezeichnet, wie in der modernen quantitativen empirischen Forschung nicht direkt beobachtete Variablen. Neben der erkenntnistheoretischen Problematik beinhaltet der Begriff auch eine temporale Dimension, nämlich einer institutionell vermittelten Faltung der Zeit. Latenz bedeutet auch, dass eine Wirkung zeitlich verschoben wird. Unter diesem Gesichtspunkt einer Verzögerung kann man unter dem Begriff auch Fragen der Geschichtlichkeit thematisieren. Als latent werden in der Fachliteratur in der Regel solche Instanzen oder Sachverhalte bezeichnet, dienicht Folge intentionalen Handelns sind, sondern deren Nebenprodukt - im Unterschied zu alltäglichen (auch institutionellen) Praktiken des Verheimlichens, der Intransparanz oder Verschwiegenheit (von Goffmann als „Hinterbühne“ bezeichnete Bereiche des Sozialen), die nur den jeweils unbeteiligten Akteuren unbekannt sind. Als latent bezeichnete Instanzen werden durch begriffliche Arbeit (re)konstruiert, d.h. auch bei wissenschaftlich nachweisbaren Kausalzusammenhängen werden diese nicht als solche erlebt sondern bleiben wissensvermittelt. In Abhängigkeit von den Verfahren (der „Wissenschaftlichkeit“), mit denen dabei vorgegangen wird, sind solche Zuschreibungen aber unterschiedlich prekär, d.h. mehr oder weniger gut begründete Vermutungen darüber, dass hinter dem, was sich uns zeigt noch andere Mechanismen am Werk sind, und vor allem welche es sind. Allem Anschein nach geben solche Instanzen nicht vor, ob und wie über sie gesellschaftlich kommuniziert wird, ob hinter einer Sache Gott, die Gene oder Gesellschaft stecken, wie am Beispiel der Verschwörungstheorien deutlich wird. Im Rahmen eines laufenden Forschungsprojekts erhalten Studierende die Möglichkeit, diese Überlegungen für die empirische Forschung fruchtbar zu machen. Zu diesem Zweck befassen wir uns zusätzlich mit einigen methodologischen Strategien über den Umgang mit unterschiedlichen Textformen und deren theoriegeleiteter Deutung. Wie lassen sich latente Strukturen des Erzählens und Begründens in Texten unterschiedlicher Art identifizieren, was bedeutet es, einen Diskurs zu analysieren?

Forschungskolloquium Soziologie und Kulturorganisation (Kolloquium)

Dozent/in: Timon Beyes, Serhat Karakayali, Volker Kirchberg, Andrea Kretschmann

Termin:
Einzeltermin | Mi, 15.05.2024, 10:00 - Mi, 15.05.2024, 12:00 | C 40.152 Seminarraum
Einzeltermin | Mi, 22.05.2024, 10:00 - Mi, 22.05.2024, 12:00 | C 40.164 Seminarraum
Einzeltermin | Mi, 05.06.2024, 10:00 - Mi, 05.06.2024, 12:00 | C 40.152 Seminarraum

Inhalt: Das Promotionskolloquium dient der Präsentation und vertieften Diskussion der Forschungsvorhaben im Kreise der Mitglieder des Promotionskollegs. Pro Kandidat*in steht üblicherweise 1 Stunde für Vortrag und Diskussion zur Verfügung. Die Präsentationen und Diskussion finden in deutscher oder englischer Sprache statt.

Swifties, Army, BeyHive - Macht, Ökonomie und soziale Bewegung im popkulturellen Fandom (Seminar)

Dozent/in: Serhat Karakayali

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 12:15 - 13:45 | 02.04.2024 - 07.05.2024 | C 25.021 Seminarraum
Einzeltermin | Di, 14.05.2024, 12:15 - Di, 14.05.2024, 13:45 | C 40.254 Seminarraum | Raumwechsel am 14.05.24
wöchentlich | Dienstag | 12:15 - 13:45 | 21.05.2024 - 18.06.2024 | C 25.021 Seminarraum
Einzeltermin | Di, 25.06.2024, 12:15 - Di, 25.06.2024, 13:45 | C 6.317 Seminarraum | Raumwechsel am 25.06.24
Einzeltermin | Di, 02.07.2024, 12:15 - Di, 02.07.2024, 13:45 | C 25.021 Seminarraum

Inhalt: Anhänger der K-Pop Band BTS, auch als „Army“ bekannt, intervenierten in die Auseinandersetzungen rund um den gewaltsamen Tod von George Floyd im Mai 2020 und stellten ihr weltweites Netzwerk in den Dienst der Black Lives Matter Bewegung. Nicht nur animierten sie zahlreiche junge Menschen weltweit, sich an den Protestkundgebungen zu beteiligen, sie legten u.a. Webseiten von Polizeibehörden lahm oder sabotierten Wahlkampfveranstaltungen der Republikanischen Partei in den USA. Auch den als „Swifties“ bezeichneten Fans von Taylor Swift, der derzeit weltweit erfolgreichsten Musikerin, wird politische Macht zugeschrieben (und gefürchtet). Anhänger Trumps (und er selbst) attackieren die Musikerin wegen ihres möglicherweise entscheidenden Einflusses auf das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen. Im Zentrum des Seminars steht der Nexus von Politik und Pop und die Frage, welche Rolle in dieser Konstellation insbesondere organisierte Formen des Fandom für die Verbreitung und Herausbildung weltanschaulich-politischer Einstellungen spielen und schließlich auch, ob es sich denn um eine neue Form popkulturell vermittelter politischer Öffentlichkeit handelt oder nicht in Wirklichkeit doch um die kommerzielle Simulation von sozialer Bewegung? Um diesen Fragen nachzugehen, lesen wir zunächst grundlegende Texten zu Popkultur und Politik, Literatur über Fandom im Allgemeinen und über relevante aktuelle Fandoms im Besonderen, und fragen im Laufe des Seminars auch: Kann es zwischen Fans und Künstler*innen (sowie Plattenfirmen) Konflikte in Sachen Weltanschauung geben und wenn ja, wie werden sie prozessiert? Was bedeutet es überhaupt, von jemandem oder einer Sache „Fan“ zu sein? Gab es Fans schon immer und warum nicht? Gibt es für alles ein Fandom und wenn nein, warum? Unterscheiden sich Fans einer Fußballmannschaft von denen einer Fernsehserie oder einem Popstar und in welcher Hinsicht? Wie gestaltet sich das Verhältnis zwischen Anhängern und Stars? Was passiert mit Fans, wenn eine Band aufhört zu existieren (wie im Fall von BTS)? Wie bleiben Fans dem Objekt der Bewunderung bei Genre-Wechsel, politischen oder sexuellen Bekenntnissen, usw. treu? Diese Lektüren werden im Seminar anhand aktueller ausgewählter Fandoms am empirischen Gegenstand geprüft und diskutiert.