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Veranstaltungen von Dr. Nicolas Schneider


Lehrveranstaltungen

Philosophie des Gemeinsinns (Seminar)

Dozent/in: Nicolas Schneider

Termin:
14-täglich | Freitag | 14:15 - 17:45 | 18.10.2024 - 31.01.2025 | C 12.102 Seminarraum

Inhalt: „Gemeinsinn, der: Verständnis und Einsatzbereitschaft für die Allgemeinheit“ (Duden.de, Eintrag Gemeinsinn) Gibt es heute angesichts zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung noch einen Gemeinsinn? Gab es ihn je? Was verstehen wir überhaupt genau darunter? Während common sense im Deutschen für gewöhnlich als „gesunder Menschenverstand“ übersetzt wird, bedeutet der Begriff des common (Gemein-) mehr als nur die Fähigkeit einer Einzelperson, Situationen richtig einzuschätzen und entsprechend zu handeln. Vielmehr wirft er die Frage auf, wie das Verhältnis zwischen dem Denken der oder des Einzelnen und dem der Anderen zu verstehen sei. Ein Gemeinsinn in dieser Bedeutung weist über den individuellen Horizont hinaus und stellt uns sowohl vor theoretische als auch vor politische und gesellschaftliche Fragen. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich das Seminar mit dem Begriff des Gemeinsinns und seiner gesellschaftlichen Rolle. Im Vordergrund stehen die Lektüre und Diskussion philosophischer Texte. Ein zentraler Anhaltspunkt für das moderne Verständnis von Gemeinsinn sind die Überlegungen zum Zusammenhang zwischen „sensus communis“ und Urteilskraft, die der Philosoph Immanuel Kant im späten 18. Jahrhundert angestellt hat. Kant entwickelt seinen Begriff des sensus communis explizit in Abgrenzung zum common sense oder „gemeinen Menschenverstand“. Neben Kant werden wir kurze Auszüge weiterer relevanter Texte aus der westlichen Philosophie (u.a. Aristoteles, Descartes, Vico, Hume, Marx) lesen, um uns ein Verständnis der Geschichte des Begriffs zu erarbeiten. Außerdem werden wir uns mit neuerer Literatur auseinandersetzen (u.a. Gramsci, Arendt, Lyotard, Adorno), um zu einem Begriff des Gemeinsinns zu gelangen, der uns für eine kritische Auseinandersetzung mit gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen nützlich sein kann. Im Mittelpunkt des Seminars steht die gemeinsame Diskussion der Texte. Die aktive Teilnahme der Studierenden ist dafür zentral. Es werden keine philosophischen Vorkenntnisse vorausgesetzt, vielmehr soll das Seminar eine Hinführung an gesellschaftlich relevante theoretische Problemstellungen leisten.