Vorlesungsverzeichnis

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Lehrveranstaltungen

Medien- und Technikanthropologien (Leroi-Gourhan, Flusser) (Seminar)

Dozent/in: Erich Hörl

Termin:
wöchentlich | Montag | 16:15 - 17:45 | 19.10.2015 - 29.01.2016 | C 5.325 Seminarraum

Inhalt: Das Seminar führt am Beispiel von zwei für die Auslegung unserer Gegenwart höchst produktiven und aktuellen Antropologien in dieses zentrale Themenfeld der Medien- und Techniktheorie ein. Es widmet sich im ersten Teil der Medienanthropologie von Vilém Flusser (1920-1991). Flussers Lehre von der Kommunikation – von ihm als „Kommunikologie“ bezeichnet – ist vom Untergang der Schriftkultur und dessen geschichtlicher Verortung geprägt. Der Abschied vom alphabetischen Code und der Übergang ins Posthistoire der Technobilder, der Übergang vom Subjekt zum Projekt stehen im Zentrum dieses bis heute einflußreichen medienanthropologischen Entwurfs, der vom Optimismus einer befreiten telematischen Gesellschaft getragen ist. Flusser hat insbesondere auch die Neubestimmung der Rolle der Künste unter der zeitgenössischen Bedingung technischer Existenz betont. Neben der Lektüre zentraler Texte unternimmt das Seminar einen gemeinsamen Besuch der Ausstellung „Bodenlos - Vilém Flusser und die Künste“ (19.11. 2015-10.1.2016, Akademie der Künste Berlin), der diesen Seminarteil abschließt. Der Ausstellungsbesuch findet voraussichtlich am Samstag, den 12. Dezember statt. Bitte reservieren Sie sich diesen Termin! Zum anderen vertieft sich das Seminar in seinem zweiten Teil in die Technikanthropologie des französischen Paläanthropologen André Leroi-Gourhan (1911-1986). Im Mittelpunkt steht dessen Hauptwerk „Hand und Wort. Die Evolution von Technik, Sprache und Kunst“ (Frankfurt/Main 1995: Suhrkamp, Orig. 1964/65), das auszugsweise gelesen und kontextualisiert werden wird. Das Werk Leroi-Gourhans hat zentrale Begriffe wie den des Milieus, der Operationskette, des Programms, der Exteriorisierung, der technischen Evolution bzw. technischen Tendenz, des sozialen Gedächtnisses oder den Primat der Materie in die Technikanthropologie eingeführt. Es hat großen Einfluß ausgeübt, etwa auf Gilbert Simondon, Jacques Derrida, Gilles Deleuze und Félix Guattari sowie Bernard Stiegler. Es ist eine der großen Quellen technik- und medienökologischen Denkens und ist von höchster Aktualität.

Zwischen Freiheit und Kontrolle. Aktuelle Ansätze einer Medientheorie des Netzes (Seminar)

Dozent/in: Clemens Apprich

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 10:15 - 11:45 | 22.10.2015 - 29.01.2016 | C 11.307 Seminarraum
Einzeltermin | Fr, 22.01.2016, 14:15 - Fr, 22.01.2016, 17:45 | C 14.102 b Seminarraum

Inhalt: Seit dem Aufkommen elektronischer Massenmedien (Radio, Fernsehen) wird eine Debatte darüber geführt, ob Medientechnologien der Befreiung von sozialen Zwängen oder aber der Unterwerfung des Menschen dienen. Insbesondere mit dem Aufstieg des Internet zu einem weltweiten Informations- und Kommunikationsnetz bewegt sich die Diskussion zwischen einer Fetischisierung der Offenheit, Horizontalität und Inklusivität von Netzwerktechnologien auf der einen und einer Verdammung der digitalen Medien als geschlossen, vertikal und exklusiv auf der anderen Seite. In unserem Seminar werden wir die Frage stellen, inwiefern beide Positionen - das Emanzipations- und Manipulationsparadigma - letztlich zu einer technizistischen Verkürzung neigen, zumal in ihnen die Vorstellung steckt, dass sich gesellschaftliche Entwicklungen (positiv oder negativ) aus den Technologien selbst ableiten lassen. Eine Alternative stellt dagegen ein Denken dar, für welches Technik und Gesellschaft untrennbar miteinander verbunden sind, Technologie also immer schon Teil der menschlichen Kultur ist. In dieser Perspektive werden medientechnische Voraussetzungen in Wechselwirkung mit ihren sozialen Prozessen gedacht, die Mediatisierung im Austausch zwischen technischer Konnektivität und sozialer Kollektivität verstanden. Um dieses sozio-technische Wechselverhältnis in den Blick zu bekommen, werden wir aktuelle Ansätze einer Medientheorie des Netzes (u.a. Wendy Chun, Alexander Galloway, José van Dijck, Ned Rossiter, Rodrigo Nunes) diskutieren.