Vorlesungsverzeichnis

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Lehrveranstaltungen

Geschichten der Medienkunst (Seminar)

Dozent/in: Andreas Broeckmann

Termin:
Einzeltermin | Mo, 05.12.2016, 10:15 - Mo, 05.12.2016, 13:45 | C 7.320 Seminarraum | Einführung
Einzeltermin | Fr, 13.01.2017, 14:00 - Fr, 13.01.2017, 20:00 | C 1.312 Seminarraum
Einzeltermin | Sa, 14.01.2017, 10:00 - Sa, 14.01.2017, 16:00 | C 5.326 (ICAM)
Einzeltermin | Fr, 20.01.2017, 14:00 - Fr, 20.01.2017, 20:00 | C 5.326 (ICAM)
Einzeltermin | Sa, 21.01.2017, 10:00 - Sa, 21.01.2017, 16:00 | C 5.326 (ICAM)

Inhalt: "Medienkunst" ist ein vielschichtiger Begriff, der sich auf eine Vielzahl künstlerischer Formen beziehen läßt. War hiermit in den 1970er und 80er Jahren vor allem Kunst mit elektronischen Medien, sprich Video, Radio und Kommunikationsmitteln wie Telefon und Fax gemeint, so wurde der Begriff seit Mitte der 90er Jahre auf ein breites Feld künstlerischer Arbeiten bezogen, die sich digitaler Techniken bedienten und zum Beispiel auch als interaktiv, netzbasiert oder generativ bezeichnet wurden. Die ästhetische Erkundung technischer Medien, ihrer gesellschaftlicher Bedeutung und Kritik beginnt jedoch schon früher, nämlich mit der konstruktivistischen Avantgarde des beginnenden 20. Jahrhunderts, und setzt sich in der Mitte des Jahrhunderts in Neo-Dadaismus, Fluxus und Pop-Art fort. In jüngster Zeit dagegen wird der Begriff der Medienkunst immer häufiger historisiert und, wenn er überhaupt noch für aktuelle Kunst benutzt wird, dann nur noch sehr allgemein auf verschiedenste, "postmediale" künstlerische Praktiken angewendet, die sich mit der Mediengesellschaft auseinandersetzen. Das Seminar beschäftigt sich mit der Geschichte der Medienkunst, indem es die Verschränkung von künstlerischen Fragestellungen, technologischen Entwicklungen und gesellschaftlichen Bedingungen anhand exemplarischer KünstlerInnen und historischer Situationen herausarbeitet.

Werkzeuge für Avataras und den Repro-Tribe (Seminar)

Dozent/in: Johannes Paul Raether

Termin:
Einzeltermin | Do, 24.11.2016, 16:15 - Do, 24.11.2016, 19:45 | C 7.320 Seminarraum
Einzeltermin | Do, 08.12.2016, 16:15 - Do, 08.12.2016, 19:45 | C 7.320 Seminarraum
Einzeltermin | Do, 15.12.2016, 16:15 - Do, 15.12.2016, 19:45 | C 7.320 Seminarraum
Einzeltermin | Do, 12.01.2017, 16:15 - Do, 12.01.2017, 17:45 | C 7.320 Seminarraum

Inhalt: Im Seminar diskutieren wir zunächst Grundbegriffe von Technologie im Verhältnis zu Kulturen des Magischen und Lebendigen. (Texte von Gilbert Simondon, „Die Existenzweise technischer Objekte“, Shulamit Firestone, „The Two Modes of Cultural History“, und Alfred Gell „Technology and Magic“) In der zweiten Session verschaffen wir uns einen Überblick über den aktuellen Stand verschiedener biomedizinischer Verfahren der Bio und Reproduktionstechnolgien mithilfe von Referaten aus dem Buch von Andreas Bernard „Kinder machen“ (u.U. Text von Verena Gowda aus "NEXT SEX", ars electronica 2000). In der dritten Session beschäftigen wir uns mit dem (historischen) Widerstand aus feministischer und künstlerischer Perspektive gegen Bio- und Gen-Technologien (Texte aus Critical Art Ensemble „Flesh Machine“, Susanne Schultz in „geld beat synthetic“, Catherine Waldby und Melinda Cooper in „Sie nennen es Leben, wir nennen es Arbeit“). In der letzten Session machen wir uns mit den Thesen und Vorschlägen der Reprotechno Research Avatara Spezies Transformellae vertraut und lesen und diskutieren ihr „Reprokommunales Manifest“ sowie die Konstruktionszeichnungen des „Repro Techno Tribes“. Dieser Teil wird von Transformella/or selbst gehalten. Johannes Paul Raether über das Projekt für seine Künstler-Residenz am Leuphana Arts Program 2016 Zentrum meiner künstlerisch-wissenschaftlichen Arbeit bildet eine Gruppe von mir geschaffener, bunter Drag-Figuren, die ich innerhalb eines Performance-Systems abwechselnd verkörpere und für mich sprechen, forschen, lehren und handeln lasse (Identitektur oder lat.: Systema identitecturae). Auf den unterschiedlichsten Plattformen, auf der Theaterbühne, in Kunstgalerien, in universitären Kontexten, wie auch im öffentlichen Raum funktionieren diese AlterIdentities oder SelfSisters als Sammlerinnen und Medien deutlich unterscheidbarer gesellschaftlicher Techniken (Shoppen, Predigen, Waschen), Erzählungen (Mythen, Memes, Anekdoten) und Wissenszusammenhänge (Biologie, Technologie, Theorie). Für meine künstlerische Forschung an der Leuphana möchte ich eine meiner fünf bestehenden performativen Verkörperungen einsetzen und weiterentwickeln: Transformellae (Transformella metamater / Transformella malor) ist meine Bezeichnung für diese Spezies, die zugleich als Werkzyklus und Research-Plattform funktioniert. Transformellae als „Wesen“, „Figuren“ oder eben „Avataras“ fokussieren ihre Forschungsarbeit auf die sich verändernden Parameter menschlicher Fortpflanzung und die gesellschaftliche Reproduktion der Spezies homo sapiens. Im Moment der bio-technologischen Auslagerung sexueller Fortpflanzung aus den Körpern sowie aus den Zeithorizonten des Humanen, ist es Transformellae’s Anspruch, die Widersprüche der digitalen und biotechnologischen Umwälzungen auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften herauszuarbeiten. Mein (Unser) Anliegen ist es, aus den Möglichkeitsräumen der Künste heraus den Versuch zu unternehmen, neue Reproduktionsmodelle, Aneignungsstrategien, Sprechweisen und Visionen zu entwickeln. Wichtiger Teil dieser Arbeit ist die Entwicklung von Werkzeugen, die der (psycho-realistischen / performativen) spezifischen Forschung und Lehre der Avataras gerecht werden. Diese performativen Werkzeuge haben eine wichtige vermittelnde Funktion innerhalb meines Figurensystems und vor allem auch im Hinblick auf die vielfältigen kulturellen Platformen, Wissenszusammenhänge und Publikumsgruppen, die die Figuren durchwandern. Diese Werkzeuge können recht abstrakt (oder auch skulptural) sein, wie zum Beispiel eine Serie von „Kommunisaten“ (kollektiv produzierte Objekte aus Metalllegierungen, USB-Sticks oder gesammelten Zellhaufen), aber auch recht konkret, wie zum Beispiel ein RepRap 3D Drucker oder ein Flüssigstickstofflabor. Meine Arbeit an der Leuphana soll sich um ein weiteres, soeben erst entstandenes (aber bereits im Beta-Modus befindliches) Werkzeug gruppieren. Bislang experimentiere ich noch mit Namen und Bezeichnungen. Aus der technischen Perspektive handelt es sich um einen tragbaren, batteriebetriebenen Rasperry Pi File Server, der das gesammelte Archiv der Forschungsavatara geladen hat. Der File Server und sein Akku ist mittels 3D gedruckten Trägern an Gurten und Schnallen befestigt, so dass das System dicht am Körper befestigt getragen werden und mit auf die Forschungsexpeditionen und Interventionen der Avatara reisen kann. Als ersten proof of concept kann die Infiltration von IKEA Tempelhof (Berlin, Februar 2016) gelten, bei der das „Belt-Bauch-Brain“ (Beta-Name, tbc.) Diagramme und Texte der Avatara auf die Screens des „Repro Tribe“ sendete. Denn nach unserer Erfahrung performativen Arbeitens auf Berggipfeln, in Einkaufszentren und Parkhäusern ist das 3G Internet immer dann nicht vorhanden, wenn wir es am meisten brauchen. Im Rahmen der Residency am LAP möchte ich dieses Werkzeug transdiziplinär weiterentwickeln und sowohl die entstehenden theoretischen Abspaltungen und Mutationen der Inhalte der Avatara darauf abbilden und speichern, als auch den technischen Horizont des Gerätes als wanderndes / intervenierendes Archiv weiterentwickeln.