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Lehrveranstaltungen

Das Bestiarium. Mehrdeutige Artenvielfalt in Text und Bild (Seminar)

Dozent/in: Angela Gencarelli

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 16:15 - 17:45 | 14.10.2019 - 31.01.2020 | C 12.112 Seminarraum

Inhalt: Bestiarien sind katalogartige Bücher, die stets eine Vielzahl von Tieren, darunter insbesondere wilde (Raub-)Tiere (lat. bestiae), in Worten und Bildern porträtieren. Im Mittelalter spielte diese Textgattung eine wichtige Rolle, da sie konstitutiver Bestandteil einer umfassenden religiös-allegorischen Naturauslegung war. Gerade aber weil Tiere im mittelalterlichen Bestiarium nicht für sich selbst standen, sondern eine übertragene, religiöse Bedeutung erhielten, wurden diese Tierbücher von der frühneuzeitlichen Naturforschung verdrängt. Umso erstaunlicher ist es, dass das Bestiarium im 20. Jahrhundert gleich in mehreren europäischen Literaturen wiederkehrt. Das Seminar geht dieser erklärungsbedürftigen Bestiarien-Renaissance anhand der deutschsprachigen Literatur nach: Gelesen werden Texte von Franz Blei (Bestiarium Literaricum 1920), Cyrus Atabay (Salut den Tieren. Ein Bestiarium 1983), Ludwig Harig (Sieben Tiere. Kleines Bestiarium in alexandrinischen Sonetten 1985) und Michael Stavaric (Nadelstreif & Tintenzisch. Ein Bestiarium 2011). Im Mittelpunkt ihrer Analyse steht die Auseinandersetzung mit gattungskonstitutiven Merkmalen des Bestiariums, darunter die gewandelte symbolische bzw. allegorische Aufladung von Tierfiguren, die katalogartige, bisweilen enzyklopädische (An-)Ordnung und Struktur der Bücher sowie schließlich die nunmehr moderne Ausprägung spezifischer Tierporträts in Wort und Bild.