Vorlesungsverzeichnis

Suchen Sie hier über ein Suchformular im Vorlesungsverzeichnis der Leuphana.


Lehrveranstaltungen

Kritik der Environmentalität: Zum Umweltlich-Werden von Macht, Subjektivität und Erfahrung (Seminar)

Dozent/in: Erich Hörl

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 10:15 - 11:45 | 19.10.2021 - 02.02.2022 | C 5.325 Seminarraum

Inhalt: Unter dem Titel ›Environmentalität‹ hat Michel Foucault bereits Ende der 1970er Jahre das Umweltlich-Werden von Macht als das Grundcharakteristikum zeitgenössischer Gouvernementalität diagnostiziert und damit eine originäre Problematisierung gegenwärtiger Gesellschaften auf den Weg gebracht. Aber erst durch die Ubiquität von digitalen Medien wurde der allgemeine Prozess der Environmentalisierung, der unsere Gesellschaften und ihre Weisen der Weltwerdung, der Subjektivierung, der Affizierung und des Denkens seither erfasst hat, in seiner ganzen Reichweite und Durchschlagskraft herausgestellt. Dank algorithmischer Umgebungen, sensorischer Umwelten und überhaupt dem Umweltlich-Werden von Komputation, auf dem medientechnischen Grund von sogenannten relationalen Technologien, also Technologien der algorithmischen Verschaltung, die nicht nur in Beziehung setzen, sondern Beziehungen herstellen, sie materialisieren und akkumulieren, operationalisieren und abschöpfen, befinden wir uns auf dem Weg in eine nachgerade environmentalitäre Kondition. Diese ist im Kern durch eine durchgreifende, auf der Datafizierung der Gesellschaft basierende Kybernetik des Verhaltens charakterisiert, die nicht mehr über eine direkte Anpassung von aktualen, erfahrenden, gegenwärtigen, empfindenden Subjekten und deren Verhalten operiert, sondern mittels konstanter ›Anpassung‹ von Umwelten an individuelle und kollektive ›Profile‹. ›Datakolonialismus‹ (N. Couldry / U. Mejias), die datenbasierte Aneignung menschlichen Lebens, die den Extraktivismus auf eine neue, nunmehr digitale Stufe hebt, ist ein zentrales Moment dieser Kondition. Und wenn die Akkumulation, aus weltökologischer Perspektive betrachtet, in der bisherigen Geschichte des Kapitalismus auf den sog. ›Four Cheaps‹ (J. Moore) billige Nahrung, billige Rohstoffe, billige Energie und billige Arbeitskraft basierte, so wird diese Verfaßtheit der billigen Natur auf der environmentalen Stufe um billige Daten erweitert. Capture mutiert zum Grundbegriff des neuen ›Vereinnahmungsapparats‹ (G. Deleuze / F. Guattari), dessen Leitproblem in der Erfassung und Kontrolle, im Management, der Modulation des Verhaltens, der Affekte, der Beziehungen, von Intensitäten und Kräften besteht. Die environmentale Gouvernementalität, die man auch als automatische Regierung wird bezeichnen können, zielt auf eine riesige Beschränkung des Possiblen. Und ihre Zeitlichkeit ist dabei nicht mehr die der Vorhersage von Zukunft (Prädiktion), sondern deren Vorwegnahme (Präemption). Das Seminar versucht, die sich dergestalt abzeichnenden environmentalen Vereinnahmungsapparat in Richtung einer Machttheorie des Digitalen zu entfalten und in ihren konzeptuellen Details zu beleuchten. Eine ausführliche Bibliographie wird zu Seminarbeginn zur Verfügung gestellt.

Vom Ende der Natur. Das Artensterben in Literatur, Kunst und Kultur der Gegenwart (Seminar)

Dozent/in: Angela Gencarelli

Termin:
Einzeltermin | Mi, 27.10.2021, 16:15 - Mi, 27.10.2021, 17:45 | Online-Veranstaltung | Einführungsveranstaltung online
Einzeltermin | Fr, 05.11.2021, 14:00 - Fr, 05.11.2021, 18:30 | C 6.026 Seminarraum | Online
Einzeltermin | Sa, 06.11.2021, 10:00 - Sa, 06.11.2021, 18:00 | C 5.310 Seminarraum | Online
Einzeltermin | Fr, 07.01.2022, 14:00 - Fr, 07.01.2022, 18:30 | C 5.325 Seminarraum
Einzeltermin | Sa, 08.01.2022, 10:00 - Sa, 08.01.2022, 18:00 | C 5.325 Seminarraum

Inhalt: Das massenhafte Aussterben unzähliger Tierarten gehört neben dem Klimawandel zu den zentralen sozioökologischen Krisen der Gegenwart. Das hauptsächlich durch den Menschen verursachte Massensterben hat aktuell eine solche Geschwindigkeit erreicht, dass es kaum mehr möglich ist, das Verschwinden von rund 27.000 Tierarten pro Jahr adäquat zu dokumentieren. Gerade der Umstand, dass die Tiere neben ihrem biologischen Tod auch der kulturelle Tod im kollektiven Gedächtnis ereilt, hat zahlreiche Schriftsteller*innen, Künstler*innen und Sachbuch-Autor*innen der Gegenwart dazu animiert, sich diesem ökologischen wie kulturellen Krisenphänomen zuzuwenden. Das Seminar widmet sich der Frage, welche spezifische Form und Gestalt Autor*innen und Künstler*innen wie Richard Pietraß, Mikael Vogel, Isabella Kirkland, Peter Schouten oder Luc Semal dem Verschwinden der Arten verliehen haben.