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Lehrveranstaltungen

Kritik der neoliberalen Subjektivität (Seminar)

Dozent/in: Roberto Nigro

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 10:15 - 11:45 | 04.04.2022 - 08.07.2022 | C 12.102 Seminarraum

Inhalt: Im Mittelpunkt des Seminars steht die Analyse der neoliberalen Subjektivität. Befürworter des Neoliberalismus beziehen sich auf die emanzipatorische Kraft dieser gouvernementalen Regierungsform, weil – so betonen sie -das Individuum im Neoliberalismus seine Freiheit verwirklichen kann. Die diametral gegenteilige These stellt den Neoliberalismus als ein unterdrückendes System dar, das ständig Ungleichheit produziert. Beide Thesen sind unbefriedigend, wenn nicht falsch. In diesem Seminar werden wir beiden Thesen widersprechen und sie verkomplizieren. Wir werden versuchen zu klären, in welchem Sinne das neoliberale Subjekt ein ständig dissoziiertes Subjekt ist und in welchem Zusammenhang diese Form von Subjektivität mit der christlichen Tradition steht. Wie alle pastoralen Machtverhältnisse, formt der Neoliberalismus die Individuen bis ins kleinste Detail. Der Neoliberalismus ist nicht nur die Fortsetzung des Liberalismus, sondern ein Bruch desselben. Der Neoliberalismus schafft ein besonderes Subjekt, das Unternehmersubjekt. Es ist nicht mehr nur ein Konsumentensubjekt, sondern ein Prosumer, ein Subjekt, dass gleichzeitig produziert und konsumiert. Im Neoliberalismus entsteht eine Subjektivität, die ihre zukünftigen Möglichkeiten ständig planen muss; ein Subjekt, das immer prekär und regierbar ist. Im Mittelpunkt des Neoliberalismus steht die Freiheit und das Begehren. Beide Elemente müssen nicht einfach kontrolliert und begrenzt werden, sondern ständig regiert. Freiheit und Begehren werden ständig produziert, regiert und gefressen. Es wäre ein Fehler, wenn nicht berücksichtigt würde, dass der Neoliberalismus keine einfache Transformation der ökonomischen Sphäre ist: der Neoliberalismus involviert eine anthropologische Transformation. Der Neoliberalismus ist keine postmoderne Version des liberalen Laisser-faire, in der wir einfach eine Ausweitung der Mechanismen der Privatisierung beobachten. In diesem Zusammenhang untersucht das Seminar historische Transformationen, die nicht nur zu neuen Formen der kapitalistischen Akkumulation gebracht haben, sondern auch zu neuen Formen der Subjektivität, Kollektivität, und des Zusammenlebens.