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Lehrveranstaltungen

Vilém Flusser und das Technische Bild (Seminar)

Dozent/in: Daniel Irrgang

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 14:15 - 15:45 | 14.10.2024 - 31.01.2025 | C 6.026 Seminarraum

Inhalt: Das Seminar entfaltet sich entlang des Konzepts „Technisches Bild“, wie es Vilém Flusser insbesondere in seinem medientheoretischen Hauptwerk „Ins Universum der technischen Bilder“ (1985) ausformuliert hat. Folgen wir dem Prager Kulturphilosophen, so unterscheiden sich diese neuen Bilder von traditionellen Bildern darin, Dinge nicht nur abzubilden, sondern völlig neue Imaginationen zu entwerfen und sie als „Projektionen“ der Welt hinzuzufügen. Diese neuen Bilder – von fotografischen Experimenten über Bildkonstruktionen in der Videokunst und Informationsvisualisierung bis hin zu Computersimulationen – haben durchaus utopischen Charakter: Die bildgenerierenden Apparate tragen für Flusser das Potenzial, die menschliche Schaffenskraft so weit zu steigern, das neue Arten des Zusammenlebens realisierbar werden. Dies sollten neue Formen von Intersubjektivität sein, welche die Ungleichheiten der industrialisierten und massenmedialen Gesellschaften auszugleichen in der Lage sind. Diese Analyse Flussers war zwar noch anschlussfähig an die euphorischen Debatten der 1990er Jahre zu den neuen Möglichkeiten digital vernetzter Gesellschaften. Sie wirkt aber spätestens seit den Enthüllungen von systemischer Überwachung, psychometrischem Targeting und anderen Formen digitaler Manipulation etwas naiv. Dennoch zeigt Flussers Konzept des Technischen Bilds mit seinen konstruktiven und generativen Eigenheiten ein spannendes Potenzial: Nicht nur als zeitgenössisches Narrativ, anhand dessen sich der Wandel der Diskurse um digitale Medien aufzeigen lässt, sondern auch als Inspiration für eine Ästhetik KI-generierter Bilder, welche die Frage nach dem Zusammenhang menschlicher Kreativität und Technologie neu stellt. Im Seminar werden wir uns zunächst mit Flussers medientheoretischen Werk und dessen Wurzeln etwa in der Informationsästhetik der 1960er und 1970er Jahre sowie in künstlerischen Videopraktiken, mit denen er zu dieser Zeit in den USA und Frankreich in Berührung kam, auseinandersetzen und es in zeitgenössische Diskurse einordnen (mit Texten u.a. von Hannah Arendt, Jean Baudrillard und Donna Haraway). Hiervon ausgehend werden wir die Nachwirkungen von Flussers Werk ab den 1990er Jahren sowie seine heutige Bedeutung analysieren (mit Texten u.a. von Suzana Alpsancar, Cesar Baio und Alexander Galloway).