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Lehrveranstaltungen

Die Kultur und das Geld (Seminar)

Dozent/in: Günter Burkart

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 12:15 - 13:45 | 30.03.2009 - 03.07.2009 | C 16.203 Seminarraum

Inhalt: Die jüngste Finanzkrise löste eine Wirtschaftskrise aus, weil sich, wie Ökonomen sagen, die Finanzwirtschaft immer mehr von der Realwirtschaft gelöst hat, d.h. das Geld immer weniger tatsächliche wirtschaftliche Werte repräsentierte. Manche Firmen sind, wenn man die Aktienkurse an den Börsen heranzieht, Milliardensummen wert – aber existiert dieses Geld überhaupt? Wenn die „Blase“ platzt, verschwindet ein großer Teil davon ganz plötzlich. Angeblich hat die Finanzkrise weltweit schon unvorstellbare Summen (Milliarden, Billiarden, Trilliarden?) „vernichtet“. Mit der Krise wurde auch eine neue Form des Geldes bekannt, die angeblich kaum jemand richtig versteht: die „Derivate“. Spätestens hier drängt sich die Vermutung auf, dass es gar nicht so leicht ist zu verstehen, was „Geld“ eigentlich bedeutet. Und vor allem: Was seine Kulturbedeutung ist. Um die Kulturbedeutung des Geldes soll es in diesem Seminar gehen. Also zum Beispiel um Fragen der Monetarisierung von Kulturgütern (Kann man Liebe kaufen? Kann man Bildung kaufen bzw., mit Bourdieu gesprochen, lässt sich ökonomisches Kapital in kulturelles Kapital umwandeln? - Können wir eine Kommerzialisierung der Intimität beobachten; unterstützt der Kapitalismus die romantische Liebe?); Fragen des Zusammenhangs von Geld und Moral (Bestechlichkeit, Korruption, Verschuldung; Spenden und milde Gaben, Kultursponsoring); warum gibt es gesellschaftliche Tauschverhältnisse, bei denen Geben und Nehmen ohne Geld stattfindet (Raub und Geschenke); Fragen des Zusammenhangs von Geld und Religion (Ist das Geld ein Religionsersatz?). Auch eine psychoanalytische Betrachtung des Geldes kann aufschlussreich sein. In theoretischer Hinsicht wird es zwei Schwerpunkte geben: Der eine ist die „Philosophie des Geldes“ von Georg Simmel, der zweite die soziologische Theorie der „symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien“ (Parsons, Luhmann), bei denen das Geld das Modell für ein solches Medium darstellte. Das macht es erforderlich, auf die Grundlagen dieser beiden Theorien einzugehen.