“Zum Verhältnis von Geschlecht und Kultur. Innerfeministische Konflikte in der postmigrantischen Gesellschaft” - Miriam Gutekunst

03. Jun

6:15 pm, C40.146

Die Thematisierung von Verwandtschaftsgewalt - dazu gehören zum Beispiel ‚Zwangsheirat‘ oder ‚weibliche Genitalbeschneidung‘ - läuft in der postmigrantischen Gesellschaft immer Gefahr, für migrationsfeindliche und nationalistische Zwecke instrumentalisiert zu werden und rassistische Ressentiments zu schüren. Verwandtschaftsgewalt wird im hegemonialen Diskurs zumeist als ‚kulturbedingt‘ verhandelt und in der Gruppe migrantischer und geflüchteter Frauen verortet. Diese Kulturalisierung geschlechtsspezifischer Gewalt stellt feministische Initiativen, die im Kontext von ‚Zwangsheirat‘ oder ‚weiblicher Genitalbeschneidung‘ aktiv sind, vor besondere Herausforderungen. Die Frage der Bedeutung kultureller Differenz im Zusammenhang mit geschlechtsspezifischer Gewalt bildet seit Jahrzehnten ein Konfliktfeld - sowohl gesamtgesellschaftlich als auch innerhalb feministischer Bewegungen. Die Macht vergeschlechtlichter Bilder über ‚kulturell Andere‘ sowie die Verstrickungen von Feminismus mit nationalistischen, kolonialen und rassistischen Projekten spielen dabei eine zentrale Rolle. Am Beispiel des feministischen Engagements gegen ‚Zwangsheirat‘ und ‚weibliche Genitalbeschneidung‘ geht dieses ethnographische Forschungsprojekt der Frage nach, welche Konfliktlinien entlang des Verhältnisses von Geschlecht und Kultur in diesem Kontext entstehen und wie Akteur*innen in der Praxis mit daraus entstehenden Ambivalenzen und Dilemmata umgehen.

Language: German