Course Schedule
Lehrveranstaltungen
Kreativität und Kulturindustrie (Seminar)
Dozent/in: Roger Behrens
Termin:
wöchentlich | Dienstag | 16:15 - 17:45 | 22.05.2016 - 10.07.2016 | C 11.117 Seminarraum
Inhalt: »Kreativität« hat sich in den letzten einhundert Jahren zu einem zentralen Ideologem einer durchaus reflexiven Selbstrepräsentation moderner sowie dann auch postmoderner Individualität entwickelt. Dabei wurde »Kreativität« sukzessive aus den psychologischen und pädagogischen Diskursen, die sich auf Kindheit, Spiel etc. konzentrierten, herausgelöst und an sozial-ökonomische Kategorien wie »Leistung«, »Erfolg«, »Qualifikation«, »Optimierung« etc. gekoppelt. Mittlerweile gehört »Kreativität« scheinbar selbstverständlich zu bestimmten Arbeitsformen, die im weitesten Sinne den Branchen und Geschäftsbereichen des Medienverbundes zugeordnet werden: Als »Creative Industry« wird heute positiv bezeichnet, was noch Ende des letzten Jahrhunderts eher abfällig und skeptisch als Kulturindustrie beschrieben wurde. Tatsächlich ist die realideologische Konjunktur bzw. Bedeutungsverschiebung von »Kreativität« seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eng mit der Kulturindustrie und ihren Produktionsverhältnissen verknüpft, wie Adorno und Horkheimer es in ihrer Gemeinschaftsarbeit ›Dialektik der Aufklärung‹ (1944/47) analysiert haben. Dies wiederum deutet auf allgemeine Veränderungen im Bereich der so genannten »Kultur«, wenn nicht auf gesellschaftliche Entwicklungen überhaupt, die schließlich auch unsere gegenwärtigen Lebensverhältnisse charakterisieren. Diese Verschränkung von Kreativität und Kulturindustrie soll in dem Seminar exemplarisch, historisch und systematisch untersucht und rekonstruiert werden.
Theorien der Kreativität (Seminar)
Dozent/in: Christoph Behnke
Termin:
wöchentlich | Dienstag | 14:15 - 15:45 | 04.04.2016 - 10.07.2016 | C 1.005 Seminarraum
Inhalt: Das Unbehagen, welches sich bei Verwendung des Begriffs Kreativität heute einstellt, rührt nicht zuletzt daher, dass die Doktrin der Kreativität ihre Monopolstellung als ein Spezifikum der kulturellen Welt eingebüßt hat und stattdessen Businessgurus, Lifestyle-Ingenieure, Managementberater aber auch Gewerkschaftsfunktionäre, Kulturtheoretiker etc. den Begriff wie selbstverständlich verwenden. Die Rhetorik der Kreativität findet sich in der Ökonomie z.B. in der Redeweise von der „creative economy“, in der Wirtschaftsgeografie in Begriffen wie „creative class“ oder „creative city“, in der Kulturpolitik in der Redeweise von den „creative industries“, in der psychologischen Beratungsliteratur als Ressource Kreativität etc. Eine „Kritik der Kreativität“ ist als Reaktion auf diese ausgereizte Benutzung des Begriffs nicht mehr überraschend. Das Seminar knüpft an diese verschiedenen Redeweisen an und versucht herauszufinden, womit das gegenwärtige Interesse an Kreativität zusammenhängt. Besondere Berücksichtigung wird die jüngst erschienene Studie von Andreas Reckwitz über die „Erfindung der Kreativität“ finden. Literatur zur Einführung Andreas Reckwitz (2012): Die Erfindung der Kreativität. Berlin: Suhrkamp Bröckling, Ulrich (2007): Das unternehmerische Selbst. Soziologie einer Subjektivierungsform, Frankfurt/M.: Suhrkamp. S. 152-179 Csikszentmihalyi, Mihaly (1988) “Society, culture, and person: a systems view of creativity”, In: Sternberg, ed, The Nature of Creativity: Contemporary Psychological Perspectives, pp 325–339. Florida, Richard (2002): The Rise of the Creative Class. New York: Basic Books Garnham, N. (2005) ‘From Cultural to Creative Industries: An Analysis of the Implications of the “Creative Industries” Approach to Arts and Media Policy Making in the UK’, International Journal of Cultural Policy 11(1): 15–29. KEA European Affairs (2009): The Impact of Culture on Creativity. A Study prepared for the European Commission. June 2009. S. 17-96 Luc Boltanski (2011): Leben als Projekt. Prekarität in der schönen neuen Netzwerkwelt. In: http://www.polar-zeitschrift.de/position.php?id=110 McRobbie, Angela ( ): “Jeder ist kreativ”. Künstler als Pioniere der New Economy. In: Singularitäten – Allianzen, hg. Von Jörg Huber. Wien, New York: Springer und Edition Voldemeer Zürich. S. 37-60 Peck, Jamie (2008): Das Kreativitätsskript. In: eurozine http://www.eurozine.com/articles/2008-11-19-peck-de.html Scott, Allen J. (1999): The Cultural Economy: geography and the creative field. In: Media, Culture & Society Vol 21: 807-817 Wuggenig, Ulf & Gerald Raunig (Hg.)(2007): Kritik der Kreativität. Wien: Turia+Kant