Course Schedule
Lehrveranstaltungen
„The Common Sense“ - Projektseminar mit Melanie Gilligan (Seminar)
Dozent/in: Hannes Loichinger
Termin:
wöchentlich | Dienstag | 12:15 - 13:45 | 04.04.2016 - 19.04.2016 | Kunstraum
Einzeltermin | Fr, 15.04.2016, 18:00 - Fr, 15.04.2016, 21:00 | extern | Berlin, Haus der Kulturen der Welt
Einzeltermin | Sa, 16.04.2016, 12:00 - Sa, 16.04.2016, 18:00 | extern | Berlin, Haus der Kulturen der Welt
Einzeltermin | So, 17.04.2016, 12:00 - So, 17.04.2016, 17:00 | extern | Berlin, Universität der Künste
Einzeltermin | Sa, 04.06.2016, 12:00 - Sa, 04.06.2016, 18:00 | Raumangabe fehlt
Einzeltermin | So, 05.06.2016, 12:00 - So, 05.06.2016, 18:00 | Raumangabe fehlt
Inhalt: Die künstlerischen Arbeiten und Texte von Melanie Gilligan sind der Frage gewidmet, wie sich der Kapitalismus, seine Krisen und Effekte visualisieren und erzählen lassen. Ausgehend von Gilligans Arbeit „The Common Sense“ (2014/2015), die derzeit im Kunstverein Hamburg zu sehen ist (bis 10. April 2016), begleitet das Seminar die Recherchen sowie die Entwicklung eines Projekts für den Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg. http://thecommonsense.org/ Neben der Erörterung der Frage nach einer angemessenen und verständlichen Darstellung abstrakter ökonomischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge wird im Seminar zu klären sein, wie sich künstlerische Produktion zu ihnen ins Verhältnis setzen kann, welche Rolle technologischen Entwicklungen dabei zukommt und wie sich Subjekte und Gemeinschaften im zeitgenössischen Kapitalismus konstituieren. Zusätzlich zu einigen wöchentlichen Terminen in Lüneburg ist eine Exkursion nach Berlin ans Haus der Kulturen der Welt (HKW) vorgesehen (15.–17. April). Neben „Truth Measures“ am Freitag, den 15. April (http://www.hkw.de/de/programm/projekte/veranstaltung/p_125833.php), einer Diskussion, an der u.a. Melanie Gilligan beteiligt sein wird, besuchen wir am Samstag, den 16. April weitere Programmbestandteile der Veranstaltung „Technosphärenwissen“ am HKW und treffen Melanie Gilligan am Sonntag, den 17. April für einen Workshop (Universität der Künste Berlin, gemeinsam mit Studierenden der Klasse von Josephine Pryde). Am 4. und 5. Juni ist Melanie Gilligan für ein Blockseminar zu Gast in Lüneburg.
Berlin und die Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst (Seminar)
Dozent/in: Cornelia Kastelan
Termin:
wöchentlich | Dienstag | 14:15 - 15:45 | 24.05.2016 - 05.07.2016 | C 11.117 Seminarraum
Einzeltermin | Fr, 17.06.2016, 00:00 - Mo, 20.06.2016, 00:00 | extern | Exkursion
Inhalt: "Das Ende der Berlin Biennale im Spätsommer wird das offizielle Ende der Post Internet Art und das inoffizielle Ende von Berlin", so die jüngst formulierte Prognose des Kunstkritikers Timo Feldhaus. Eine solcherart angekündigte Zäsur ist durchaus als augurenhafte Geste zu lesen, bringt sie doch den Versuch zum Ausdruck, kunstkritische Stellungnahmen zur IX. Berlin Biennale, die von 4. Juni bis 18. September 2016 stattfindet, vorwegzunehmen. Der Möglichkeit dieser Zeitenwende jedenfalls möchte das Seminar "Berlin und die Berlin Biennale" zuvorkommen: Von Freitag, 17. bis Montag, 20. Juni 2016 bietet die Veranstaltung eine Exkursion zur Berlin Biennale an. Gerahmt wird die Reise von sieben Seminarsitzungen, die jeweils dienstags von 14:15 bis 15:45 ab 24. Mai 2016 angesetzt sind (24.5., 31.5., 7.6., 14.6., 21.6., 28.6., 5.7.). Eine Vorbesprechung findet am Dienstag, 5. April, um 14:15 in C 11.117 statt. Um die Berlin Biennale zu verstehen, ist zunächst jedoch auf eine historische Zäsur zurückzugreifen: Seit dem Mauerfall 1989 und der auf ihn folgenden Umbrüche weist die Stadt eine zunehmende internationale Strahlkraft auf, die sich nicht zuletzt auf das Feld künstlerischer Produktion bezieht. Was ihre symbolische Attraktivität betrifft, steht sie dort einer global city wie New York (das seinerseits nach dem Zweiten Weltkrieg Paris den Rang als Welthauptstadt der Kunst abgelaufen hatte) kaum nach. Auch wenn Deutschland anders als viele Staaten eine relativ multizentrische Struktur mit mehreren auf der Landkarte der Kunst bedeutsamen Städten aufweist, bindet Berlin nahezu ein Viertel aller seiner Kunstinstitutionen an sich. Es ist jedoch nicht bloß eine dieser Institutionen, die die Berlin Biennale darstellt, sondern sie wird inzwischen als nach der Documenta wichtigste Schau internationaler zeitgenössischer Kunst im Land gehandelt. 1998 erstmals durch Klaus Biesenbach, Hans-Ulrich Obrist und Nancy Spector realisiert, fällt ihre Entwicklung in eine Zeit der beispiellosen Expansion einer sich – auch vor dem Hintergrund der weltweiten politischen Umwälzungen – "globalisierenden" Kunstwelt, während der nicht nur der Begriff "Biennalisierung" geprägt wurde, sondern auch seine kritischen Pendants "Festivalism" (Peter Schjeldahl 1999) und "Eventisation": Je nach Quelle konnten bis 1990 kaum mehr als 10 Biennalen zeitgenössischer Kunst weltweit ausgemacht werden, während sie sich heute auf rund 70 summieren. Allem Anschein der Auflösung einer erdumspannenden Zentrum-Peripherie-Struktur zum Trotz zeigen Studien dabei wohlgemerkt eine anhaltende Hegemonie des Nordwestens in diesem Spiel auf, insbesondere der USA und Deutschlands, wenn auch China mittlerweile im Subfeld des Sekundärmarkts dominiert. Hand in Hand mit dem "rise of the curator" stellen die mächtigsten Biennalen inzwischen "the top level of legitimation" dar (John Miller 2006). Seit 2004 wird die Berlin Biennale von der Kulturstiftung des Bundes als "kulturelle Spitzeneinrichtung" gefördert. Was deren IX. Ausgabe anbelangt, so wurde das New Yorker Kollektiv DIS – bestehend aus Lauren Boyle, Solomon Chase, Marco Roso und David Toro – berufen, sie zu kuratieren. DIS praktiziert in einer Bandbreite von Bereichen wie Kunst, Mode, Design und Musik, verfasst Essays, realisiert Ausstellungen, Internetauftritte und Videos, teils als Auftragsarbeiten, während seine Protagonist/innen zugleich Positionen inne haben wie die eines Kreativdirektors der global agierenden New Yorker Werbeagentur Grey (Roso) oder die von Chefredakteuren des musik- und modeorientierten Social-Media-Unternehmens VFiles (Boyle, Chase, Toro). In einem Feld wie der zeitgenössischen Kunst, das im gleichen Maß von seiner "relativen Autonomie" lebt wie es von "institutionalisierter Anomie" (Pierre Bourdieu 1999) geprägt ist, betreibt DIS nun eine häretische Umarmung der kommerziellen visuellen Kultur des Internets, während es sich zugleich die Negation (DIS) über seinen Namen einverleibt: "DIS explores the tension between popular culture and institutional critique, while facilitating projects for the most public and democratic of all forums—the Internet", heißt es etwa in der letzten e-flux-Annonce zur Biennale. Bezogen auf die Berlin Biennale geht es DIS darum, aus seiner Sicht unauflösbare Widersprüchlichkeiten oder "Paradessenzen" – ein Portemanteau-Wort aus Paradox und Essenz – aufscheinen zu lassen, eine Strategie, die offenbar einen Kern seiner Herangehensweise darstellt. So kündigte das Kollektiv an "to materialize the paradoxes that increasingly make up the world in 2016: the virtual as the real, nations as brands, people as data, culture as capital, wellness as politics, happiness as GDP, and so on." Bereits seit 2010 existiert das diskursiv orientierte, in ultra-digitaler Glanz-Ästhetik gewandete DISmagazine, der zentrale Internet-Auftritt des Kollektivs (dismagazine.com). Darüber hinaus gründete es DISimages, eine Agentur, die von Künstlerinnen produzierte stock images verkauft (dis.images.com) sowie DISown (disown.dismagazine.com), einen Online-Retailer, der ebenfalls von Künstlern geschaffene (Anti-)Gebrauchsgegenstände zu upper-middle-class-Preisen anbietet und die Ausweitung des Markts für zeitgenössische Kunst auf breitere Klassen forciert. Zu einer Zeit, in der "Kreativität" vor dem Hintergrund erfolgreicher kommerzieller Aneignungsstrategien letztlich zum Unwort verkommen ist, strebt DIS nach eigenem Bekunden "new creative practices" an. Das Kollektiv bemüht sich demnach um die Stimulation erweiterter "creative economies", in denen nicht nur high und low oder virtuelle und reale Orte, sondern auch non-profit und Kommerzialität oder "speaking and selling" in einen seitens des Ökonomischen offensiven Austausch treten. Das Seminar möchte diese akzelerationistische Engführung von Kunst, visueller Produktion und materieller Kultur sowie den "cowboy ethos of the creative outlaw" (Christopher Glazek 2014), den DIS zu verkörpern scheint, als eine der jüngeren Antworten auf die Frage, was nach der im Kunstfeld institutionalisierten criticality kommen könnte, beobachten, analysieren und mit anderen Ansätzen – etwa solchen, die schon seit längerem die ostentative Verschmelzung mit dem Mittelmäßigen angesichts des "Mainstreams der Minderheiten" (Holert/Terkessidis 1996) betreiben – vergleichen. Als Instrumentarien dafür werden wir neben dem Eintauchen in den Biennale-Besuch solche Beiträge aus Kunstpraxis, -kritik, -theorie und -soziologie heranziehen, die es ermöglichen, sich dem internationalen Feld der "(post) contemporary art", seinen Dynamiken und Ausstellungszyklen, dem Label "Post-Internet Art", den aktuellen Realismus- und Materialismus-Diskursen sowie Debatten um die "Kunstmetropole" Berlin kritisch anzunähern. Vorläufige Literatur: Ed Atkins, Armen Avanessian, Julia Bryan-Wilson, Christoph Cox, Suhail Malik, T. J. Demos, Helmut Draxler, Peter Galison, Camille Henrot, Tim Ingold, Helen Molesworth, Susanne Pfeffer, André Rottmann, Kerstin Stakemeier et al.: "A Questionnaire on Materialisms", October 155 (Winter 2016), 3-110. Conny Becker, Christina Landbrecht, Friederike Schäfer (Hg.): Metropolitan Views, Band II: Berlin, Berlin. Kunstszenen 1989-2009, Berlin 2010. Pierre Bourdieu: Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes, Frankfurt am Main 1999. Larissa Buchholz, Ulf Wuggenig: "Kunst und Globalisierung", in: Heike Munder, Ulf Wuggenig (Hg.), Das Kunstfeld, Zürich 2012, 163-188. Alexander Dumbadze, Suzanne Hudson (Hg.): Contemporary Art. 1989 to the Present, Chichester 2013. Tess Edmonson: "DIS", Texte zur Kunst 100 (Dezember 2015) "Kanon", 99-103. Elena Filipovic, Marieke van Hal, Solveig Øvstebø (Hg.): The Biennial Reader, Ostfildern 2010. Hal Foster: "Post-Critical", October 139 (Winter 2012), 3-8. Andrea Fraser: "From the Critique of Institutions to an Institution of Critique", Artforum, Vol. 44, No. 1 (September 2005), 100-106. Christopher Glazek: "Shopkeepers of the World Unite", Artforum, 6.12.2014, artforum.com/slant/id=47107. Isabelle Graw: "Der Mythos der Marktferne. Anmerkungen zum Aufstieg Berlins zu einer Kunstmetropole", Texte zur Kunst 94 (Mai 2014) "Berlin Update", 35-61. David Joselit: After Art, Princeton 2013. Hans van Maanen: How to Study Art Worlds, Amsterdam 2009. Hanna Magauer: "Die neue Post-Net-Ordnung", Texte zur Kunst 100 (Dezember 2015) "Kanon", 105-110. Astrid Mania: "Walls Fall Down. Berlin's Contemporary Art Institutions", in: John C. Welchman (Hg.), Institutional Critique and After, Vol. 2 of the SoCCAS Symposia, Zürich 2006, 251-265. Kerstin Stakemeier: "Austauschbarkeiten. Ästhetik gegen Kunst", Texte zur Kunst 98 (Juni 2015) "Medien", 125-143.
FÄLLT AUS: Lille und das französische Flandern. Identitäten und Loyalitäten in einer europäischen Region instabiler historischer Grenzen (mit Exkursion) (Seminar)
Dozent/in: Christoph Vogtherr
Termin:
Einzeltermin | Sa, 28.05.2016, 10:30 - Sa, 28.05.2016, 17:00 | C 5.311 Seminarraum | Einführungsveranstaltung
Einzeltermin | So, 10.07.2016, 00:00 - Sa, 16.07.2016, 00:00 | extern | Exkursion
Inhalt: Die Region um Lille ist ein typisches und aussagekräftiges Beispiel für die Überlagerung von kulturellen identitäten – kommunal, regional, national und europäisch –, wie sie in vielen europäischen Grenzregionen existieren. Der Städtebau der Region vom 17. bis zum 21. Jahrhundert drückt unterschiedliche Traditionen und Loyalitäten klar aus. Die kulturellen Institutionen der Region auf beiden Seiten der französisch-belgischen Grenze stellen sich heute aktiv einem vielschichtigen Erbe und einer Identität mit verschiedenen Polen und Bezugsebenen. Deshalb ist das französischsprachige Flandern ein besonders aussagekräftiges Beispiel für die Möglichkeiten der Analyse von Urbanistik und kulturellen Institutionen in der Identitätsbildung. Das Seminar und die anschließende Exkursion soll die Möglichkeit schaffen, historische Identitäten durch eine Analyse von Urbanistik und Kulturpolitik zu entdecken, zu beschreiben und zu verstehen. Am Beispiel französisch Flanderns sollen die Möglichkeiten diskutiert werden, heute mit diesen Identitäten zu arbeiten und sie für eine Zukunft jenseits der Nationen zu nutzen. Das Blockseminar wird diese Situation in verschiedenen Epochen der Geschichte und städtebaulichen Entwicklung Lilles nachzeichnen und analysieren: Lille/Rijsel als flämische Stadt im 17. Jahrhundert; die Eroberung durch Ludwig XIV. und die Baumaßnahmen um 1700; die Einbindung in einen homogenisierten französischen Kulturraum im 19. Jahrhundert und die Spannung zur flämischen Regionalidentität; der Erste Weltkrieg; Lille als Europaregion und die Regionalisierung Frankreichs. Die Exkursion bietet dann die Gelegenheit, die Urbanistik vor Ort zu diskutieren und Ziele der Kultureinrichtungen – auch im Gespräch mit Mitarbeitern – zu analysieren. Sie führt an folgende Orte in der französisch-belgischen Grenzregion: 1. Lille: Flämisches Erbe: Vieille ville; Französische Herrschaftsarchitektur: Citadelle, Porte de Paris, Plans et reliefs; Opéra; Kulturelles Erbe: das Verhältnis flämischer und französischer Kunst im Palais des Beaux-Arts; Urbanistische Neuausrichtung: Lille Europe 2. Valenciennes: Die Grands hommes der Region (Watteau und Carpeaux), Künstler und Identitäten: Denkmäler im Zentrum, Musée des Beaux-Arts, Gespräch mit dem Direktor des Museums 3. Kortrijk und Tournai: der Vergleich mit belgisch-Flandern und der Wallonie 4. Lens: das Verhältnis zu Paris: Louvre Lens – Gespräch mit einem Kurator 5. Roubaix: Das industrielle Erbe und die Rolle von Kunst und Architektur der Moderne: La Piscine, Villa Cavois von Robert Mallet-Stevens, LaM in Lille-Villeneuve-d’Asq