Course Schedule


Lehrveranstaltungen

Kulturräume: Touristische Destinationen (Seminar)

Dozent/in: Karlheinz Wöhler

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 18:15 - 19:45 | 17.10.2011 - 03.02.2012 | C 5.311 Seminarraum

Inhalt: Es ist offensichtlich: Wer sich in touristischen Destinationen aufhält – sei es für eine bestimmte Zeit in einem Ort oder sei es beim Durchreisen in verschiedenen Orten –, begegnet Anderen und Anderem. Andersartiges kann nur im Verhältnis zum Eigenen wahrgenommen werden: Man erkennt sich im Anderen bzw. Fremden; im Fremden/Anderen kann man auch Eigenes in sich selbst – noch nicht Verwirklichtes, Erträumtes, Ersehntes oder Begehrtes – entdecken. Und wie steht es umgekehrt? Was nimmt der Andere/Fremde beim „encounter“ von Touristen wahr? Distanziert er sich von Reisenden/Touristen? Sieht sie/er in den Praktiken und dem Verhalten der Touristen auch Modelle für sich selbst? Zeigen „Bereiste“ überhaupt ihr Selbst- und Weltverständnis; bekommen es die Reisenden überhaupt in den Blick? Oder wird der touristische Blick vorab schon durch Prospekte u.a. gelenkt? Oder begegnen Reisende nur dem Servicepersonal, das nach bestimmten Vorgaben funktioniert? Und: Begegnen Touristen eher anderen Touristen als Einheimischen? Vor diesem Hintergrund sind touristische Destinationen zweifelsohne Begegnungsräume von Kulturen: Welche Bedeutungen die „Dinge“ und Verhältnisse haben, was einem etwas Wert ist und wie man sich danach verhält – all dies mag Kultur beschreiben und all dies wird in der Begegnung mit Fremden/Anderen bewusst. Und umgekehrt: Für die „Bereisten“ sind Touristen die Fremden/Anderen. Diese kurze Einführung ist der Hintergrund, vor dem im Einzelnen analysiert werden soll, ob nicht – die räumliche Struktur von bestimmten Destinationen und – bestimmte Reisearten je eigene interkulturelle Räume konstituieren. Wenn man so will, dann ist dieses Seminar ein Test: Immer wieder hört man, dass man selbstverständlich Land und Leute kennen lernen will, wenn man das angestammte Zuhause verlässt und sich zeitweilig andernorts aufhält. Löst man diese Selbstbeschreibung beim Sonnenbaden in Mallorca eher ein als beim Radwandern in Mecklenburg-Pommern? Oder sind Backpacker ebenso die „Kulturversteher“ wie Studienreisende? Und welche interkulturellen Begegnungen finden Las Vegas statt? Referatsthemen 1. Einführung (Wöhler); erste Sitzung 2. Was ist eine Destination? Welche Kulturen begegnen sich wie? Ein Überblick. 3. Kultur der Einheimischen/„Bereisten“ (Ist es die Hinterbühne oder lediglich die Vorderbühne, die für Touristen inszeniert wird? Oder beispielsweise: Essen wir als Touristen einheimisch? Was stellen Sightseeings dar; symbolisieren sie Anderes wie etwa Folklore oder Souvenirs? U.a.m.) 4. Was bringen wir als Touristen an Kultur mit? (Unsere Lebensweisen? Oder werden wir plötzlich andernorts ganz anders? Bringen wir schon bestimmte Vorstellungen und/oder Imaginationen des Anderen mit?) 5. Wie lässt sich der Übertritt von Zuhause in den alltagsabgewandten Tourismusort analytisch fassen? (Hier wird das Modell der Liminalität vorgestellt. Kurz: Touristen betreten einen antistrukturellen Raum, der durch Praktiken aufgeladen/gestaltet wird). 6. Touristischer Blick (Tourist Gaze) Räumliche Destinationsstrukturen. Definieren destinationale Anordnungen kulturelle Aneignungen? 7. Resort Cities (wie etwa Los Christianos/Teneriffa, Las Palmas oder Las Vegas) 8. Converted Cities (ein Teil der Stadt für Einheimisch und ein anderen – tourist bubbles – nur für Touristen) 9. Tourist-historic Cities (Mixtur von Einheimischen und Touristen, den bereits schon lange existierenden städtischen Raum besuchen; trifft dies für Lüneburg zu?) Bestimmen bestimmte Reisearten je spezifische kulturelle Begegnungen? 10 . Religionstourismus 11. Backpacker 12. Weintourismus 13. Couch Surfing 14. Nachhaltiger Tourismus 15. Frauenreisen 16. Ghettotourismus 17. Sextourismus