Course Schedule


Lehrveranstaltungen

Cultural Studies (Seminar)

Dozent/in: Roger Behrens

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 14:15 - 15:45 | 14.10.2013 - 31.01.2014 | C 12.111 Seminarraum

Inhalt: Dass es sich bei der modernen Alltagskultur in ihrer Vielfalt nicht um einen Massenbetrug handelt, sondern um bisweilen sogar widerständige und subversive Weisen kultureller Praxis, Rezeption und Produktion, ist Kernthese der Cultural Studies, die in den frühen sechziger Jahren in Großbritannien begründet wurden. Die Cultural Studies unternahmen es dabei, insbesondere jene Bezirke der Kultur zu fokussieren, die im akademischen Blick oft ausgespart bleiben: Alltagspraxis, triviale Formen der Unterhaltung, Fernsehen, Freizeitgestaltung, Sport, Konsumverhalten, Popkultur und Jugendmoden. Überdies haben die Cultural Studies, zunächst von der Marxschen Theorie ausgehend, aktuelle theoretische Impulse wie zum Beispiel den Strukturalismus und die Postmoderne aufgegriffen und am Kulturellen zu konkretisieren versucht. Schließlich haben die Cultural Studies, die mittlerweile einen vielfältigen und differenzierten Forschungsstrang bezeichnen, auf Themen wie Rassismus, Sexismus und Nationalismus im kulturwissenschaftlichen Diskurs aufmerksam gemacht. Dieses Seminar versteht sich als Einführung (wenngleich es selbstverständlich kein Anfängerseminar ist) und orientiert sich an den grundlegenden Texten und Arbeiten der Cultural Studies; dabei geht es auch um die Veränderungen und Entwicklungen im Forschungsprogramm der Cultural Studies, wozu auch die akademische Verfestigung als Studienfach gehört ...

Die Kulturtheorie von Bruno Latour (Seminar)

Dozent/in: Annika Weinert-Brieger

Termin:
wöchentlich | Montag | 10:15 - 11:45 | 14.10.2013 - 25.11.2013 | C 12.112 Seminarraum
Einzeltermin | Mo, 02.12.2013, 10:15 - Mo, 02.12.2013, 11:45 | C 12.112 Seminarraum

Inhalt: Bekannt geworden durch seine frühen Studien zur Produktion wissenschaftlicher Fakten in den Labors des Salk Institute, weitete Bruno Latour seinen Arbeitsbereich seit den 1970er-Jahren in einer „Flächenbewegung“ (Krauss) kontinuierlich auf immer neue Wissensgebiete aus. In dieser Bewegung der Ausweitung und Entgrenzung prägte er gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlern wie Callon und Law maßgeblich die Akteur-Netzwerk-Theorie, die mittlerweile als ein „free-floating paradigm“ (Crane) gelten kann, das sich für verschiedenste Disziplinen als anschlussfähig erwiesen hat. Seit einiger Zeit wird Latour, der Laborforscher, Kritiker der „Modernen“ und nach eigenem Bekunden „empirische Philosoph“, verstärkt als ein "Klassiker der Kulturtheorie" kanonisiert. Was zu diesem labeling führt, bleibt dabei jedoch ebenso offen wie die Antwort auf die Frage, worin genau das kulturtheoretische Potential seines Ansatzes bestehen mag. Kulturtheorien reflektieren jenseits klassischer Disziplinengrenzen den Wirkungszusammenhang von Kultur und Gesellschaft sowie von Kultur als einem - theorieabhängig - mal mehr, mal weniger eigenständigen Phänomenbereich. Seit dem "cultural turn" in den Sozial- und Geisteswissenschaften hat sich der Radius der Kulturtheorien über jene Disziplinen, die sich von je her mit dem Komplex „Kultur“ befassen (Ethnologie, Anthropologie, Völkerkunde etc.) hinaus ausgeweitet. Er umfasst nunmehr eine Vielzahl heterogener, teils konkurrierenden Theoriestränge, die sich nach Reckwitz zu einem „kulturtheoretischen Feld“ verdichten und deren kleinster gemeinsamer Nenner in einem wachsenden Interesse für die kulturellen Dimensionen des Sozialen besteht. Innerhalb dieses Feldes gilt es Latour noch präziser verorten. In diesem Seminar werden wir einen ersten Beitrag dazu erarbeiten und Latours Arbeiten gezielt auf ihre kulturtheoretischen Gehalte und zukünftigen Potentiale für kulturwissenschaftliche Forschungskontexte hin analysieren.

Die Kulturtheorie von Pierre Bourdieu: Habitus, Geschmack, Distinktion (Seminar)

Dozent/in: Cornelia Kastelan, Steffen Rudolph

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 12:15 - 13:45 | 17.10.2013 - 30.01.2014 | C 5.019 Seminarraum

Inhalt: Der französische Soziologe, Ethnologe und Philosoph Pierre Bourdieu (1930-2002) ist einer der einflussreichsten Denker des 20. und 21. Jahrhunderts. Zahlreiche seiner Werke prägten maßgeblich sowohl die Sozial- als auch die Geisteswissenschaften. Stellt die traditionelle Klassentheorie das Ökonomische in den Vordergrund, so betreibt Bourdieu eine kulturtheoretische Wende dieser Sichtweise auf gesellschaftliche Unterschiede: Die Kultur rückt als symbolische Dimension mit in den Mittelpunkt des Kampfes um soziale Herrschaft. Mit Begriffen wie "Habitus" und "Feld" sowie der Differenzierung verschiedener Kapitalsorten – ökonomisches , kulturelles, soziales und symbolisches Kapital – hat Bourdieu den analytischen Blick auf verschiedenste Bereiche gegenwärtiger Gesellschaften entschieden erweitert und geprägt. Vorlieben für bestimmte Musik- und Modestile, für eine gewisse Art von Literatur, von Filmen, Speisen oder Wohnungseinrichtungen, kurz: Geschmack und Präferenzen für kulturelle Praktiken erlauben Bourdieu zufolge nicht nur Rückschlüsse auf die soziale Position der Akteure, sondern aktualisieren zugleich deren Position und tragen damit zur Reproduktion der sozialen Ordnung bei. Alltagssprachlich ausgedrückt findet sich dieser Zusammenhang in Formulierungen wie "Zeige mir deine Wohnung und ich sage dir, wer du bist." Solche Geschmacksäußerungen stellen im Denken Bourdieus immer auch ausagierte Geschmacksurteile dar: Bewusst oder unbewusst handelt es sich dabei um eine Form der Distinktion, des "feinen Unterschieds", der nicht zuletzt auch der Abgrenzung von den Vorlieben anderer dient. Bourdieus vielfältige Veröffentlichungen umfassen u.a. ethnologische Studien in Algerien, Arbeiten zur sozialen Gebrauchsweise von Kultur, zum künstlerischen, intellektuellen und politischen Feld, zum Bildungssystem sowie – am prominentesten – zur Sozialstruktur Frankreichs. Darüber hinaus ist Bourdieu jenseits seiner wissenschaftlichen Arbeit als engagierter Intellektueller hervorgetreten, dem es an einer Diskussion um das "Elend der Welt" (so einer seiner Buchtitel) gelegen war.

Die Kulturtheorien von Dick Hebdige und Stuart Hall: Die Zentralität der Kultur (Seminar)

Dozent/in: Steffen Rudolph

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 12:15 - 13:45 | 15.10.2013 - 26.11.2013 | C 3.120 Seminarraum

Inhalt: Mit Stuart Hall (* 1932) und Dick Hebdige (* 1951) stehen zwei prominente Vertreter der britischen Cultural Studies im Zentrum des Seminars. Wie der Name bereits vermuten lässt, rückt der Ansatz der Cultural Studies Kultur ins Zentrum der Analyse. Kultur umfasst dem Verständnis der Cultural Studies nach jedoch nicht nur kanonisierte Spielarten der Hochkultur wie etwa Theater, Oper oder bildende Kunst, sondern gerade auch die vielfältigen Formen der Populär-, Alltags- und Subkultur, wobei sowohl Praktiken als auch Artfefakte Teil von Kultur(en) sind. Einer bekannten Formulierung folgend wird Kultur zum Ort des Kampfes um Bedeutung, ist demnach immer in Machtverhältnisse eingebettet. Vor diesem Hintergrund artikulieren sich in so diversen Phänomenen wie Punk und Techno, Soap Operas und Casting-Shows Formen der Herrschaft wie auch des Widerstands, die einer kritischen Gesellschaftsanalyse zugänglich sind. Dem Selbstverständnis nach sind Cultural Studies keine rein akademische Angelegenheit, sondern ein politisches Projekt, dem es an der Kritik bestehender Machtkonstellationen gelegen ist. Stuart Hall gilt als Vordenker der Cultural Studies-Ansatzes mit einer Vielzahl an Schriften, deren thematische Bandbreite kaum abzustecken ist. Einflussreiche Arbeiten beschäftigen sich mit Medienrezeption, Identität, Ideologie, Rassismus, Postkolonialismus, Jugendkulturen und der Ära Margaret Thatchers. Besonders sein Text "Encoding/Decoding" war von nachhaltiger Bedeutung für die Cultural Studies und wird noch heute in den Kultur- und Medienwissenschaften breit rezipiert. Seine theoretischen Bezugnahme reichen von Karl Marx über Roland Barthes bis zu Jacques Derrida und Michel Foucault. Dick Hebdiges Arbeiten zeichnen sich innerhalb der Cultural Studies durch einen stark semiotisch orientierten Zugang zu Populärkultur und insbesondere Musik und Mode aus. Seine Studie "Subculture. The Meaning of Style" gilt dabei heute als klassische Arbeit im Bereich der Subkulturforschung und ist eines der erfolgreichsten Bücher der Cultural Studies überhaupt. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit den jugendlichen Subkulturen von Punks, Teds, Mods und Rastas, die vor dem Hintergrund der Theorien von Antonio Gramsci ("Hegemonie"), Louis Althusser ("Ideologie") und semiotischer Perspektiven analysiert werden.