Course Schedule


Lehrveranstaltungen

The Deep Blue. Mediengeschichte der Ozeanographie (Seminar)

Dozent/in: Sebastian Vehlken

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 16:15 - 17:45 | 02.04.2019 - 02.07.2019 | C 5.326 (ICAM)

Inhalt: Gilles Deleuze und Félix Guattari zufolge stehen das Meer, stehen Ozeane exemplarisch für etwas, das sie "glatte Räume" nennen - für Räume, die erst durch bestimmte Operationen der "Einkerbung" beschreibbar und beherrschbar würden. Obwohl nautische Begrifflichkeiten häufig dazu dienen, die Größe von Wissensräumen zu umreißen, rufen Ozeane zugleich auch einen Horror vor dem Unermesslichen, dem Unergründlichen auf. In diesem Seminar verfolgen wir eine doppelte Perspektive. Zum einen wollen wir anhand literarischer Beispiele, etwa bei Hermann Melville, Jules Michelet oder Joseph Conrad, der Faszinationskraft und den Schrecken des Ozeans nachspüren. Welche "Elemente" sind konstitutiv, um sich einen Begriff von Ozeanen zu machen? Was sind die Unterscheidungskategorien von Land und Meer? Wie spielen in solchen Geschichten vom Ozean Seemannswissen, literarische Form und Geschichtsschreibung zusammen? Zum anderen wollen wir untersuchen, wie Ozeane seit dem 19. Jahrhundert in verschiedener Weise zu Objekten und Räumen (medien-) wissenschaftlicher Forschungen geworden sind. Ozeane stellten seit jeher in verschiedener Weise eine "last frontier" da, mit der sich nicht nur geographische und geopolitische Räume, sondern auch Grenzbereiche des Wissens verschoben haben - und bis heute verschieben, wenn es etwa in vertikaler Richtung um die Erforschung der Tiefsee geht. Wie haben sich Bilder, Imaginationen und Konzepte des Ozeans zwischen 1800 und 2000 verändert? Wie spielen Ozeane in moderne Wissenswelten? Welche Probleme stellen sie an unsere heutigen Lebenswelten, und Geheimnisse halten sie noch immer bereit? Mit Joseph Vogls Konzept der Poetologie des Wissens werden wir diese beiden Fluchtlinien des Seminars medientheoretisch miteinander verbinden und die Ozeane mit Michel Foucaults Begriff der Heterotopie und Deleuze und Guattaris Glattem und Gekerbten Raum auch in der kulturwissenschaftölichen Theorie als ganz besondere Räume und Phänomene kennenlernen.